Neue Opern-Produktion am Landestheater Märchenhaftes aus dem Bällebad

Der „unterbelichtete“ König Dodon (Michael Lion) steigt aus seinem goldenen Bällebad empor. Foto: Maja Engelhardt/Maja Engelhardt

In der Oper „Der goldene Hahn“ wird Bernhard F. Loges erneut zum Regisseur. Die Handlung lehnt sich an ein altes Märchen an und besitzt dennoch Bezug zur Gegenwart.

 
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„Es wird ein sehr aktives Federvieh werden, eines das die Leute aufwiegelt, für Unruhe sorgt und sogar den König umbringt“, Bernhard F. Loges muss selbst ein wenig schmunzeln, als er von der Hauptfigur der kommenden Opernproduktion am Landestheater erzählt und fügt noch hinzu, dass es sich bei der Titelpartie um keine Sängerin im Federviehkostüm handeln werde, die nur „kikeriki“, beziehungsweise „kiriki“ von sich gebe.

Der Intendant ist zum zweiten Mal in der Vestestadt in die Rolle des Regisseurs geschlüpft und zeichnet für die Inszenierung „Der goldene Hahn“, eine Oper in drei Akten von Nikolai Rimski-Korsakow, verantwortlich. Das satirische Werk zeigt den amtsmüden und auch allgemein ständig müden König Dodon, der immerzu nur schlafen möchte und sich in unnötige Kriege verstrickt. „Ja, es ist ein Stück zur Stunde“, betont Loges in Anspielung auf den Krieg in der Ukraine, „gerade durch den Bezug zum Märchen, sollen wir über die Gegenwart nachdenken.“ Dem König wird von einem Astrologen ein goldener Hahn angeboten, der ihn durch Krähen vor Gefahren warnen soll. „Der König gebärdet sich sehr grotesk und infantil“, so Loges weiter.

„Der goldene Hahn“ ist die letzte von 15 Opern, die Korsakow nach dem, in Russland sehr berühmten, Märchen von Alexander Puschkin komponierte und eine, die er im Grunde auch nicht mehr schreiben wollte. Doch die Umstände in seinem Land animierten ihn dazu, 1905 mit dem Noten Schreiben zu beginnen. Die russischen Streitkräfte befanden sich im Krieg mit Japan und unterlagen in der Schlacht von Port Arthur. In Russland herrschte eine Hungersnot, Unmut gegen den Zaren regte sich, doch die russische Revolution blieb erfolglos. „Der Zar aus dem Märchen kann durchaus ein Äquivalent zu Putin sein“, so der Regisseur, der die Oper in deutscher Sprache aufführen lässt. „Das ist mir besonders wichtig“, betont er, „man soll verstehen, was die Leute singen.“ Es handle sich dabei um eine poetische und gereimte Übersetzung voller Ironie und Satire rund um den „unterbelichteten“ König.

Für Daniel Carter, der die musikalische Leitung übernimmt, besteht das Stück aus zwei Klangwelten. „Es beginnt ganz märchenhaft mit zwei Harfen, einem Glockenspiel und Triangeln“, erläutert er und geht über zu den Tönen im zweiten Akt: „Da hören wir dann dagegen eine imperialistische Musik, die sehr geradeaus ist mit typisch russischen Passagen.“

Das Bühnenbild und die Kostüme der Sparten übergreifenden Produktion, die von Chor und Ballettensemble mitgestaltet wird, stammen von Ana Tasic, die zwei Kontrastwelten realisiert und die wiederum von einer zweieinhalb Meter großen Krone vereint werden. Diese glänzt allerdings nicht mehr nur rein golden, sondern zeigt sich, symbolhaft, leicht verrostet. Über Monitore flimmern Nachrichten mit Bildern von Kriegen, die einen krassen Kontrast zur schimmernden Märchenwelt des Königs bilden. Einem Universum aus goldenen Bällen, in denen der Herrscher sich aalt.

Der goldene Hahn

Oper in drei Akten von Nikolai Rimski-Korsakow mit Prolog und Epilog nach dem Libretto von Wladimir Bjelski nach dem gleichnamigen Märchen von Alexander Puschkin (1834), Uraufführung 1909 in Moskau.

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