Immerhin sei er in Sicherheit, erzählt er CNN. Er wisse nicht, wie es seinen Nachbarn ergangen sei. „Die haben in ihrem ebenerdigen Haus nicht viel Luft nach oben.“ Angesichts des Anbruchs der Dunkelheit und den anhaltend schwierigen Wetterbedingungen am Donnerstagmorgen blieb die Zahl der möglichen Opfer des Hurrikans und der angerichtete Schaden zunächst unklar.
2,5 Millionen Leute ohne Strom und Trinkwasser
Bei Tagesanbruch begannen breit angelegte Such- und Rettungsaktionen aus der Luft, auf dem Wasser und wo möglich auf dem Land. Mehr als 2,5 Millionen Menschen waren ohne Strom, vielerorts gab es kein sauberes Trinkwasser. Der US-Präsident Joe Biden hatte frühzeitig den Notstand ausgerufen und Mittel der Katastrophenhilfe Fema für alle 67 Bezirke des Sonnenstaats freigegeben. „Wir werden Ihnen bei den Aufräumarbeiten und dem Wiederaufbau helfen“, versprach Biden den Betroffenen.
Der republikanische Gouverneur Ron DeSantis, der im kommenden November zur Wiederwahl antritt, sprach von einem „historischen Sturm“, der „die Ortschaften im Südwesten Floridas verändern und weitreichende Auswirkungen auf unseren Bundesstaat haben wird.“ Er sprach von einer schwierigen Zeit, die vor den Betroffenen liege. „Wir bitten die Menschen, an uns zu denken und für uns zu beten.“
24 Stunden Regen, 24 Stunden Wind
Experten warnten davor, das Vorüberziehen von Ian als Entwarnung misszuverstehen. „Wir sprechen von 24 Stunden Regen, 24 Stunden Wind, die das Wasser drücken“, sagt der Direktor des Nationalen Wetterdienstes Ken Graham auf einer Pressekonferenz. „Wir müssen das Wasser im Auge halten.“ 90 Prozent aller Opfer in tropischen Systemen seien durch Wasser verursacht.
In Port Charlotte, ein paar Kilometer nördlich von Cayo Costa, riss Hurrikan Ian das Dach des „HCA-Florida-Fawcett“-Krankenhauses weg. Direkt darunter fand sich die Intensivstation, auf der sich ein Teil der insgesamt 160 Patienten aufhielt. Da die Straßen überschwemmt waren, bestand zunächst keine Möglichkeit, das Gebäude zu evakuieren. Fieberhaft versuchte das Personal die Kranken in Sicherheit zu bringen. „Das war eine fürchterliche Situation“, berichtet eine Ärztin. Der Katastrophenschutz mobilisierte überall Ressourcen wie Wasser und Lebensmittel.
Ian schwächte sich auf dem Weg über die Halbinsel Richtung Atlantik zu einem tropischen Sturm ab. Über dem Meer dürfte er wieder an Kraft gewinnen. Im Visier sind dann die Bundesstaaten Georgia sowie South und North Carolina, wo Ian am Freitag ein zweites Mal an Land gehen wird.