Neujahrsrede Coburg soll Mitmach-Stadt werden

Oberbürgermeister Dominik Sauerteig bei seiner Neujahrsrede, die als Video auf der Internet-Homepage der Stadt Coburg (www.coburg.de) abrufbar ist. Foto: Screenshot NP

Oberbürgermeister Dominik Sauerteig hält seine erste Neujahrsrede. Sie muss heuer in einem außergewöhnlichen Umfeld stattfinden.

 
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Coburg - Das Corona-Pandemie-Jahr 2020 war ungewöhnlich Und das neue Jahr startet völlig anders als gewohnt. So muss auch der traditionelle Neujahrsempfang der Stadt Coburg ausfallen, der in den vergangenen Jahren stets im Spiegelsaal des Landestheaters Coburg vor geladenen Gästen aus allen gesellschaftlichen Bereichen stattgefunden hat. Deshalb wendet sich Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD), der seit dem 1. Mai 2020 als Nachfolger von Norbert Tessmer (SPD) im Amt ist, mit seiner ersten Neujahrsrede in einer Videobotschaft an die Bürgerinnen und Bürger. Sie ist auf der Internet-Homepage der Stadt Coburg veröffentlicht. Vorteil: Die Rede kann nicht nur ein bislang ausgesuchter Kreis von Menschen im Original verfolgen, sondern jeder Coburger, der über einen Internetzugang verfügt.

Sauerteig wirbt für „Green Deal“

Sauerteig wirbt für seine Vision, Coburg zur „Mitmach-Stadt“ zu entwickeln. Er wolle „mit und für alle Coburgerinnen und Coburger einen lokalen ,Green Deal’ für die kommenden Jahre erarbeiten und im gemeinsamen Schulterschluss umsetzen. Betroffene sollen dabei zu Beteiligten werden.“

Der Oberbürgermeister sei fest davon überzeugt, „dass Politik nur noch dann weitreichende Veränderungen herbeiführen kann, wenn bei diesen Prozessen Transparenz gelebt wird“. Dies koste im Vorfeld von Entscheidungen mehr Zeit und Kraft, „aber diese Mühe ist gut investiert“. Mit den Informationsformaten vor den Senats- und Stadtratsbeschlüssen zum Globe-Theater, das gegenwärtig am ehemaligen Güterbahnhof entsteht, „haben wir gezeigt, wie so etwas funktionieren kann“. Beispielhaft sei für Dominik Sauerteig auch der Online-Bürgerdialog, zu dem im Dezember 3. Bürgermeister und Sozialreferent Thomas Nowak (SPD) zusammen mit der Bertelsmann-Stiftung eingeladen hatte.

Die Rückmeldungen seien großartig gewesen. Solche Wege gelte es auszubauen. „Nicht jede einzelne Maßnahme wird dabei klappen“, schränkt der OB ein, „aber aus Fehlern werden wir lernen, noch besser zu werden“. Er wolle die Bürgerinnen und Bürger einbinden in Entscheidungsprozesse. Dazu solle es, wenn dies nach Corona wieder möglich ist, regelmäßige Stadtteilspaziergänge zu Themen geben, die den Coburgern „vor Ort auf den Nägeln brennen“. Sauerteig kündigt zudem Bürgerversammlungen mit der Stadtspitze an. Denn: „Der direkte Austausch ist mir sehr wichtig“, Politik habe sich an den Bedürfnissen der Menschen auszurichten. Allerdings: „Ich kann und werde nicht jedem nach dem Mund reden.“ Es gebe zu jedem Thema viele verschiedene, manchmal sehr konträre Meinungen. Politik und Stadtverwaltung müssten Kompromisse und eine Balance finden. Wer stets jedermanns Liebling bleiben wolle, „hat die Aufgabe von Politik nicht verstanden“.

Dominik Sauerteig ermuntert die Coburger, ihn anzusprechen, egal ob per Telefon oder Brief, mit einer E-Mail oder über WhatsApp. Es sei sein Anspruch, jedem eine persönliche Antwort zukommen zu lassen, „soweit es die Zeit zulässt“. Er würde sich sehr freuen, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger „einlassen auf meine Vision der Mitmach-Stadt Coburg. Es wird sicher spannend.“

In seiner Neujahrsrede bekräftigt der OB, wie wichtig die hausärztliche Versorgung in Coburg ist. Er freue sich, dass es ihm gemeinsam mit dem Hausärzteverband gelungen sei, auch für Praxiseröffnungen im Stadtgebiet eine Anschubförderung zu erkämpfen, die bisher nur im Landkreis möglich war, und beschreibt weitere Fördermöglichkeiten, beispielsweise die Bereitstellung von Praxisräumen oder die Arztausbildung über den kommunalen Krankenhausverbund Regiomed.

Klinikneubau große Herausforderung

Eine Herausforderung sei der Bau eines neuen Klinikums auf dem ehemaligen BGS-Gelände. Es werde voraussichtlich über eine halbe Milliarde Euro kosten und übersteige somit schon allein in Coburg finanziell alles bisher Bekannte.

Dominik Sauerteig legt in seiner Neujahrsrede ein Bekenntnis zum Landestheater ab und verweist darauf, dass rund 40 Prozent des städtischen Investitionsprogramms für Kultur und Bildung ausgegeben werden. . Allein in die Generalsanierung des Theaters am Schlossplatz und den Bau der Übergangsspielstätte Globe fließen in den nächsten Jahren weit über 50 Millionen Euro. Auch die steigende Beteiligung Coburgs am Theaterbetrieb schränke die finanziellen Spielräume „an anderen Stellen stark ein“. Deshalb stehe für den Oberbürgermeister die Umwandlung des Landestheaters – das Gebäude ist Eigentum des Freistaats Bayern – in ein Staatstheater „zur gerechten Lastenverteilung zwischen Staat und Stadt, wie beispielsweise in Würzburg vereinbart, weiterhin oben auf dem Verhandlungsfahrplan mit der Staatsregierung“.

Die Förderung des Sports steht für Dominik Sauerteig außer Frage. Doch auch hier müssten „extrem dicke Bretter“ gebohrt werden. Er denke dabei an die Generalsanierung des Hallenbads im Aquaria oder das neue Umkleidegebäude am Stocke-Stadion. Nicht alles, was von den Vereinen gewünscht wird, werde sich Coburg zeitnah leisten können. Als Beispiel nennt der OB eine eigene Vereinsschwimmhalle. „Immer mehr und immer teurer kann nicht mehr das Gebot im Jahr 2021 sein. Wir müssen eine Balance schaffen und Coburg gemeinsam voranbringen, gerade im Sport.“

Verbot von Steingärten

Im Kapitel „Nachhaltige Stadtentwicklung“ betont der Oberbürgermeister die Notwendigkeit des Klimaschutzes und nennt Beispiele, wo Coburg auch im Kleinen aktiv werden kann: Buswartehäuschen mit Gründächern, Verbot von Steingärten, Neubau von Fahrradwegen oder Partnerschaft mit Gruppen wie „Fridays for future“. Nachhaltige Stadtentwicklung sei keine One-Man-Show. Dominik Sauerteig: „Dieses Ziel können wir nur gemeinsam erreichen – im Stadtrat über alle politischen Strukturen hinweg, im Zusammenspiel aller Kräfte der Stadtverwaltung.“ Aber auch die Stadtgesellschaft müsse in diesen breiten Schulterschluss eingebunden werden. Er freue sich über möglichst viele Mitstreiter, so der OB.

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