Nachruf auf Gerhard Seuling Ein guter Freund geht, die Erinnerung bleibt

Maria Löffler
Gerhard Seuling im NP-Gespräch im Januar 2019, kurz vor seinem 80. Geburtstag. Foto:  

Er hinterlässt eine große Lücke in Kronach. Politiker aller Couleur sowie weitere Weggefährten würdigen den verstorbenen Gerhard Seuling als Menschen mit großem Herzen und hohem Sachverstand.

 
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Kronach - Kronach trauert um Gerhard Seuling, der kürzlich im Alter von 82 Jahren verstorben ist. Vielen war er ein treuer Freund und Weggefährte, ein Politiker aus ganzem Herzen, der in vielen Vereinen aktiv, sozial engagiert und überall ein beliebter Gesprächspartner war. Man schätzte seine Ausgeglichenheit, seine Sachlichkeit, seinen Sinn für Gerechtigkeit, aber auch seine offene Herzlichkeit.

Einer seiner langjährigen Freunde und Wegbegleiter war der ehemalige Landrat Heinz Köhler. Die Freundschaft reichte bis ins Jahr 1972 zurück. „In manchen Dingen gab es einfach keinen Besseren als ihn. Er war ausgeglichen und ein guter Mensch. Wir haben uns glänzend verstanden und ergänzt und waren ein Erfolgsduo“, so Köhler. Die Geschichte begann, als Heinz Köhler, der damals Landrat war, Gerhard Seuling als Kreiskämmerer gewinnen wollte. Seuling sei zwar nicht auf Anhieb begeistert gewesen, habe sich dann aber doch umstimmen lassen. „Das war eine goldrichtige Entscheidung, er war ein hervorragender Kämmerer.“ Heinz Köhlers Blick erinnert an die vielen Baumaßnahmen die man gemeinsam durchgezogen habe: das Schulzentrum, die Berufsschule, den Freizeitsee, Straßen. „Er hatte einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung des Landkreises“, so Köhler. Als Köhler später für die FWO einen Werkführer suchte, war wieder Seuling seine erste Wahl. „Auch da war er ein absoluter Glücksfall. Auch in schwierigen Phasen blieb er ruhig, schlichtete da, wo es nötig war.“ Köhler lobte ausdrücklich seine guten Kontakte zu allen Fraktionen, auch überregional. Und er erinnert sich an eine Anekdote, die Seuling als eingefleischten und leidenschaftlichen Fußballfan kennzeichnete: „Einmal rief ich ihn an und er klang wirklich, als wäre er total fertig. Als ich nachfragte, meinte er nur: ‚Der Club ist abgestiegen.’“

„Wir waren auf einer Linie“

Auch der ehemalige Bezirkstagspräsident Edgar Sitzmann (CSU) erinnert sich voll des Lobes an den SPDler Gerhard Seuling. „Er war ein guter Freund und er war ein Kamerad. Einer, auf den man sich zu 100 Prozent verlassen konnte. Wir haben über Jahre hinweg an der Spitze Oberfrankens die Arbeit gemeinsam gemacht. Dabei gab es nie eine Missstimmung, weil wir auf einer Linie waren, sowohl im Menschlichen als auch in vielen Bereichen in der Politik. Wir haben uns respektiert und wussten, dass nicht alles machbar war. Und genau das hat sich für den Bezirk Oberfranken sehr positiv ausgewirkt. Ich verliere einen guten Freund in ihm“, so Sitzmann.

„Er reißt eine Lücke, wir waren eng befreundet. Er war eine starke Persönlichkeit, ein prima Mensch, war kameradschaftlich, hat andere gelten lassen und zum Lachen gebracht.“ So erinnert sich der ehemalige Landrat Oswald Marr an Seuling. „1981 kam ich zum Landkreis in die Verwaltung und da war er mein direkter Vorgesetzter als Kreiskämmerer. Später waren wir in den unterschiedlichsten Positionen eng miteinander verbunden.“

Auch der ehemalige Kronacher Bürgermeister Manfred Raum hält kurz inne, bevor er über Gerhard Seuling spricht. „Er war ein engagierter Kronacher, der sich unheimlich für seine Stadt eingesetzt hat. Er hat sich hervorgetan in der Kommunalpolitik, war ein absoluter Fachmann für Finanzen, der sich auch in den staatlichen Fördersystemen nicht verirrte. Und er war immer eine große Hilfe und eine Stütze. Die Zusammenarbeit mit ihm war intensiv und vertrauensvoll.“

Und der Alt-Kreisgeschäftsführer des BRK, Alfred Welscher, sagt über ihn: „Gerhard Seuling war über 20 Jahre lang Schatzmeister des BRK, hat während dieser Zeit unter anderem die Altenheime in Kronach und Ludwigsstadt mitverantwortet. Als Mensch war er ausgeglichen, ruhig und sachlich.“ Tief getroffen zeigt sich ebenso die Vorsitzende des Kronacher Schwimmvereins, Eva-Maria von Nordheim, von Seulings Tod. Sie habe Gerhard Seuling stets als väterlichen Ratgeber geschätzt. Seuling war von 1983 bis zum Jahr 2000 Vorsitzender des Vereins und brachte vieles mit auf den Weg. Ab 2000 war er dann Ehrenvorsitzender. Nordheim: „Das ist ein mehr als herber Verlust für mich. Gerhard war immer für mich, für uns da. Er hat sich niemals in den Vordergrund geschoben. Ich schätzte die anregenden Gespräche mit ihm und werde ihn schmerzlich vermissen.“

Ähnlich ergeht es Markus Albrecht, der an die Zeit mit Gerhard Seuling im Schwimmverein zurückdenkt: „Gerhard hat nicht nur palavert, er hat auch aktiv mitgewirkt, das Ruder übernommen und den Schwimmverein vorangebracht. Ganz wichtig war für ihn die Integration. Er war ein absoluter Vereinsmensch“, erinnert er sich.

Ein Leben für Kronach

Gerhard Seuling führte ein Leben, das sich vor allem auch um die Kommunalpoltik drehte. Er wurde am 21. Januar 1939 geboren und trat am 1. April 1983 in die SPD ein. Er war bis 1989 Kreiskämmerer unter Landrat Heinz Köhler, kandidierte 1989 als Landrat, wo er noch knapp Werner Schnappauf unterlag. Von 1990 bis 2008 war er Kronacher Stadtrat und von 1990 bis 1996 Zweiter Bürgermeister. Von 1997 bis 1999 war er Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat und von 1994 bis 2008 Mitglied im Bezirkstag von Oberfranken. Hier war er von 1999 bis 2003 Bezirkstagsvizepräsident, war danach Mitglied im Kreistag und hatte sich 2008 aus der aktiven Poltik verabschiedet.

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