Ob sich Babler, der die SPÖ weit nach links gerückt hat, angesichts des Wahl-Fiaskos überhaupt im Amt halten kann, müssen die nächsten Wochen zeigen. Am Tag nach der Wahl erhielt er zumindest vordergründig noch innerparteiliche Unterstützung.
Stress-Test bei nächsten Landtagswahlen
Ein Stress-Test für ÖVP und SPÖ werden die anstehenden Landtagswahlen in Vorarlberg und der Steiermark. In diesen eher ländlich geprägten Bundesländern kann die FPÖ im Oktober und November erneut auf fulminante Zugewinne hoffen.
Laut Wählerstromanalyse des Instituts Foresight im Auftrag des ORF kam die FPÖ bei der Nationalratswahl auf dem Land auf 33 Prozent der Stimmen. In Vorarlberg und der Steiermark regieren Ministerpräsidenten der ÖVP, einmal mit den Grünen, einmal mit der SPÖ. Sollte die ÖVP die Macht in beiden Ländern verlieren, wäre das auch für Parteichef Nehammer ein großes Problem. "Dann wird der Druck auf ihn wachsen", so Stainer-Hämmerle.
Viele Beobachter gehen davon aus, dass es bis Weihnachten dauern wird, bis eine Regierung steht. Eine Koalition von ÖVP, SPÖ und den liberalen Neos gilt als denkbares Szenario. "Ein Dreierbündnis gegen die FPÖ ist nicht undemokratisch, 70 Prozent der Wähler haben die Rechtspopulisten nicht gewählt", befindet dazu die "Neue Zürcher Zeitung". Zugleich hat diese Konstellation aber das Problem, dass die deutsche Ampel-Regierung in Österreich als denkbar schlechtes Vorbild eines politischen Trios gehandelt wird.
Da zumindest bisher die Ablehnung Kickls quer durch alle Parteien hält, könnte dessen Einzug ins Kanzleramt dieses Mal noch scheitern. Aber die mittelfristigen Aussichten scheinen intakt: "Kickl hat Zeit", sagt die Politologin.