Neustadt/Sonneberg Für mehr Fairness beim Einkaufen

Peter Tischer
Bürgermeister Martin Stingl und Nina Brückner, Mitarbeiterin des Bereichs Kultur, Sport, Tourismus in der Stadtverwaltung, plädieren dafür, den Fairtrade-Gedanken sukzessive voranzutreiben. Natürlich soll es nicht nur bei der Beschaffung von Kaffeebohnen bleiben. Foto: Tischer

Bei Beschaffungen will die Stadt Neustadt künftig auf mehr Nachhaltigkeit setzen. Dafür soll die Verwaltung des Bereiches Kultur, Sport, Tourismus ein Konzept erarbeiten.

 
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Neustadt/Sonneberg - Die Stadt Neustadt will den Fair-Trade-Gedanken sukzessive vorantreiben. Im vergangenen Oktober unterzeichnete man gemeinsam mit der Partnerstadt Sonneberg auf dem ersten Fair-Trade-Gipfel der Europäischen Metropolregion Nürnberg (EMN) in Bamberg mit 35 weiteren Kommunen einen "Pakt zur nachhaltigen Beschaffung". Der Kultur-, Sport- und Städtepartnerschaftsausschuss beschloss kürzlich bei einer Gegenstimme, diese Mitgliedschaft zu intensivieren. Die Verwaltung des Bereiches Kultur, Sport, Tourismus (KST) wurde deshalb beauftragt, ein Grundlagenkonzept dafür zu erarbeiten.

Fairtrade-Stadt

Um in der Stadt für nachhaltige Beschaffung aktiv zu werden, gibt es seit Januar 2009 eine Aktion, die unterschiedliche Akteure aus Handel, Politik und Zivilgesellschaft zusammenbringt: die Kampagne Fairtrade-Towns. Ob im Rathaus, in der Kantine, im Weltladen, im Café, im Sportverein oder im Lebensmitteleinzelhandel - der faire Handel bietet viele Anknüpfungspunkte in einer Stadt. Als Fairtrade-Town können sich Städte, kreisfreie Städte, Stadtbezirke, Gemeinden, Verbandsgemeinden, Kreise, Regionen, Inseln und Bundesländer bewerben.

Für den Titel "Fairtrade-Town" muss eine Kommune mehrere Kriterien erfüllen, die fairen Handel in allen Ebenen einer Kommune widerspiegeln. Das reicht vom Aktivieren von Vereinen, Schulen, Kirchen und anderen bis hin zum Fair-Trade-Sortiment in lokalen Einzelhandelsgeschäften.


Ein Schwerpunkt wird in der nachhaltigen Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen gesehen. "Für 2020 wird zunächst eine kumulierte Höhe von insgesamt acht Millionen Euro für die Region festgesetzt", erläutert Kulturbürgermeister Martin Stingl. Was bislang allerdings fast nicht genutzt wurde. "Nur rund 28 000 Euro wurden für die gesamte Metropolregion abgerufen", ergänzt Stingl. "Freilich kann ein Tässchen Kaffee beim Oberbürgermeister die Welt nicht retten", räumt er ein. Aber es gebe viele Möglichkeiten für nachhaltige Beschaffung - "angefangen von der Bekleidung für Bauhof-Mitarbeiter bis hin zu IT-Einkäufen".

Dass man hier noch einen weiten Weg zurücklegen muss, weiß Stingl: "Aber wir wollen eine Marschrichtung vorgeben und wir unterwerfen uns keinem vorgegebenem Rahmen, sondern den können wir selbst festlegen."

Dabei sei es wichtig, Synergien zu nutzen und gemeinsam vorzugehen. "Dazu wird es in der Metropolregion Nürnberg eine Entwicklungsagentur geben, die uns berät und aufzeigt, wo es problemlos möglich ist, nachhaltig zu beschaffen", erläutert André Röttger, Bereichsleiter KST. Ziel ist es unter anderem, die Vernetzung, den Erfahrungsaustausch und die Bewusstseinsbildung zu fördern.

Letzteres unterstreicht Stadtrat Thomas Büchner (ÖDP): "Es geht um einen Lieferkettennachweis, es geht darum, Kinderarbeit auszuschließen, und es geht darum, ein Selbstverständnis dafür zu bekommen." Die Stadt sei da in einer Vorbildfunktion. "Genau das machen wir beispielsweise beim neuen Pflaster auf dem Marktplatz. Hier haben wir ausgeschlossen, dass es durch Kinderarbeit hergestellt wurde", stellt Stingl klar.

Allerdings warnte er davor, die Erwartungen zu hoch zu schrauben: "Fair Trade Town wie Neumarkt in der Oberpfalz zu werden, ist für heute zu hoch angesiedelt für unsere Stadt." Man wolle vielmehr Schritt für Schritt gehen und ein Konzept erarbeiten.

Gegen den Beschluss stimmt Stadtrat Wolfgang Rebhan (CSU): "Die Idee ist gut, die Umsetzung ist schlecht. Deshalb bringt es unsere Stadt nicht voran."

Der im zweijährigen Turnus stattfindende Fair-Trade-Gipfel adressiert und diskutiert den Status quo und Forderungen an Bund und Land. In der Zwischenzeit recherchiert und prüft der Bereich KST geeignete Fair-Trade-Produkte sowie deren Beschaffung und Kosten und setzt sich mit anderen Abteilungen der Kommunalverwaltung auseinander. In Summe sei festzustellen, dass alle bisher durch die Stadt Neustadt bei Coburg im Sinne von "Fair Trade" angegangenen Maßnahmen, wie beispielsweise Augenmerk bei Einkauf von Kaffee und Nahrungsmitteln im Sinne des Paktes nur oberflächliche, marginale Maßnahmen darstellten, hieß es in der Sitzung des Ausschusses.

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