Wo sind Schwachstellen?
Kritiker befürchten Schlupflöcher für eine biometrische Massenüberwachung. Das KI-Gesetz verbietet die Massenüberwachung im öffentlichen Raum zwar, schafft aber gleichzeitig Ausnahmen. Paganini hält das für problematisch. „weil sich in der Vergangenheit oft genug gezeigt hat, dass derartige Ausnahmeregelungen sehr schnell (missbräuchlich) gegen politisch Andersdenkende angewendet werden können“.
Kritik äußert auch Cornelia Ernst, die bis Juni als Linken-Abgeordnete im EU-Parlament saß und die Verhandlungen um das Gesetz eng verfolgt hat. Sie rügt, dass das vom Parlament beschlossene Verbot von Echtzeit-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum durch eine lange Liste von Ausnahmen praktisch gekippt worden sei. Eine weitere Riesenlücke in der Verordnung sei, dass es keine Verbote für den Einsatz von KI-Systemen im Migrations- und Grenzkontext gebe. „Damit werden Menschen auf der Flucht zu Versuchskaninchen und die EU-Außengrenzen zum Testlabor gemacht. Das ist inakzeptabel“, sagte Ernst.