Neustadt Neuer Schwung für eine alte Liebe

Peter Tischer
Neustadts OB Frank Rebhan zeigte seinem Bürgermeisterkollegen Guillaume Lepers (Vierter von links) und anderen Gästen vom Rathausbalkon aus den neu gestalteten Marktplatz Foto: Tischer

Die Städtepartnerschaft mit Villeneuve-sur-Lot soll und kann wieder Fahrt aufnehmen. So lautet das Credo aller Beteiligten beim Antrittsbesuch des Bürgermeisters Guillaume Lepers.

 
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Seit über 45 Jahren existiert die Städtepartnerschaft zwischen Neustadt und Villeneuve-sur-Lot. „Dafür sind wir dankbar und stolz, denn so eine Partnerschaft wächst und gedeiht nicht von alleine“, erläutert Neustadts Oberbürgermeister Frank Rebhan anlässlich des Antrittsbesuchs von Villeneuve-sur-Lots neuem Bürgermeister Guillaume Lepers. Sie könne nicht rein auf Verwaltungsebene administriert werden, sie sei das stete Werk und Herzblut vieler Mitwirkender und ehrenamtlich Engagierter, so Rebhan. Vereine, Institutionen, Schulen und Bürger hätten in dieser Zeit tiefe und beständige Freundschaften geschlossen und die Partnerschaft auf Augenhöhe mit Leben erfüllt „allen weltpolitischen und pandemischen Entwicklungen zum Trotz“, wie Rebhan feststellte.

Ein Signal

Dass nun Lepers mit einer städtischen Delegation sowie Mitgliedern des Städtepartnerschaftskomitees kurzfristig das erste Mal nach Neustadt kam, kann als Signal gewertet werden, dass die Städtepartnerschaft wieder Fahrt aufnehmen soll. Denn auch Corona ging nicht spurlos an den Aktivitäten vorbei. Lepers lobte dennoch die Arbeit des Komitees, das eben nicht nur die offiziellen Vertreter einbinde, sondern zahlreiche Privatpersonen, die Freundschaften untereinander pflegten. Besonders der Schüleraustausch liege ihm am Herzen. Im Anschluss trug sich Lepers dann beim lockeren Rathausempfang ins Goldene Buch der Stadt ein. Rebhan führte die südfranzösische Delegation unter anderem durchs Rathaus, zeigte ihnen die Alte Weihnachtsfabrik und führte sie auf die Veste Coburg.

„In Villeneuve-sur-Lot war ich 1979 mit der Modellfluggruppe Neustadt MGN das erste Mal. Inzwischen war ich mehr als 35 Mal in unterschiedlicher Funktion, zu vielen Anlässen dort“, erzählte Komitee-Präsident Reinhard Elsner.

Binnen fünf Stunden

Elsner hatte gemeinsam mit Stadtrat Wolfram Salzer den kurzfristigen Besuch von Lepers in die Wege geleitet. Per Ultralight- Flugzeug war die Reise für Elsner dorthin spontan in knapp fünf Stunden möglich. „Villeneuve-sur-Lot verfügt über einen eigenen, renovierten Flugplatz mit rund 1000 Metern befestigter Bahnlänge“, erläuterte der passionierte Flieger. Wichtig sei es nun für Elsner, dass dieser „Neustart“ gepflegt und weiterentwickelt werde. Dazu sollen jetzt erst einmal Schüleraustausche zwischen dem Arnold-Gymnasium und der St. Catherine Privatschule wieder stattfinden. Zudem wolle Bürgermeister Lepers die Zusammenarbeit der beiden Städte hinsichtlich Vereinsbesuchen und Organisationen unterstützen und ausbauen. „Er hat dazu eigene Ideen präsentiert, diese werden auch durch seine Mitarbeiter gemeinsam mit Neustadt weiterentwickelt“, freut sich Elsner darüber.

Im kommenden Jahr soll dann auch das 45-jährige Bestehen offiziell gefeiert werden. Ein Blick in die Geschichte zeigt dabei, dass die beiden Städte nicht etwa wegen des gleichen Namens zusammengekommen sind, um mit einer sich hartnäckig haltenden These aufzuräumen (Villeneuve heißt übersetzt Neustadt), sondern die Tatsache, dass Villeneuve-sur-Lot eben auch ein Gymnasium hat und der Schüleraustausch die eigentliche Basis für die „Städteehe“ bildete.

Drei Kandidaten zur Auswahl

Die Grundlage der Partnerschaft reicht aber eigentlich bis ins Jahr 1963 zurück, als Adenauer und de Gaulle am 22. Januar einen Vertrag über die deutsch-französische Partnerschaft unterzeichneten. Eine Folge daraus war, dass sich verstärkt Städtepartnerschaften bildeten. Neustadt hatte drei „Kandidaten“ zur Auswahl. Durch Vermittlung des französischen Konsuls Daniel Couderc aus München wurden der Stadt Neustadt mit Grandvilliers, Lavaur und Villeneuve-sur-Lot diese drei vergleichbaren Städte genannt, denen ebenfalls an einer Städtepartnerschaft gelegen war.

1974 reiste eine Stadtratsdelegation nach Frankreich und führte mit Vertretern der Städte Villeneuve und Lavaur Gespräche über eine mögliche Städtepartnerschaft. Gestützt durch Gegenbesuche entwickelte sich mit Villeneuve eine engere Verbindung, die bereits 1975 zu einem Schüleraustausch führte und 1976 durch mehrfache Begegnungen noch verstärkt wurde. Am 18. Oktober 1976 fasste der Stadtrat den Beschluss, mit der südfranzösischen Stadt Villeneuve-sur-Lot die ‚Ehe’ einzugehen. In Neustadt wurde die Städtepartnerschaftsurkunde im Rahmen einer Sondersitzung des Stadtrates am 23. Juni 1977 vom damaligen Oberbürgermeister Ernst Bergmann und vom Villeneuver Bürgermeister Georges Lapeyronie unterzeichnet. In Villeneuve-sur-Lot wurde die Städtepartnerschaft am 27. August 1977 besiegelt.

Als Wegbereiter dieser Partnerschaft müssen Alt-OB Hellmut Grempel, damals 2. Bürgermeister, und Andrée Langosch bezeichnet werden. Ebenso Jean-Claude Cayrel, Komiteevorsitzender bis zu seinem Tode im Jahre 1995 sowie Luc Auzenau und Jaques Lagadére. Vor allem dem Engagement des Komiteevorsitzenden Jean-Claude Cayrel und des ehemaligen 2. Bürgermeisters Hellmut Grempel ist es zu verdanken, dass sich die Beziehungen beider Städte vor allem in den Anfangsjahren außergewöhnlich gut entwickelten. Am 19. März 1992 wurde in Neustadt das „Städtepartnerschaftskomitee“ gegründet.

Offizielle Höhepunkte waren bisher die Feierlichkeiten anlässlich des 25-jährigen Partnerschaftsjubiläums im Jahre 2002, die Widmung des Neustadter Freizeitparks in „Freizeitpark Villeneuve-sur-Lot“ am 26. Juni 2004 in Neustadt sowie die Feierlichkeiten anlässlich der Partnerschaftsjubiläen, beispielsweise im Jahre 2007 in Villeneuve-sur-Lot und 2008 in Neustadt Das Komitee hat in Neustadt derzeit rund 55 Mitglieder. Präsident ist Reinhard Elsner.

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