Bidens Team begrüßte das Ende der Blockade am Montag als „notwendigen Schritt, um mit der Bewältigung der Herausforderungen zu beginnen, denen unser Land gegenübersteht“. Bei Treffen mit aktuellen Regierungsbeamten werde man in den kommenden Tagen Maßnahmen in der Corona-Krise erörtern und einen Einblick in Fragen der nationalen Sicherheit bekommen.
Die geordnete Übergabe der Amtsgeschäfte („transition“) nach einer Präsidentenwahl ist seit fast 60 Jahren im Gesetz verankert. Damit wollte der Kongress sicherstellen, dass sich Amerikaner immer darauf verlassen können, eine funktionierende Regierung zu haben. „Jegliche durch die Übergabe der Regierungsgeschäfte verursachte Unterbrechung könnte Ergebnisse zur Folge haben, die für die Sicherheit und das Wohlergehen der Vereinigten Staaten und der Bürger schädlich sind“, hieß es 1963 zur Begründung des Gesetzes.
Hängepartie nach Wahl am 3. November
Schon vor der Wahl hatte es Befürchtungen gegeben, dass Trump den Übergang zu einer neuen Regierung behindern könnte. Der 74-Jährige hatte weder zugesichert, dass er das Wahlergebnis akzeptieren würde, noch hatte er eine friedliche Machtübergabe garantieren wollen. Die „New York Times“ berichtete, am Montag hätten ihm führende Mitarbeiter gesagt, dass die Übergabe beginnen müsse. Trump sei auch darauf hingewiesen worden, dass er nicht das Wort „aufgeben“ in den Mund nehmen müsse.
Die ungewöhnlich lange Hängepartie nach der Wahl am 3. November ergab sich auch aus der Vielzahl an Briefwahlstimmen, die vor allem aufgrund der Pandemie abgegeben worden waren. Erst vier Tage später riefen US-Medien - wie in den Vereinigten Staaten üblich - auf Grundlage eigener Erhebungen und gezählter Stimmen Biden zum Sieger aus. Eine Abwahl nach nur einer Amtszeit hatte es zuletzt 1992 bei George Bush senior gegeben.
Der US-Präsident wird nur indirekt vom Volk gewählt. Die Stimmen der Wähler entscheiden über die Zusammensetzung des Wahlkollegiums, das den Präsidenten dann im Dezember wählt. Für einen Sieg braucht ein Kandidat die Mehrheit der 538 Wahlleute - Biden brachte 306 Wahlleute hinter sich. Seine Amtseinführung ist für den 20. Januar geplant.
Die Bundesstaaten bestätigen derzeit nach und nach die Wahlergebnisse amtlich. Nachdem der wichtige Staat Michigan am Montag den dortigen Sieg von Biden offiziell bestätigte, übermittelte Emily Murphy, die Chefin der Verwaltungsbehörde GSA (General Service Administration), das entscheidende Schreiben an Biden, das der Nachrichtensender CNN veröffentlichte. Der Druck auf Murphy, die von Trump ernannt worden war, war zuletzt erheblich gestiegen. In dem Schreiben, bei dem es sich in normalen Wahljahren um eine Formalie handelt, wehrte sie sich gegen den Vorwurf, Biden aus „Angst oder Vetternwirtschaft“ nicht früher als offensichtlichen Wahlsieger benannt zu haben.