Die Suche nach dem Ursprung des Virus gilt als politisch brisant. China fürchtet, als Schuldiger für die Pandemie angeprangert zu werden, bei der weltweit bereits Dutzende Millionen Menschen infiziert wurden und nach offiziellen Statistiken schon mehr als 1,9 Millionen Menschen starben. Seit Monaten streuen chinesische Behörden daher Zweifel, ob das Virus überhaupt aus China stammt. Es wird auf unbestätigte Berichte verwiesen, dass es mögliche Infektionen schon vorher in anderen Ländern gegeben haben könnte.
Auf diese These ging auch Außenamtssprecher Zhao Lijian am Montag vor der Presse ein. "Während sich die Zeitachse der ersten Fälle beständig zurück bewegt, könnte die Suche nach den Ursprüngen mehr und mehr Länder und Regionen umfassen", sagte der Sprecher. So müsste die WHO ähnliche Untersuchungen auch in anderen Ländern aufnehmen. Vor dem Hintergrund von Kritik am anfänglichen Umgang mit Informationen über das Virus verteidigte der Sprecher Chinas Kooperation mit der WHO als "offen und transparent".
Chinas Propaganda verbreitet die These, dass das Virus seinen Ausgang möglicherweise gar nicht in China genommen habe. Verwiesen wird dabei auch auf heutige Viruspuren auf importierten Tiefkühlwaren - die als Hinweis darauf gewertet werden, dass der Erreger aus dem Ausland eingeschleppt worden sein könnte. Ausländische Forscher wie Leendertz vermuten hingegen weiter Fledermäuse aus Südchina als Ursprung.
Mit dem Einreisetermin und der folgenden Quarantäne wird die Zeit für die WHO-Mission knapper als erwartet, da am 12. Februar schon das chinesische Neujahrsfest begangen wird. Zu dem wichtigsten Familienfest der Chinesen stellen viele Institute und Unternehmen schon lange vor dem Fest den Betrieb ein, da die Mitarbeiter meist für ein bis zwei Wochen oder auch länger in ihre Heimatdörfer reisen. Das Land kommt über das Neujahrsfest praktisch zum Stillstand.
"Es ist etwas Zeit verloren gegangen, aber ein paar Tage bleiben ja doch", sagte der Epidemiologe Leendertz. Auch sei die Reise eben nur eine erste Mission, so dass der Zeitplan in Ordnung sein sollte.
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