Nach Instagram-Posting Stadtrat Alper Hasirci entschuldigt sich

Stadtrat Alper Hasirci. Foto: Neue Presse/Archiv

Der Coburger erklärt sich zu seinem Israel-kritischen Beitrag im Internet und räumt Fehler ein. Sein Stadtratsmandat will er weiterhin ausüben.

 
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Coburg - Nachdem der Coburger Stadtrat Alper Hasirci (parteilos) in der vergangenen Woche für seine Beiträge im sozialen Netzwerk Instagram scharf von den Jusos im Unterbezirk Coburg-Kronach kritisiert wurde, entschuldigt er sich nun, Israel mit dem NS-Deutschland verglichen zu haben und erklärt, wie die Beiträge zustande gekommen sind. „Ein Foto, das mich zum Nachdenken angeregt hat, zeigt 1947 jüdische Flüchtlinge, die auf einem Schiff in Palästina ankommen. Das Schiff trägt ein Banner: „The Germans destroyed our families and homes – don’t you destroy our hopes!“ Dieses Foto war für mich der Auslöser, eine – zugegebener Maßen sehr provokante – Frage zu stellen. Eine Frage, die ich in meiner sogenannten Instagram-Bubble gestellt habe, um ein Meinungsbild zum Konflikt unter meinen Followern einzuholen. Eine Frage, die ich heute so nicht mehr stellen würde. Eine Frage, für die ich mich hiermit in aller Form entschuldige“, so der Stadtrat.

Keinesfalls hätte er damit den Holocaust relativieren wollen. „Mir ist ganz bewusst, dass der Holocaust eine industrialisierte Tötung war und in keinem Vergleich zum Israel-Palästina-Konflikt stehen kann. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich keinerlei rechte, antisemitische oder rassistische Ideologie vertrete. Das liegt in meiner DNA.“ Als Deutsch-Türke sei er selbst mit Fremdenfeindlichkeit aufgewachsen und spüre sie teilweise bis heute noch. „Doch gerade als Betroffener orientiere ich mich nie an Ideologien, Weltanschauungen oder ähnlichem, sondern nur daran, ob mein Gegenüber die richtigen Werte vertritt“, so Hasirci weiter.

In den vergangenen Tagen sei er selbst massiv zur Zielscheibe geworden. So sei in der Facebook-Gruppe „Coburger Stadtgespräche“ der Satz „Der muss aus der Politik“ gefallen, wie er erklärt. Direkt wie auch indirekt hätten ihn Forderungen erreicht, politische Konsequenzen zu ziehen. „Ich finde es sehr bedenklich, wenn einerseits Mitglieder der Jusos den Fortbestand meiner Mitgliedschaft in einer Ausschussgemeinschaft im Coburger Stadtrat anzweifeln. Und ich finde es weiterhin bedenklich, wenn mir seitens Jusos-Mitgliedern aus dem Coburger Stadtrat zeitliche Ultimaten zur Abgabe von vorformulierten Erklärungen gestellt werden. Das entspricht nicht meiner Auffassung von einem – auch von der SPD – beschworenen Miteinander im Stadtrat.“

Hintergrund dieser Aussage ist eine am Montagabend abgegebene persönliche Stellungnahme der SPD-Stadträte Stefan Sauerteig und Ramona Brehm. Diese distanzieren sich von der Aussage Hasircis, es hätte vergangenen Donnerstag am Rande der Coburger Stadtratssitzung ein klärendes Gespräch mit Jusos-Stadtratsmitgliedern gegeben, „die sich nicht hinter die Pressemitteilung der Jusos Unterbezirk Coburg-Kronach gestellt haben“, wie Alper Hasirci damals betonte.

Mit Frist bis Montag, 24. Mai, um 16 Uhr hatte Stefan Sauerteig daraufhin Alper Hasirci in einem persönlichen Gespräch gebeten, diese Aussage zurückzunehmen und sich zu entschuldigen. „Leider muss zur Kenntnis genommen werden, dass Herr Hasirci sich zur Darstellung der tatsächlich abgelaufenen Gesprächsinhalte und zur Entschuldigung nicht bereit erklärt“, heißt es in einer Stellungnahme der beiden Stadträte. Und weiter: „Das von Herrn Hasirci benannte Gespräch hat es nicht gegeben. Richtig ist vielmehr, dass Herr Hasirci seitens der Stadtratsmitglieder, die gemäß der Parteistatuten Mitglied der Jusos im Unterbezirk Coburg-Kronach sind, am Rande der Stadtratssitzung deutlich darauf hingewiesen wurde, dass die von ihm verwendeten relativierenden Äußerungen über den Konflikt zwischen Juden und Palästinensern, die diesen Konflikt einseitig befeuern und die Komplexität desselben unberücksichtigt lassen, nicht dem Zusammenführen von Menschen und Meinungen dient, dies aber die Aufgabe eines gewählten Mitglieds des Stadtrates ist und die Kritik der Jusos im Unterbezirk Coburg-Kronach damit grundsätzlich berechtigt ist“, so Sauerteig.

Alper Hasirci hat hingegen den Eindruck gewonnen, „dass mittlerweile nicht mehr nur die eigentliche Diskussion um den Israel-Palästina-Konflikt im Vordergrund steht, sondern das Ausloten möglicher politischer Folgen eines Rücktritts meinerseits aus dem Coburger Stadtrat.“ Diesen Gefallen werde er jedoch weder seiner ehemaligen Gruppierung und Kandidatenliste, noch der politischen Mehrheit im Stadtrat tun, wie er in seinem Schreiben an die Medien betont.

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