Neuer Chorchef Glücksgriff für Bamberg

Erfolgreicher Chorleiter und Komponist: Mikko Sidoroff. Foto: Annemonme Taake

Nach vier Jahren am Coburger Landestheater zieht Chordirektor Mikko Sidoroff weiter. In Bamberg möchte er den Symphonischen Chor weiter professionalisieren, in Dortmund erwartet ihn die Chorakademie.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Das Ziel ist ambitioniert: Zu einem der führenden Profi-Chöre in Deutschland möchte sich der Symphonische Chor Bamberg entwickeln. An die Spitze führen soll ihn Mikko Sidoroff, derzeit noch Chordirektor am Landestheater Coburg. Bereits am Jahresende wird der 37-Jährige von der Veste- in die Bischofsstadt wechseln. Zusätzlich wird er Leitung zweier Erwachsenenchöre an der Chorakademie Dortmund übernehmen, der größten Chorschule Europas.

Den Bamberger Chor kennt Sidoroff gut – und auch das Coburger Publikum konnte das Ensemble bereits kennenlernen: Zu Spielzeitbeginn verstärkten die Sängerinnen und Sänger aus der Nachbarstadt den Coburger Theaterchor bei den Aufführungen von Hector Berlioz’ Chorsinfonie „Fausts Verdammnis“ in der Morizkirche. „Der Chor ist fantastisch und hat unheimlich großes Potenzial“, schwärmt Sidoroff, der die Zusammenarbeit als „großes Glück und große Freude“ erlebte.

Das kann Intendant Bernhard F. Loges nur bestätigen, der sich für die Bamberger über den Wechsel Sidoroffs freut: „Er wird die Professionalisierung des Symphonischen Chores vorantreiben“. Loges schätzt seinen Kollegen, der zeitgleich mit ihm 2018 nach Coburg kam und ein halbes Jahr vor ihm nun weiterzieht, als „sehr guten Musiker und sehr angenehmen Kollegen“. Sein Faible für den Kammerchor habe neue Farben ins Programm gebracht. Zu seinen herausragenden Leistungen am Landestheater zählt er die Britten-Oper „Peter Grimes“ und in seine Chorarbeit für die Opern „The Rake’s Progress“ und „Der Goldene Hahn“. Wer dem Chordirektor folgen wird, steht laut Loges bereits fest und werde in Kürze bekannt gegeben.

Ein Chor aus „tollen, engagierten Leuten“

Coburg war Sidoroffs erstes Fest-Engagement in Deutschland und damit von großer Bedeutung für den Zugang zur deutschen Gesellschaft. „Ein Mensch braucht eine Arbeit, mit der er sich wohlfühlen kann, um glücklich zu sein. So ist es mir im Landestheater passiert. Ich bin dem Chor und dem damaligen GMD Roland Kluttig dankbar, dass sie mir vertraut haben!“, betont der scheidende Direktor. Seinen Chor würdigt er als „ganz besonderes Ensemble; vielfältig, spielfreudig, lustig, humorvoll, menschlich und voll von tollen, engagierten und musikalischen Leuten. Die alle werde ich vermissen!“ In sein Lob bezieht er den „tollen Extrachor“ ein, dessen Mitglieder ihre Freizeit in das Theater investieren: „Dieses Engagement ist echt wertvoll!“

Zu den Highlights seiner Coburger Zeit zählt Sidoroff neben „Peter Grimes“ auch Händels Messias und die gemeinsame Aufführung von Verdis „Messa da Requiem“ mit dem Bachchor. „Die Corona-Pandemie störte natürlich vieles, aber die schönen und glücklichen Momente in den normalen Chorsaalproben oder in den Aufführungen konnte sie uns nicht nehmen.“

Dem Finnen, in dessen Geburtsland es nur ein Opernhaus – in Helsinki – gibt, scheint es wie „ein großes Wunder, dass eine Stadt wie Coburg eine so großartige, internationale Institution haben kann wie das Landestheater. Es ist besonders und einmalig, darauf können die Coburgerinnen und Coburger stolz sein!“

So schwer ihm der Abschied fällt, so groß ist der Reiz der neuen Herausforderungen: „Ich freue mich nun, mit dem Symphonischen Chor Bamberg sehr eng zusammenzuarbeiten, die Qualität zu steigern und die professionelle Arbeit der Sängerinnen und Sänger zu leiten und zu festigen.“ Der 37-Jährige übernimmt das Zepter von Tarmo Vaask, Chordirektor am Staatstheater Nürnberg. Vaask hat den Symphonischen Chor Bamberg seit dem Debütkonzert am 2. Adventssonntag 2019 in der Bamberger Konzerthalle zu einem über die Stadt hinaus beachteten Ensemble geformt. Unter seiner Leitung führt der Chor mit den Nürnberger Symphonikern am 10. und 11. Dezember in der Meistersingerhalle Nürnberg ein weihnachtliches Programm mit Werken u. a. von Elgar, Britten, Rutter und Tabakova auf.

Mikko Sidoroff wird künftig zwischen Bamberg und Dortmund pendeln, wo er eine Teilzeitstelle an der Chorakademie übernimmt. Seine erste Aufgabe wird sein, einen neuen Damenchor zu gründen. Neben diesem wird er das Collegium Musicum leiten, ein gemischtes Ensemble von ungefähr 40 Mitgliedern, das sich unterschiedlichen Stilen von Renaissance bis zu zeitgenössischer Musik widmet.

Gefragter Komponist

Zu alledem pflegt Sidoroff noch musikalische Kontakte in die Heimat: Nach wie vor leitet er projektmäßig den Kammerchor Krysostomos, den er mit nur 17 Jahren gegründet und zum führenden Ensemble für zeitgenössische orthodoxe Kirchenmusik entwickelt hat. Für das 20-jährige Jubiläum im kommenden Jahr komponiert der Leiter ein einstündiges Werk, „es wird also bestimmt nicht langweilig“, schmunzelt der Vielbeschäftigte.

Auch als Komponist ist er ein gefragter Mann: Für die renommiertesten Vokalensembles und Chöre seines Heimatlandes hat er Stücke geschrieben, die vom Finnischen Chorverband Sulasol veröffentlicht wurden. Studiert hat Sidoroff an der Sibelius-Akademie in Helsinki Orchester- und Chorleitung. Schon damals leitete er Studentenchöre. Er setzte seine Studien an der Hochschule für Musik in Mannheim fort und besuchte mehrere Meisterkurse. Von 2016 bis 2018 war Sidoroff Gastdirigent des Euro Choir und dirigierte das Ensemble beim Festival Europa Cantat 2018 in Tallinn.

Autor

Bilder