Neues Buch aus Coburg Mario Schnabel: 40 Tage in der Wüste

Der Coburger Mario Schnabel (Mitte) mit den Beduinenjungs, die ihn in den ersten Tage begleiteten. Foto: Mario Schnabel/Mario Schnabel

Vor kurzem hat der Coburger Ex-Unternehmer ein Buch veröffentlicht. Es erzählt, wie er 40 Tage lang in der Einsamkeit der Sahara fastete. Und sein Leben nach dieser Reise grundlegend veränderte.

 
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Es sind diese drei Schlagworte, die die Geschichte von Mario Schnabel am ehesten umschreiben: Wüste, Einsamkeit, Sinnsuche. Der Coburger Unternehmer haderte schon lange mit der Frage, was er vom Leben erwartet; um ihr nachzugehen und eine Antwort zu finden, ging er 40 Tage lang in die Wüste, die Sahara, um in der Stille und Einsamkeit der weiten Sanddünen zu fasten – und zu sich zu finden. Über die Erfahrungen, die der Coburger in diesem Wüstenretreat sammelte, hat er Anfang des Jahres ein Buch veröffentlicht. „40 Tage in der Wüste“ heißt es und beschreibt auf unterhaltsame Art und Weise, wie Mario Schnabel das Abenteuer seines Lebens erfuhr – und erzählt vom unglaublichen Sternenhimmel in der Sahara, von Zwiegesprächen mit Gott und bilderbuchhaften Sonnenuntergängen.

Aber wie kommt es dazu, dass einer sich aus dem beschaulichen Coburg in die weite, einsame Wüste wagt? „Es begann eigentlich schon als Kind, wo ich als der Kleinste und Schwächste in der Klasse verspottet, geschlagen und gemobbt wurde“, blickt der heute 64-Jährige zurück und meint: „Schon damals war ich auf der Suche nach Anerkennung.“ Die fand er zwar später im Beruf, war aber dennoch nicht glücklich. „Ich engagierte mich in einer christlichen Kirche, leitete den Chor, spielte Geige im Orchester und arbeitete als Priester. Als mein Sohn zum Islam konvertierte, begann ich immer mehr in der Kirche zu hinterfragen und fand für mich immer mehr Widersprüche in der christlichen Lehre“, erklärt Mario Schnabel. Der entscheidendste Wendepunkt in seinem Leben allerdings kommt, als er an schwarzem Hautkrebs erkrankt: „Alle Dinge, die mir davor existenziell erschienen, waren plötzlich unwichtig.“

Familie und Freunde hatten damals viele Ratschläge für das, was der „richtige Weg“ aus seiner Lage sein soll. „Nur die Frage war: Was erwarte eigentlich ich von meinem Leben? Und da ich im täglichen Stress keine schlüssige Antwort darauf finden konnte, kam die Idee, in der Stille der Wüste danach zu suchen.“ Da sein Sohn vor Jahren eine Saharaexkursion mit seiner Schule gemacht hatte, war schnell der Kontakt zu der Beduinenfamilie in Tunesien hergestellt, die diese Reise damals geführt hatte. „Aus den Erfahrungen meines Sohnes wusste ich, wie ihm das alles getan und verändert hatte“, so der Coburger, der froh war, um das Angebot, das die Beduinenfamilie ihm machte: „Buche einen Flug nach Djerba, wir holen dich am Flughafen ab, fahren mit dem Jeep in die Oase Douz und reiten mit Kamelen in die Wüste. Wir bauen Dir ein Zelt auf und unser Zelt 200 oder 300 Meter entfernt. Wir versorgen Dich mit Wasser und wenn Du uns brauchst, sind wir für Dich da.“

Und plötzlich war Mario Schnabel alleine in der Sahara. „Natürlich war die Umstellung extrem. Ringsum nur Sanddünen und kilometerweit keine Menschenseele. Es war tagsüber warm, aber nachts bitterkalt mit Minusgraden“, erzählt er und meint: „Es war eine wunderschöne Landschaft, die mich umgeben hat, aber die Einsamkeit über 40 Tage, das war eine Extremerfahrung.“ Für ihn bleibt das während seiner Reise die größte Herausforderung. „Es war nicht das Fasten, obwohl ich ja wirklich 40 Tage keine feste Nahrung zu mir genommen habe. Aber überraschenderweise hatte ich so gut wie nie Hunger, der Kopf hat das anscheinend akzeptiert – wobei natürlich auch keine Verlockungen da waren, es gab ja im Umkreis von zig Kilometern nur Sand, “, blickt der ehemalige Geschäftsmann zurück und zieht Bilanz: „Das Alleinsein – vierzig Tage ohne Handy, Internet, Fernsehen, Zeitung oder Ähnliches, ohne soziale Kontakte. Ohne einen einzigen Menschen, mit dem ich reden oder den ich einmal umarmen konnte. Das war eine grenzwertige Erfahrung. Ich saß mehrmals weinend an meinem einsamen Lagerfeuer und hätte die ganze Aktion am liebsten abgebrochen.“ Natürlich hatte er sich vor der Reise auch medizinisch beraten lassen, auch wenn sein Arzt den Plan „ein bisschen verrückt“ fand, wie er sagt. „Aber er meinte dazu nur, ich solle bitte aufpassen, dass ich dabei nicht verhungere und – wenn ich gesundheitliche Probleme bekäme – das Ganze bitte abbrechen sollte.“

Die Erfahrung – das Fasten, die Einsamkeit – hat das Leben von Mario Schnabel nachhaltig verändert. Immerhin ist aus dem Tagebuch, dass er während der Zeit in der Wüste schrieb, inzwischen ein Buch geworden. „Es gibt einfach so viel, dass ich aus dieser Zeit mitgenommen habe“, meint er und möchte eine Erkenntnis besonders herausstellen: „Du kannst andere nicht ändern. Ändere Dich, dann ändert sich alles.“ Spürbar sind die Veränderungen, die die Wüstenerfahrung in sein neues Leben gebracht hat, sowohl im materiellen als auch im zwischenmenschlichen Bereich. „Ich habe mein Geschäft aufgegeben, mein Haus, meine Autos und so mache Luxusgüter, die natürlich auch einen großen Aufwand an Arbeitsleitung erforderten, um sie zu erhalten und auch zu bezahlen“, erzählt der Autor und fügt hinzu: „Leider führte all das auch zu einer Scheidung und dem Verlust mancher Freunde. Ich wurde von der Kirche von sämtlichen Ämtern enthoben, nachdem ich ein paar Erkenntnisse aus der Wüste in meine Predigten einfließen ließ. Aber ich habe mich noch nie in meinem Leben so glücklich, frei und gesund gefühlt.“

Noch einmal machen würde Mario Schnabel diese außergewöhnliche Reise nicht: „Das ist nicht mehr nötig, weil ich meine gewünschten Erfahrungen gemacht und tief zu mir selbst gefunden habe.“ Rückblickend sei dieser Weg in die Wüste jedoch die beste Entscheidung gewesen, die er jemals in seinem Leben getroffen habe, wie er betont. „Es war aber auch die härteste Entscheidung in meinem Leben“, gibt er zu und meint: „Das ist jetzt natürlich nur für mich gültig. Wenn das jemand nachmachen möchte, dann kann er das gerne tun. Aber Vorsicht – so eine Reise ist wirklich grenzwertig für Körper und Psyche. Wenn jemand so wie ich wirklich einen neuen Blickwinkel auf sein Leben finden will, wird er ihn finden, egal wie und wo.“

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