Neukenroth Im siebten Kabarett-Himmel

Peter Müller

Von König Ludwig über Edmund Stoiber bis hin zu Markus Söder: Wolfgang Krebs kennt kein Pardon und nimmt sie alle aufs Korn. Sehr zur Freude des Publikums in Neukenroth.

 
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Aus ganz Oberfranken strömten am vergangenen Samstag Freunde des Kabaretts in die Zecherhalle von Neukenroth, um den Verwandlungskünstler der politischen Prominenz, Wolfgang Krebs, live zu erleben. Zu seinem ersten Auftritt in der oberfränkischen Metropole des Kabaretts kam der Künstler mit einem kräftigen bayerischen „Vergelt’s Gott!“ Mag das daran gelegen haben, dass er den Ort nicht kannte, obwohl sein Vater aus Oberfranken stammt, oder dass er sich schon für die dargebotenen Worte der Politiker, die er präsentierte, entschuldigen wollte. Man weiß es nicht.

Dafür war die Stimmung von Anfang an himmlisch und das große Publikum kenntnisreich und bereit, sich für den schlechtesten angekündigten Witz auszuschütten. Der meisterliche Politkabarettist präsentierte sich dabei einmal mehr in bester Spiellaune. Aufs Korn genommen hatte er für diesen Abend die gesamte CSU. Denn Petrus hat im Himmel über seinen Mittelsmann nach Bayern, den König Ludwig, der zuerst auf der Bildfläche der Zecherhalle erschien, vermeldet, dass keine von der CSU mehr in den Himmel kommen. Dem abzuhelfen, wurde König Ludwig zum Vermittler zu den derzeit mächtigen Politikern bestellt.

Kunstvolle Versprecher

Mit seiner Paraderolle – neben König Ludwig II. – als Edmund Stoiber erreichte die Stimmung in der Halle einen ersten Höhepunkt. Ein kunstvoller Versprecher jagte den anderen. Von seiner Oberfrankenkenntnis bis zur Ergründung der „Zecherhalle“ als Bierpalast oder Grubenerinnerung verstrickte er sich in herrliche Wortverdrehungen. Auch den Transrapid holte er wieder hervor. Diesmal für die zehnminütige Reise von Neukenroth nach Coburg zu Dagmar Wöhrl ins Geschäft. Als Edmund Stoiber die Bühne räumen musste, um dem neuen Star der bayerischen Politik Hubert Aiwanger Platz zu machen, explodierte die Stimmung. Er warb für sich und die „Freien Wähler“ als Ersatz für die CSU im Himmel. Seine einmalige Sprache und seine Strategie immer mehr „Follower“ in „Fakebuk“ zu erreichen, prädestiniere ihn für eine Begegnung mit Petrus. Konkurrenz erhielt der selbstbewusste Niederbayer durch den völlig unbekannten Horst Häberl aus einem unaussprechlichen Dorf, der dort Vorsitzender aller Vereine und Wahlleiter ist. Er übte scharfe Kritik an Gendern, Stadtflucht aufs Land, Aufhebung der „No goes“ beim Fasching und Trinken. Wolfgang Krebs traf mit dieser imitierten Figur wohl am tiefsten die Seele von heimatverbundenen Nichtwählern und illustren Otto Normalverbrauchern.

Wutrede

Aber es kam noch schlimmer. Nachdem sich aus dem Hintergrund des weiß-blauen Himmels der unverwüstliche Franz Josef Strauß mit einer Wutrede und Schimpfkanonade über die bayerische Politik zu Wort gemeldet hatte, musste sich Ministerpräsident Dr. Markus Söder selbst auf die Bühne begeben. Wolfgang Krebs imitierte den auf Wahltour befindlichen Franken Söder täuschend echt. „Dank sei mir, dem Herrn – der CSU“. Weiter ging’s mit Auftritten Aiwangers, Höberls und eines Schlagersängers, dessen neuesten Hit „Ich würde mich so gerne von dir trennen…“ mitsang. Von Wolfgang Krebs wollte sich niemand im Saal trennen. Alle genossen noch eine Parodie des Engelanwärters Edmund Stoiber, bevor Wolfgang Krebs von den Fans belagert wurde.

Mehr Bilder unter www.np-coburg.de

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