Der Südbahnhof in Neustadt ist für die meisten Bürger ein Buch mit sieben Siegeln. Das sieht man unter anderem auch daran, dass eine Kleingartenanlage zwar „Südbahnhof“ heißt, ihre Bezeichnung aber auch deren Vorsitzender Sven Sauerteig nicht begründen kann. Eine Spurensuche ergab schließlich Erfolg. Zunächst wurde Stadtheimatpflegerin Isolde Kalter in die Recherche eingebunden. Sie gab zwar an, dass es einen solchen zwar gegeben haben müsste, „die Akten im Stadtarchiv aber keinen Hinweis darauf erbrachten, welches der Gebäude denn nun der Bahnhof Neustadt-Süd war.“ Auch das Bauamt winkte ab, da es ohne genauere Angaben eher eine Suche im Heuhaufen sei. Kalter verwies letztlich auf das Werk „Die Geschichte der Stadt Neustadt“ ihres Vaters, Helmut Scheuerich, der dort schrieb: „Haltepunkt Neustadt-Süd zum Schutz der Reisenden vor Wind und Wetter mit Bahnhofsgebäude ausgestattet.“ Die Stadt wandte sich dazu am 11. April 1921 an die Eisenbahndirektion Erfurt mit der Bitte um Errichtung einer Unterkunftshalle. Die erfüllte den Wunsch und ließ eine drei mal fünf Meter große Wartehalle ohne Fenster und Türen in einfachster Weise Ende desselben Jahres errichten. Wegen geringer Benutzung wurde jedoch im Jahre 1923 die Haltestelle Neustadt-Süd aufgelassen und die Wartehalle beseitigt. Scheuerich schreibt weiter, dass „dem Antrag der Stadt Neustadt auf Wiedereröffnung vom 11. Mai 1933 von der Reichsbahndirektion Erfurt nicht stattgegeben wurde. Erst am 6. Dezember 1937, nachdem sich die Firma Siemens in Neustadt ansässig gemacht hatte, und viele Arbeiter aus den Nachbarorten beschäftigte, erfolgte die Wiedereröffnung des Haltepunktes Neustadt-Süd für den Personenzugverkehr. Das kleine Bahnhofsgebäude, das den Haltepunkt vervollständigte, wurde Anfang Oktober 1938 eingeweiht. Nach der Grenzziehung im Jahre 1945, als der Bahnhof nicht mehr benutzt wurde, diente das Gebäude zu Wohnzwecken. Anfang August 1971 erfolgte der Abbruch. Auch die Gleise wurden 1976 von der Bundesbahn in der Nähe von Neustadt-Süd bis zur Grenze nach Thüringen beseitigt. So richtig Fahrt nahmen die Nachforschungen zum eigentlichen Standort des Haltepunkts Neustadt-Süd auf, als Kulturbürgermeister Martin Stingl in historischen Karten nach Lage des Bahnhofs Süd, dem Gleisverlauf und der Chronologie geforscht hatte. Er hatte die Steinachtalbahn, auch Karussellbahn genannt, genauer beleuchtet. Dort stellte er fest, dass der Haltepunkt Neustadt-Süd bei Kilometer 28,93, gemessen vom Bahnhof Ebersdorf/Coburg aus, lag. Ab 1922 ist die Strecke mit Haltepunkt eingezeichnet. Dieser liegt hinter der heutigen Gartenkolonie „Am Südbahnhof“ auf der Höhe des heutigen Hugo-Hein-Freiflächenlagers auf Seite der Kolonie. „Vor Ort ist noch ein Stückchen Schiene zu sehen, zwischen dem Baustoffdepot der Firma Hein und Rolly Toys. Man kann am andersfarbigen Teer auch die Abzweigung Richtung Siemens erkennen. Hinter einer Birke beginnt dann die Schotterstrecke, die von der Eisenbahntrasse übrig geblieben ist“, ergänzt Kalter. Laut Quelle Wolfgang Beyer, Autor „Eisenbahn im Sonneberger Land“, gibt es ein Reststück von 1,52 Kilometern ab Bahnhof Neustadt, das aber keine Güterzustellung nach „MORA-C-Konzept“ der DB ab 2002 zuließ. Die letzte Abfertigung von Waggonentladung der Firma Hein erfolgte 1996, von der Firma Schneider Rolly Toys im Jahr 2000. Der Südbahnhof in Neustadt war früher für Kinder beliebter Spiel- und Abenteuerplatz. Geblieben ist von ihm nichts, außer der Erinnerung.