Die Volkshochschule in den Haßbergen setzt auf „barrierefreie Angebote“: Mit Kursen, die von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gleichermaßen besucht werden können, will man ein Zeichen für gelebte Inklusion auch in der Erwachsenenbildung setzen.
Holger Baunacher bringt es auf den Punkt: „Die Volkshochschulen waren von Beginn an ein Ort des Miteinanders und des Austauschs ganz unterschiedlicher Menschen“, sagt der erste Vorsitzender der Volkshochschulen im Landkreis Haßberge e. V. Entsprechend lägen „inklusive Veranstaltungen, welche zugleich die Vielfalt unserer Gesellschaft widerspiegeln und Raum für Begegnung schaffen“ besonders am Herzen.
Seit rund drei Jahren bietet die VHS Haßberge Bildung barrierefrei an – und hier ist Inklusion buchstäblich Programm. Zahlreiche Kurse gibt es mittlerweile im Angebot, die nicht nur die Integration und Teilhabe von Menschen mit Handicap auch beim Recht auf Bildung umsetzen, sondern zusätzlich ein gemeinsames Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung fördern wollen. „Daran arbeiten wir zusammen mit der Rummelsberger Diakonie, der Lebenshilfe, dem Landratsamt und vielen Vereinen und Gruppen im Landkreis“, freut sich Carolin Schuler, die dies bei der VHS im Landkreis betreut. Im Laufe der vergangenen drei Jahre habe sich das Angebot stark entwickelt: „Sowohl bei der Anzahl der Kurse, aber auch das Netzwerk ist inzwischen sehr gut ausgebaut“, so Carolin Schuler.
Schon das halbjährlich erscheinende Programmheft, das über die Angebote informiert, bemüht sich bei der Kursbeschreibung um einfache Sprache – Barrieren sollen fallen, wo auch immer sie auftreten könnten. Das gilt auch für Berührungsängste, die anfangs schon manchmal noch da gewesen seien bei dem einen oder anderen Kursleiter: Man war vorsichtig, der Umgang ungewohnt. Doch auch dies habe sich gelegt, wie Carolin Schuler berichtet. Im Gegenteil – man profitiert gegenseitig. „Das hat mir so viel gegeben“, zitiert Carolin Schuler eine Kursleitung, die bei ihren Teilnehmern sehr viel Dankbarkeit und Wertschätzung erfahren hatte. Die Rückmeldung sei auf beiden Seiten durchweg positiv. Und auch das Ziel einer tatsächlichen Inklusion – also dem ungezwungenen Nebeneinander von Kursteilnehmern mit und ohne Handicap – klappe immer besser. „Gerade bei den Vorträgen“, wie Carolin Schuler berichtet.
Auch im neuen Frühjahrsprogramm gibt es schon viele Anmeldungen für den Reisevortrag, den Marie Traussneck, als Elternzeitvertretung für Carolin Schuler vielen Ebernern noch als Außenstellenleiterin bekannt, am Mittwoch, 28. Februar, im BIZ am Marktplatz in Haßfurt veranstaltet. Sie ist mit dem Bus zum Nordkap gereist und berichtet an diesem Nachmittag von ihrer Reise, dabei zeigt sie auch ihren umgebauten Bus.
Das barrierefreie Angebot ist dabei genauso vielfältig wie die gesamte VHS-Palette. Da geht es um politische Bildung, wenn bei „Leben und Gewalt in der Nazi-Zeit“ gesammelt wird, was jeder über die Nazi-Zeit weiß, gemeinsam Fotos angeschaut werden und überlegt wird, was die Demokratie ausmacht (12. März in Haßfurt), oder auch um den richtigen Umgang mit Finanzen – oder mit Wut und Ärger. Das Wohlbefinden fördern sollen Kurse wie Meditatives Wandern (am 6. April in Oberschwappach), Intuitives Malen, Entspannung durch Klangschalen, Yoga im Sitzen oder sanfte Gymnastik. Und auch beim Baden in der Schafherde – kein Scherz – darf am 4. Mai in Unterschleichach jeder, der möchte, eine ganz besondere Auszeit nehmen. Bewegung gibt es für musik- und tanzbegeisterte Kinder und Jugendliche am 20. April in Zeil am Main, während „alle Sportler, Familien-Angehörige, Freunde und alle, die gerne Sport treiben“ jederzeit beim Inklusions-Sport-Training in Hofheim willkommen sind. Hier ist beispielsweise der TV Hofheim Kooperationspartner.
„Ich bin glücklich, dass ich inzwischen ein so großes Netzwerk habe“, freut sich Carolin Schuler. Dabei achtet sie dennoch darauf, dass das Angebot nicht allzu groß ist – auch dies kann überfordern. „Mehr wäre natürlich immer möglich“, lacht sie. Hier gilt es wie beim restlichen VHS-Angebot auch: Wer besondere Wünsche hat oder vielleicht sogar selbst etwas anbieten möchte, ist jederzeit willkommen.
Das gilt auch für sogenannte Kurspaten, die ehrenamtlich zur Begleitung und Unterstützung im Kurs dabei sind und sich bei Interesse gerne melden dürfen. Für die Kursleitungen wiederum bietet die VHS eigens Fortbildungen für inklusive Angebote an. Manchmal bedeutet dies auch nur, bei einem „herkömmlichen Angebot“ etwas mehr Rücksicht zu nehmen. Bei der Stadtführung in Hofheim beispielsweise, am 16. März. Dort geht es vielleicht nur ein wenig langsamer durch die Stadt, und die Erklärung zu den Sehenswürdigkeiten ist ein bisschen kürzer und leichter zu verarbeiten.
Auch Hörgeschädigte kommen auf ihre Kosten, denn die VHS stellt bei einigen Kursen auch eine Gebärdendolmetscherin zur Seite. Etwa, wenn es mit dem Deaf-Treff – einer Gruppe für Menschen mit einer Gehörbehinderung und deren Angehörige – gemeinsam auf Alpaka-Wanderung geht (20. April in Weisbrunn) oder gesund und lecker mit Hülsenfrüchten gekocht wird (17. April in Zeil).
Alle sind auch eingeladen zur großen Sommerparty für Kinder am Bischofsheimer See am 29. Juni mit Saft-Cocktails und Eis, Spiel und Spaß, organisiert von der Lebenshilfe Haßberge. Ein kostenfreies Angebot der Aktion Mensch gibt es wiederum am 3. Mai in Ebern mit einem Konzert mit der Band Mosaik in der Frauengrundhalle.
Apropos Ebern: Unter den beliebten und traditionell gut gebuchten Kursen rund um das Thema Gesundheit findet sich im Frühjahrsprogramm ganz neu ein Kennenlern-Kurs im „Yin Yoga“ – dem ruhigsten und sanftesten Yoga Stil überhaupt, wie es heißt. Yoga ist überhaupt weiterhin im Trend. In einem weiteren neuen Angebot will sich die Chinesische Medizin mit einer effektiven Tui Na-Massage dem steifen Nacken und dadurch bedingten Kopfschmerzen widmen. Neu sind auch Kurse im Handwerk: So dürfen Anfänger wie Fortgeschrittene in Eyrichshof ihr eigenes Werkzeug schmieden oder bei Christian Raehse und Dirk Kammlott vom Eberner Bauhof die Kunst mit der Kettensäge erlernen.
Andrea Polak heißt die Kursleiterin, die sich in Sachen Resilienz und Achtsamkeit fortgebildet hat. Ein entsprechendes Angebot (24. Februar in Ebern) richtet sich gezielt an die jüngere Generation: Die „Kraft und die Ruhe des Bären“ in sich sollen Grundschüler in einem Selbstbehauptungstraining finden, um die Herausforderungen, die Schule oder Alltag mit sich bringen, mit mehr Selbstvertrauen und Zuversicht anzugehen. In einem weiteren Kurs (20. April in Ebern) geht es darum, Mädchen im Alter etwa zwischen zwölf und 15 Jahren darin zu unterstützen, besser mit grenzüberschreitenden Situationen, unangenehmen Ansprachen und ungewollten Berührungen umzugehen. Weitere vielfältige VHS-Angebote gibt es selbstverständlich auch in den weiteren Außenstellen der Volkshochschule, etwa in Untermerzbach, Maroldsweisach, Ermershausen oder Burgpreppach.
Ansprechpartnerin für die Bildung barrierefrei bei der VHS Landkreis Haßberge e.V. ist Carolin Schuler, Kontakt unter der E-Mail c.schuler@vhs-hassberge.de, Telefon 09521/94 20 17.
Das gesamte Programm mit Anmeldemöglichkeiten ist zu finden unter www.vhs-hassberge.de.
