Neujahrsempfang Coburger CSU will mehr Tempo

Mathias Mathes
Christoph Ploß (vierter von links), Landesvorsitzender der CDU Hamburg, war Ehrengast beim Neujahrsempfang des CSU-Kreisverbands Coburg. Foto: Mathias Mathes

Der Kreisverband holt sich zum Neujahrsempfang mit Christoph Ploß ein bisschen Großstadt ins Haus. Und der Hamburger CDU-Landesvorsitzende teilt aus.

 
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Einmal über den Tellerrand hinausschauen – dazu hatte die Coburger CSU Christoph Ploß, den Hamburger CDU-Landesvorsitzenden, zum Neujahrsempfang am Freitagabend im „Münchner Hofbräu“ eingeladen. Und der Gastredner holte gleich zum politischen Rundumschlag aus.

„Wir sind auf dem Weg zur Weltmeisterschaft“, sagte der Bundestagsabgeordnete aus dem Norden und meinte damit nicht Fußball oder eine andere Sportart. Vielmehr stehe das Land fast an der Spitze bei den Steuern und Sozialabgaben. Hochqualifizierte Spitzenkräfte zu gewinnen, werde dadurch nicht leichter. Zudem dämpfe diese Situation neben den hohen Energiepreisen die Investitionsbereitschaft vieler Unternehmen. Von staatlicher Seite seien wiederum „massive Investitionen in die Infrastruktur“ nötig. Doch trotz immer noch hoher Steuereinnahmen gehe es kaum voran. „Wir brauchen mehr Tempo beim Planen und Bauen.“

Niedrige Preise, Ausweitung des Angebots

Nicht nur dafür erntete der Gastredner beim Coburger CSU-Kreisverband Beifall, sondern auch beim Thema Energieversorgung. Angesichts derzeit ziemlich hoher Energiepreise sei die Entscheidung der Bundesregierung, im Frühjahr auch die letzten deutschen Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen, schlichtweg ein Fehler. Bei den Energiepreisen stehe das Land wie die Wirtschaftsregion Coburg gleichfalls im weltweiten Wettbewerb. Es brauche niedrigere Preise, und zwar durch eine Ausweitung des Angebots. Dazu gehörten etwa längere AKW-Laufzeiten oder die Erschließung deutscher Erdgasvorkommen.

Nicht zuletzt benötige Deutschland wie die wirtschaftsstarke Region Coburg, Kronach und Lichtenfels Fachkräfte auf allen Ebenen und allen Branchen. „Wir brauchen mehr Fachkräfte denn je“, sagte Ploß. Ohne Zuzug von Menschen aus dem Ausland könnten viele Lücken nicht geschlossen werden. Er befürwortete Zuwanderung. Doch einen deutschen Pass sollten am Ende nur diejenigen erhalten, die Rechtsstaatlichkeit und Kultur ihres Gastlandes akzeptierten.

Angriff auf den Individualverkehr

Um mehr Tempo ging es auch in den Reden des Coburger CSU-Kreisvorsitzenden Kurt Knoch sowie von Hans-Herbert Hartan, Vorsitzender der Fraktion CSU/JC im Coburger Stadtrat – und zwar auf der „Stadtautobahn“. Nun hat der Stadtrat jüngst mehrheitlich entschieden, den Tempo-50-Bereich auf dieser Straße um einige hundert Meter zu erweitern. Knoch machte deutlich, was er davon hält. „Das ist ein etwas fragwürdiger Beschluss.“ Kaum sei ein Großteil der Strecke saniert, werde das Tempo heruntergesetzt. Vom Begriff Stadtautobahn könne man sich ja jetzt verabschieden.

Gar von einem „Angriff auf den Individualverkehr und das Auto an sich landauf landab“ sprach Fraktionsvorsitzender Hartan. Gerade in Coburg sei das unübersehbar. So sei es der Arbeit von Hans Michelbach, Vorgänger von Jonas Geissler als Vertreter der Christsozialen im Bundestag, gelungen, dass der Ausbau des Weichengereuth in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wurde. 26 Millionen Euro Fördermittel hätten bereitgestanden und doch habe sich der Stadtrat mehrheitlichen gegen den Ausbau der Verkehrsader ausgesprochen. Stattdessen würden die Parkgebühren erhöht und es gebe den Arbeitskreis Coburg ohne Auto erleben, allerdings ohne die CSU/JC-Fraktion. „Heißt es irgendwann: Autos in Coburg unerwünscht, bitte besuchen Sie die Einkaufszentren auf der grünen Wiese?“, so Hartan.

Klar bekannte er sich zum Landestheater: „Wir stehen zu unserem LTC.“ Allerdings sei die Kostensteigerung für die Generalsanierung inzwischen immens. Aktuell sei von 200 Millionen Euro auszugehen, wovon die Stadt 70 bis 80 Millionen tragen müsste. Dazu stünden die Sanierung des Hallenbads und von Schulen an. Das seien große Herausforderungen. „Auch einer wohlhabenden Kommune wie Coburg könne da finanziell einmal die Luft ausgehen“, warnte er.

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