Neustadt Seit 125 Jahren zum Wohle der Menschen

Peter Tischer

Die BRK-Bereitschaft Neustadt hätte heuer eigentlich groß ihr Jubiläum feiern wollen. Daraus wurde nichts. Doch eine Auszeichnung erhält man dennoch.

 
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Neustadt - Wie breit das Rote Kreuz aufgestellt ist, sieht man an der Bereitschaft Neustadt. Seit 125 Jahren leisten Frauen und Männer ihren Dienst an 365 Tagen im Jahr und das alles ehrenamtlich. Kreisbereitschaftsleiter Claus Weigand wird daher nicht müde, seinen Kollegen für ihren unermüdlichen Einsatz zu danken.

Blick in die Geschichte

Gegründet wird die BRK-Bereitschaft Neustadt am 15. Mai 1895 im Gasthaus von Ernst Lambein.

1902 errichtet Herzogin Marie die Marienhausstiftung. Neustadt und Wildenheid haben bis heute einen Marienverein.

1935 wird die DRK-Frauenbereitschaft Neustadt gegründet.

1946 erfolgt die Gründung der BRK-Wasserwacht, Ortsgruppe Neustadt.

1957 folgt die Gründung des Jugendrotkreuzes Neustadt.

1960 wird das in Gemeinschaftsleistung von Sanitätskolonne, Wasserwacht, Jugendrotkreuz und Marienverein erstellte Rot-Kreuz-Haus eingeweiht.

1988 erfolgt die offizielle Vorstellung der Schnelleinsatzgruppe SEG.

1993 schließen sich Sanitätskolonne und Frauenbereitschaft freiwillig zusammen und firmieren als "Bayerisches Rotes Kreuz - Kreisverband Coburg - Bereitschaft Neustadt".

1998: Der Helfer vor Ort (HVO) nimmt in Neustadt seinen Dienst auf.

2020 besteht die Bereitschaft 125 Jahre.


Auch wenn aufgrund der Corona-Pandemie das Jubiläumsfest auf das nächste Jahr verschoben werden musste, so blickte man kürzlich dennoch auf die zurückliegenden 125 Jahre zurück: So hatten am 15. Mai 1895 32 Männer die "Sanitäts-Colonne" im Lokal von Ernst Lambein gegründet. Carl Lien als Leiter, Carl Götz als sein Stellvertreter und Dr. Fischer als Leitender Arzt führten die "Freiwillige Sanitäts-Colonne vom Roten Kreuz in Neustadt Herzogtum Sachsen-Coburg", so der Titel. In diesen 125 Jahren hat sich das Aufgabenspektrum vom reinen Sanitätsdienst hin zu umfassenden Wohlfahrtsaufgaben entwickelt. "Es bedeutet viel, Rotkreuz-Arbeit und -Alltag über so einen langen Zeitraum aufrechtzuerhalten", lobt auch Bezirksbereitschaftsleiter Johannes Stegmann seine Mannschaft. "Beruf, Familie und Ehrenamt unter einen Hut zu bringen, ist alles andere als einfach." Stegmann verhehlt nicht, dass die Rotkreuzler mittlerweile am Limit arbeiten, "es wird immer mehr von uns verlangt".

Die Neustadter Bereitschaft kann im Jubiläumsjahr freilich mit beeindruckenden Zahlen aufwarten. Seit 2012 leistet sie über 20 000 Stunden ehrenamtlichen Dienst pro Jahr. Umgerechnet entspräche dies etwa 10,5 Vollzeitstellen bei einer 40-Stunden-Woche, die Kosten dafür würden sich auf über 200 000 Euro belaufen. Dabei erwirtschaftet die Bereitschaft einen großen Teil ihrer Auslagen sogar noch selbst. Allerdings sind coronabedingt die Einnahmen im Jubiläumsjahr nahezu komplett weggebrochen: Altkleidersammlung, Glückshafen und Sanitätsdienste fanden nicht statt. "Das heißt zwar weniger Arbeit, aber eben auch weniger Einnahmen", zeigt Bereitschaftsleiter Benjamin Curth auf. Auch der Helfer vor Ort, der in Neustadt von der Bereitschaft eigenfinanziert und personell selbst geschultert wird, ist derzeit nur eingeschränkt im Einsatz. Dagegen läuft die Blutspende-Aktion weiter, ebenso wie der Rettungsdienst. Weitere Aufgaben wie der Katastrophenschutz und die Breitenausbildung durch Erste-Hilfe-Kurse werden vorgehalten. "Wir sind aktuell 90 Mitglieder, die Hälfte davon aktiv", zeigt Curth auf, dass die viele Arbeit auf relativ wenige Schultern umgelegt werden kann.

"Wichtig ist es, die Mitgliederzahlen stabil zu halten. Das erreichen wir unter anderem dadurch, dass wir weiter eine gute Jugendarbeit im Jugendrotkreuz leisten", blickt Curth nach vorne. Die Mitgliedergewinnung hat oberste Priorität, wobei man erfreulicherweise im letzten Jahr 25 neue Mitglieder begrüßen konnte, freut sich Curth. "Wir wollen weiterhin den Ausbau unserer Ausbildung mit dem Patientensimulator vorantreiben und haben das Ziel, ein Ausbildungszentrum für ehrenamtliche Einsatzkräfte ins Leben zu rufen." Des Weiteren hat sich die Bereitschaft zum Ziel gesetzt, technisch auf dem neuesten Stand zu bleiben, um "so die bestmögliche Hilfe für Menschen garantieren zu können". Letztendlich ist damit auch die Hoffnung auf wieder steigende Einnahmen verbunden.

Gefeiert werden soll das Jubiläum dann im kommenden Jahr, da die Corona-Beschränkungen die Veranstaltung im Mai dieses Jahres zunichtegemacht hatte. "Wann und wie steht aber noch nicht fest, wir müssen schauen, wie sich die Corona-Pandemie entwickelt", so Curth.

Als Dank für die hervorragende, 125 Jahre lange Arbeit im Dienste der Menschlichkeit überreichte Stegmann der Rotkreuz-Bereitschaft Neustadt die Henry-Dunant-Plakette. Die hohe Auszeichnung wurde verliehen "in dankbarer Anerkennung langjähriger Verdienste und besonderer Leistungen für das Deutsche Rote Kreuz."

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