Ob Olaf Schäfer im Laufe der Jahre ein Ritual für sich gefunden hat, das vor jedem Start dazugehört? „Das Ritual ist die Kloßparty am Abend zu vor“, sagt er. Während er sich die auch diesmal nicht hat entgehen lassen, hat es bei Odette Schirmbacher und ihrer Freundin Manuela Kirchner heuer aus beruflichen Gründen nicht geklappt. Für die beiden geht es also ohne Kloß im Bauch an den Start. Halb so schlimm, wie sie finden. Denn sie sind auf was ganz anderes scharf: „Wir freuen uns immer riesig auf den Haferschleim“, sagt Odette und lacht.
Auf den Spaß kommt’s an
Die 51-Jährige aus Erfurt ist das 13. Mal in Neuhaus mit von der Partie. „Aber insgesamt ist es mein 27. Marathon“, erzählt sie. In Berlin war sie schon, vergangenes Jahr in London, 2019 in New York und heuer soll es noch nach Chicago gehen. Dann würden ihr nur noch Boston und Tokio fehlen, um in allen an den „World Marathon Majors“ teilnehmenden Städten gewesen zu sein. Zwischendurch aber braucht’s auch den Rennsteiglauf. „Der ist für mich ein Kultlauf. Das muss einfach sein“, sagt sie. Und auch hier geht sie mit einem Foto ihres 2009 verstorbenen Vaters auf dem Trikot an den Start. „Ich laufe immer für meinen Papa.“
Odette und Manuela bezeichnen sich als „Spaßduo“. „Uns geht es nicht um die Zeit“, die sie bis nach Schmiedefeld brauchen. „Wir wollen einfach nur gut durchkommen und Spaß haben.“ Und den jedenfalls bekommen sie schon vorm Start mit den ihnen bereits bekannten Ritualen. Denn endlich erklingen sie wieder wie in den Vor-Corona-Zeiten, die obligatorischen Hymnen. Während zehn Minuten vor 9 Uhr zum Rennsteiglied zunächst Hände und Arme auf Temperatur geklatscht werden, folgt kurz vorm Massenstart das Ganzkörper-Aufwärmprogramm beim gemeinsamen Schunkeln zu den Klängen des Schneewalzers. Ganz so wie es zum Startort Neuhaus dazugehört. Ebenso wie das gemeinsame Runterzählen des Countdowns, an dessen Ende sich schließlich 2000 Läufer zeitgleich auf den Weg machen, die Mantelstraße hinauf, die Bahnhofstraße entlang durch den Kreisverkehr hindurch, an dem sie heuer erstmals einen musikalischen Motivationsschub vom Duo Carsten und Ina mit auf den Weg „vom schönsten Start der Welt zum schönsten Ziel der Welt in Schmiedefeld“ bekommen haben.