Naturpark Haßberge Botschafter für die Heimat

Naturparkbotschafter sollen für Umweltschutz und Heimatpflege in der Haßberge-Region werben. Einer von ihnen ist Uwe Rädlein. Die Burgruine Bramberg bleibt sein besonderes Lieblingsplätzchen.

 
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Bramberg/ Ibind - Die erste Erinnerung sitzt tief. Abgrundtief, gewissermaßen. Als Zweitklässler war Uwe Rädlein mit seinen Klassenkameraden und Lehrer Krug seinerzeit zum Ausflug auf der Ruine Bramberg, beeindruckend muss der Anblick der hohen Burgruine gewesen sein, und mächtig Respekt hatten die Dreikäsehochs vor den steilen Abgründen. Das nutzte der Klassenlehrer und stellte sich auf eine Mauer, hinter der – das wusste aber nur er – der Abgrund nicht gar so tief war, sondern seinen Sprung nach gut einem Meter sanft auffing. Seine Schüler aber, einschließlich Uwe Rädlein, sahen mit entsetzten Augen ihren Pädagogen in der scheinbaren Tiefe verschwinden.

Ob es diese Geschichte war, die den Ibinder an den trutzigen Bau gefesselt hat? Gut ein halbes Jahrhundert später steht Uwe Rädlein mit dem Fernglas auf dem obersten Punkt der Burgruine und schwärmt vom Ausblick. „Bei gutem Wetter sieht man bis ins Fichtelgebirge“, erklärt er und deutet auf schemenhafte Silhouetten am Horizont: Schneeberg und Ochsenkopf, und das ist nur die eine Seite. Gut sichtbar ist auch der Große Gleichberg in Thüringen, der Kreuzberg natürlich, der Staffelberg, und erst recht die unmittelbar benachbarten Haßberggipfel. Mit ihren 495 Metern zählt die Burgruine Bramberg zu einem der höchsten Punkte der Haßberge.

Beste Übersicht hatte man von hier oben auf den Rennweg, die zwischen Bamberg und Fulda auf dem Haßbergkamm verlaufende einstige Handelsstraße. Hierfür soll die Bramburg im 10. Jahrhundert errichtet worden sein. Weil die Bramberger sich aber fortwährend aufsässig zeigten gegenüber der Würzburgischen Kirche, ließ Kaiser Barbarossa 1168 die Burg schleifen. Sicher wegen ihres bezaubernden Standortes befahl jedoch nur wenige Jahrzehnte später der Würzburger Bischof den Wiederaufbau – diesmal als Würzburger Amtssitz. Doch wieder hatte die Bramburg kein Glück: Während des Bauernkrieges im Jahre 1525 wurde sie von aufständischen Bauern in Brand gesteckt und zerstört. Seitdem ist sie eine Ruine.

Von dieser Geschichte erzählt auch Uwe Rädlein, wenn er seine Gäste auf die Bramburg führt. Denn der Ibinder organisiert nicht nur Veranstaltungen wie den „Iwinner Wirtshausgsang“ oder den seit 1935 in seinem Gasthaus ansässigen Ibinder Taubenmarkt, sondern führt auch immer wieder Interessierte hoch zur Burgruine. Rund zehn Kilometer beträgt die Wanderung von Ibind aus – und manchmal organisiert der Gastwirt im Nebenerwerb hier sogar einen Bratwurststand zur Stärkung der Wanderer. Unterstützt hat Uwe Rädlein den Naturpark Haßberge auch bei der Erstellung der Panoramatafeln, die den Weitsichtigen den Ausblick erklären. Hauptberuflich ist er schließlich ein vermessungstechnisch ausgebildeter Bauingenieur. „Das Besondere am Naturpark Haßberge ist für mich die Ruhe, die dieses idyllische Kleinod ausstrahlt. Hier lässt sich die Natur noch in vollen Zügen genießen“, schwärmt der „Iwinner“. Für diesen Naturpark ist Uwe Rädlein nun dank seines umfangreichen heimatlichen Engagements zum Botschafter ernannt worden. Naturparkbotschafter unterstützen den Naturpark ehrenamtlich bei dessen Arbeit und werben im Rahmen der Aktion „Mein Naturpark!“ für die Einzigartigkeit „ihres“ Naturparks. Auf diese Weise werde die Öffentlichkeit dafür sensibilisiert, welche Bedeutung der Naturpark Haßberge für die Stärkung der Heimat durch Naturschutz, Umweltbildung, Regionalentwicklung und einen nachhaltigen Tourismus habe, sagt Naturpark-Geschäftsführer Lukas Bandorf. Eingeführt wurde der Titel bereits vor über zehn Jahren, doch nun soll er wiederbelebt werden. Fünf Botschafter gibt es aktuell schon, weitere sollen folgen. „Gern auch noch mehr weibliche“, wie Lukas Bandorf sagt. Gemeinsam mit Landrat und Naturparkvorsitzendem Wilhelm Schneider (CSU) hat er die Ernennungsurkunde an Uwe Rädlein übergeben – hoch oben auf der Ruine Bramberg selbstverständlich. Der zwölf Meter hohe Torturm hat erst vor wenigen Wochen eine Aussichtsplattform samt stählerner Wendeltreppe erhalten: Ein weiterer Pluspunkt für Ausflügler. Die Baukosten von über 100 000 Euro übernimmt der Freistaat Bayern mit einer Sonderförderung.

Hoch oben sitzt auch Uwe Rädlein gern auf einer der Ruinenmauern, auch mal ganz alleine, früh am Tag oder abends vor dem Sonnenuntergang. Dann wirke das alte Mauerwerk „immer wieder stark auf meine Gedanken“, wie der Ibinder sagt. An einem schönen Maitag sind ihm dabei diese Zeilen eingefallen: „Auf hohem Throne stehe ich, die Heimat mir zu Füßen bunt. Der Kuckuck schallt, mein Herze lacht, ich geb‘s euch freudig kund.“ Rädlein ist nicht nur Botschafter für den Naturpark, sondern für seine fränkische Heimat generell. Sein familienbetrieblich geführtes Wirtshaus zählt seit 2018 zu Bayerns „100 besten Heimatwirtschaften“, hier wird die fränkische Küche genauso wie die fränkische Mundart gepflegt. Beispielsweise bei Auftritten und Vorträgen im „Iwinner Tunnlsaal“, den die Regierung von Unterfranken 2015 zum „unterfränkischen Kulturgut“ erklärte und in dem Uwe Rädlein selbst mit den „fümf Iwinner Wirtshaus-Schroller“ fränkisch-musikalische Erfolge feiert. Und von hier aus starten bei Interesse jederzeit auch gerne Wanderungen hoch zur Bramburg. Wer möchte, kann sich mit Uwe Rädlein auch in Ibind treffen für wissenswerte Häppchen rund um Berg, Burg und Landschaft oder mit ihm andere Ziele im oberen Haßgau bereisen. Der frisch gekürte Naturparkbotschafter ist zu allen Schandtaten bereit.

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