Neufang Ein Schlitzohr in Bestform

Hans Franz

Komödiant Oti Schmelzer bescherte seinen Fans einen überaus humorvollen Abend. An die 400 Gäste waren aus dem Häuschen.

 
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Seit Jahren gehört er zum Inventar der Veitshöchheimer Kult-Fernsehsendung „Fastnacht in Franken“ und ist so einem Millionenpublikum bekannt. Nun hatten knapp 400 Freunde des fränkischen Humors im voll besetzten Feststoudl in Neufang die Möglichkeit, den aus dem Knetzgauer Ortsteil Oberschwappach stammenden urigen Komödianten, Kleinkünstler und Kabarettisten Oti Schmelzer erstmals live im Kreis Kronach zu erleben.

Um es vorwegzunehmen: Es war ein über zwei Stunden dauernder Ritt auf den Wellen des Blöd- und Frohsinns. Dabei begeisterte Oti einmal mehr mit seinem schlitzohrigem Humor auf bestem Fränkisch. Oftmals wollten die Zuhörer Beifall geben, doch sie kamen vor lauter Lachen fast nicht dazu, denn schon folgte der nächste Gag des Dampfplauderers. Da brachte es wohl die extra aus Coburg gekommene Hildegard Beiersdorfer auf den einfachen Nenner. „So viel wie heute habe ich schon lange nicht mehr gelacht.“

Wenns läfft, dann läfft’s

Zu Beginn seines flotten Soloprogramms „Wenns läfft, dann läfft’s“ stellte er fest, dass auf jede Bühne ein schöner Mensch gehöre: „Hier bin ich.“ Er bekannte auch gleich seine Zuneigung zum Publikum: Die ersten Wörter, die er als Baby gelernt habe, hätten nicht Mama, Papa oder Onkel, sondern Steinwiesen gelautet. Angemerkt sei hierbei, dass der Künstler auf Einladung des Radsportvereins Concordia Steinwiesen in der Marktgemeinde gastierte. Da in Steinwiesen derzeit die Kulturhalle saniert wird, war man nach Neufang ausgewichen.

Keine gute Nachricht hatte Oti für den Personenkreis, der der fränkischen Sprache nicht gewachsen sei. „Ihr habt heute einen beschissenen Abend.“ So war es nicht verwunderlich, dass er sich als ein Verfechter und Bewahrer des fränkischen Dialekts präsentierte. Es jagte eine Pointe die andere. Auch wenn er einen bekannten Witz erzählte, so schaffte es Schmelzer ausgezeichnet, diesen auf seine Weise zu recyceln. Ebenso verstand er es, Tiefgründiges und Hochgeistiges mit wissenschaftlich Banalem und Unsinn zu vermischen.

Nah an der Gürtellinie

Mit seinen ganz eigenen Begriffen, wie Grenzwertgeber, Erziehungsberechtigte, Regierung oder jüngstes Gericht, skizzierte er das weibliche Wesen. Moralisten bezeichnete er hingegen als die Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt. Die Kuppel auf dem Reichstag erklärte er damit, dass es ohne diese nun mal keinen Zirkus gäbe. Da er auch als Winzer tätig ist, erteilte er entsprechenden Seminaren eine Absage und verglich diese mit dem Vorspiel beim Orgasmus: „Ich hup ja ach ka halbe Stund, bevor ich es Auto in die Garage fahr.“

Viel mehr dazu dürfte er an diesem Abend im katholischen Neufang gar nicht sagen, räumte er dann ein. Aber er machte es natürlich trotzdem. So war er manchmal recht nahe der Gürtellinie. Dennoch: Auch wenn es hin und wieder recht derb zuging – Oti Schmelzer ist ein Erlebnis, der mit seiner skurrilen Mischung aus Sprüchen, Liedversen und Grimassen für Lachanfälle sorgt. Langweile kam zu keiner Sekunde auf, wobei er auch auf das örtliche Geschehen blendend einging und dabei Bürgermeister Gerhard Wunder als eine Art Ministrant zu Hilfe kommen musste.

Fränkischer Dreispitz

Im ersten Teil seines Programms war er in ein vom Fernsehen her bekanntes Kostüm geschlüpft: Auf seinem Kopf prangte der falsch herum aufgesetzte fränkische Dreispitz, seine steierische Harmonika hatte er umgehängt, dazu trug er die lederne Kniebundhose und den Janker im typisch fränkischen Rot-Weiß.

Nach der Pause brachte Schmelzer das Publikum schnell wieder auf Temperatur mit einer Art Aerobic. Auch bei der fränkischen Wallfahrt band er die Zuhörer mit ein. Nicht fehlen durfte auch seine vom Frankenfasching her bekannte Aufforderung, dass die Männer und Frauen getrennt voneinander eine Textvorgabe nachsingen sollen. Die Damen hatten dabei den leichteren Teil mit „Sing ein Lied, sing ein Lied, wenn du mal traurig bist, sing ein Lied, wenn dein Schatz dich nicht küsst, Schatz sei doch froh.“ Die Männer hatten den weitaus schwereren Teil nachzusingen mit „Valerialoh“. Als Geistlicher und Betrunkener, als Sänger Karel Gott und Bata Illic kam sein ausgeprägtes Mimenspiel nochmals in der Schlussphase so richtig zur Entfaltung. Das Lachen gesund sei, dies stellte sich am Ende heraus. Es wurde nämlich kein Sanitäter oder gar ein Arzt benötigt.

Lob für die Helfer

Zu Beginn der Veranstaltung hatte im Namen des RVC Steinwiesen Schriftführer Hans Franz die Gäste begrüßt. Wie er erklärte, sei die Veranstaltung schon im Jahre 2020 aus Anlass des 110-jährigen Bestehens des Vereins geplant gewesen. Corona hätte aber dann dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Ein dickes Lob sprach er daher dem Vorsitzenden der Dorfgemeinschaft Neufang, Pawlos Ioannidis, aus. Er hatte den Verantwortlichen des RVC und deren 30-köpfiges Helferteam jegliche Unterstützung zukommen lassen.

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