Fast 2200 Helfer für Impfkampagne ausgebildet
Für die Impfaktion würden fast 400 Stationen eingerichtet, hieß es von der WHO. Zusätzlich seien fast 300 mobile Teams unterwegs, um die Kinder zu erreichen. Fast 2200 Helfer seien ausgebildet worden, um den Impfstoff zu verabreichen.
Geimpft werde nach Zonen, zunächst im zentralen Gazastreifen, dann im Süden, anschließend im Norden. Dafür seien jeweils drei Tage nötig. "Wegen der unsicheren Lage, der Schäden an Straßen und Infrastruktur sowie der Bevölkerungsbewegungen ist es unwahrscheinlich, dass drei Tage in jedem Gebiet ausreichen, um eine angemessene Abdeckung zu erreichen", warnte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. Es gebe aber die Zustimmung, die Kampagne auf um einen Tag zu verlängern, sollten noch nicht genügend Kinder geimpft worden sein. Palästinensischen Angaben zufolge sollen die Menschen per Telefon und über die sozialen Medien über die Impfkampagne informiert werden.
Gazastreifen war seit 25 Jahren poliofrei
Die WHO strebt an, mehr als 90 Prozent der Kinder zu erreichen. Die Abdeckung sei nötig, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. In der Vergangenheit sei die Impfbereitschaft der Menschen immer groß gewesen. Der Gazastreifen war seit 25 Jahren poliofrei.
Vor kurzem wurde aber ein Fall entdeckt. Ein zehn Monate altes Baby aus Deir al-Balah zeigt laut der WHO Anzeichen von Lähmung im linken Bein, sei aber in stabilem Zustand.
Seit Beginn des Kriegs nach dem Terrorangriff der Hamas auf das israelische Grenzgebiet am 7. Oktober vergangenen Jahres konnten viele Babys im Gazastreifen nicht geimpft werden. Die schlimmen hygienischen Zustände in dem Küstenstreifen, wo häufig zahlreiche Binnenflüchtlinge auf engstem Raum ausharren müssen und sauberes Wasser knapp ist, können laut WHO zu einer raschen Ausbreitung der Krankheit beitragen.
Erreger infiziert den Verdauungstrakt
Polio wird auch Kinderlähmung genannt, weil der Erreger einst so verbreitet war, dass der Kontakt damit meist schon im Kindesalter erfolgte. Vor allem Kleinkinder waren von den poliotypischen Lähmungen betroffen.
Es handelt sich um ein sogenanntes Enterovirus, das in erster Linie den Verdauungstrakt infiziert. Verbreitet wird das hochansteckende Virus meist über kontaminierte Hände als sogenannte Schmierinfektion, in Ländern mit unzureichendem Hygienestandard auch über verunreinigtes Wasser.
Nur in etwa einem von 200 Fällen führt eine Infektion zu den für Polio typischen irreversiblen Lähmungen - und das zudem nur bei Ungeimpften. Eine Heilung gibt es bisher nicht.
Durch die 1988 initiierten weltweiten Impfkampagnen konnten bis heute rund 20 Millionen Menschen vor einer Lähmung und anderthalb Millionen vor dem Tod bewahrt werden, wie es bei der WHO heißt. Vor Einführung von Schutzimpfungen gab es allein in Deutschland tausende Erkrankte und hunderte Todesfälle jährlich. Inzwischen allerdings sind die Impfquoten vielerorts viel zu niedrig.