Nach Verkaufsverbot Neustadter Pyrotechnik-Händler droht Insolvenz

Peter Tischer

Das kürzlich erlassene Verkaufsverbot für Feuerwerk macht einigen Unternehmern schwer zu schaffen. Etwa Marco Djurin aus Neustadt.

 
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Bleibt Marco Djurin auch heuer auf seinen Feuerwerkskörpern sitzen, dann drohen ihm Verluste von rund 500 000 Euro aus den beiden Corona-Jahren. Foto: Peter Tischer/Neue Presse

Neustadt - Marco Djurin ist ein Mensch, den man nicht so schnell auf die Palme bringen kann. Schließlich ist er Unternehmer und kann ein Lied von der Selbstständigkeit singen – gerade jetzt in Zeiten der Corona-Pandemie. Doch der Umgang mit der Feuerwerks-Branche treibt ihm den Schweiß auf die Stirn. Er ist schockiert über das von Bund und Ländern kürzlich beschlossene Verkaufsverbot. „Es ist eine Hexenjagd auf die Pyrotechnik-Branche“, fasst er konsterniert zusammen.

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Mit seiner seit zehn Jahren bestehenden Firma „Crazy Fireworks“ hat er sich nach eigenen Aussagen zu Oberfrankens größtem stationären Feuerwerks-Verkauf entwickelt. „Und nun das, ausgerechnet zu unserem kleinen Jubiläum“, sagt er bedrückt. Allein im vergangenen Jahr habe er durch Corona Verluste von 350 000 Euro gehabt. „Seit drei Monaten warte ich auf staatliche Hilfe von 17 000 Euro“, sagt er. Für 150 000 Euro habe er Feuerwerkskörper in einer Bunkeranlage in Neumarkt in der Oberpfalz eingelagert, die von Kunden aus dem vergangenen Jahr seien, und dazu noch zehn Prozent Gratis-Artikel draufgepackt. In diesem Jahr hätten sich mittlerweile 71 Tonnen an Feuerwerkskörpern angehäuft, die versandfertig vor seiner Firma „Crazy Fireworks“ in Neustadt auf den Abtransport warteten. Warum das Verbot auch heuer so kurzfristig kam, könne er nicht verstehen, sagt er: „Ich muss die Ware ja bereits im Januar bestellen, um dann in den drei Tagen vor Silvester verkaufen zu können.“

Besonders ärgert er sich über die Begründung für das Verkaufsverbot: die Verletzungsgefahr bei Feuerwerken, die das Gesundheitssystem zusätzlich zu den Belastungen durch die Pandemie weiter unter Druck setzen würde. „Es passieren doch nur Unfälle mit den ungeprüften Böllern aus dem Ostblock“, schimpft Djurin. Genau das passiere nun: Kaufinteressenten würden in Nachbarländer fahren, um sich dort mit Feuerwerkskörpern einzudecken.

Seine Telefone klingeln in diesen Wochen unentwegt: „Die Leute wollen natürlich wissen, ob sie noch vor Ort etwas bekommen, ob ihre Online-Bestellungen noch rausgehen dürfen und wie sie sich verhalten sollen“, sagt der Unternehmer und wettert gegen die Politik, die „die Feuerwerks-Branche gezielt kaputtmachen will“.

Bleibt es bei dem Verkaufsverbot, dann müsse er im Januar möglicherweise Insolvenz anzumelden, fürchtet Djurin, „und das von mir unverschuldet“. Mittlerweile erhalte er auch schlechte Rezensionen im Internet, weil er nicht liefern dürfe. „Allein 23 000 E-Mails habe ich erhalten und 21 Anzeigen wegen Online-Betrugs, die allesamt natürlich eingestellt wurden“, redet er sich in Rage.

Der Neustadter Stadtbrandinspektor Florian Höfner befürchtet ebenfalls, dass mit nicht zugelassenen Feuerwerkskörpern Silvester gefeiert werden könnte: „Natürlich wird geschossen werden. Aber die Leute holen sich halt dann die Feuerwerksartikel aus dem Ausland, meist ohne Prüfsiegel, dem CE-Zeichen, verbunden mit einer Registriernummer und einer Identifikations-Nummer. Und da wird es dann gefährlich.“