Neustadt-Wildenheid Im Kindernest

Peter Tischer
Die Geburtsstunde eines Spitzen-Ingenieurs? Im Bauraum begutachten Emma, Nele, Piet und Konstrukteur Ben (von links) eine selbst gebaute Kehrmaschine, deren Besen sogar beweglich sind. Foto: pet

Die Kindertagesstätte in Neustadt-Wildenheid setzt auf das sogenannte offene Prinzip. Die Leitung hatdie vergangenen Monate genutzt, um dem baulich gerecht zu werden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wildenheid - „Wir haben den Lockdown genutzt, um die Räume unserer evangelischen Kindertagesstätte in Lern- und Bildungswerkstätten umzugestalten“, erläutern die Verantwortlichen. „Wichtig für uns ist, dass die Gestaltung der Räume sich an den Bedürfnissen der Kinder orientiert und zu planvollem Tun anregt“ – so lautet das Credo der Kita-Leitung in Neustadt-Wildenheid.

So entstanden ein Atelier mit angrenzender Schreibwerkstatt, eine Bibliothek, ein Architekturraum und ein alltagsnaher Rollenspielbereich mit pädagogischem Kaufladen. Die vielfältige Materialauswahl mit Aufforderungscharakter soll die Fantasie der Kinder anregen und die schöpferische Gabe der Kinder zum Vorschein bringen. „Wir sind hier in Neustadt der einzige Kindergarten, der mit diesen Bildungsstätten im sogenannten offenen Prinzip arbeitet“, stellt Leiterin Martina Gundel heraus.

Im Bauraum werden beispielsweise Kombinationen aus recyclefähigem Material wie Kartons, Pappröhren, ausgedienten Regalböden in unterschiedlichen Längen (Upcycling) mit neuem Material wie Kapplasteine, Duplo, Lego und Magneten verquickt. Die Kreativität wird dadurch gefördert und es spricht alle Altersgruppen an. Im Architekturraum werden mathematischen Grundprinzipien angesprochen. „Die Kinder probieren sich in Längen und Breiten, Höhen und Tiefen, aber auch zählen und messen sind wichtige Bestandteile“, zeigt Gundel beispielhaft auf. Die Geometrie der „Baustoffe“, aber auch die Form von Bauwerken wird mit den Kindern behandelt. Im Rollenspielbereich stellt der Realitätsbezug eine wichtige Komponente dar. Der mit echtem Porzellangeschirr und „Badezimmer“ umgestaltete Raum ermöglicht es den Kindern, ihre Rollenspiele sowohl fantasievoll zu inszenieren als auch alltagsnah zu erleben.

In diesen Bereich wurde auch ein pädagogischer Kaufladen integriert. „Herzstück des ‚Kindernests’ stellt das Atelier da“, wie Gundel erläutert, „hier können sich die Kinder an einer großen Materialvielfalt erfreuen, welche zum kreativen Tun einlädt.“ Durch ein, für die Kinder optisch angebrachtes, Ampelsystem, wird ihnen die Möglichkeit gegeben, eigenverantwortlich zu entscheiden, mit welchen Materialien sie arbeiten möchten. Der Raum bietet den Kindern an, sowohl an einer Wand als auch auf dem Tisch zu malen und dabei ganzheitliche Erfahrungen zu sammeln.

In der angrenzenden Schreibwerkstatt können die Kleinen mit verschiedenen Stiften erste Erfahrungen mit dem Schreiben von Buchstaben sammeln. „Begonnen wurde mit dem Wort der Woche, in der praktischen Umsetzung sind aber auch schon Sätze entstanden“, gibt Gundel auch hier ein Beispiel. In der Bibliothek stehen den Kindern Bücher zu unterschiedlichen Themenbereichen zur Verfügung. Auch hier wird durch ein Ampelsystem angezeigt, welche Bücher die Kinder nutzen können. Die Schulanfänger haben zusätzlich die Möglichkeit, sich aus dem Bücherfundus ein Buch auszuleihen.

Freilich legt die Einrichtung auch großen Wert darauf, dem Bewegungsdrang der Kinder Rechnung zu tragen. Dazu dient ein großer Außenbereich sowie die naturnahe Umgebung. All das können interessierte Eltern nun aber auch selbst in Augenschein nehmen: Am 4. Juli lädt die Kita in Wildenheid ein zu einem Tag der offenen Tür zwischen 14.30 und 16.30 Uhr. Derzeit betreut das „Kindernest“ 50 Kinder.

Bilder