Neustart in Coburg So soll es am DSZ weitergehen

Mit neuem Investor und neuem Team will die Projekt Bauart Invest aus der Bauruine in der Leopoldstraße ein Areal mit 88 Miet-Wohneinheiten machen.

 
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Es war ein Großprojekt, das bereits im Vorfeld für jede Menge Ärger gesorgt hat. Als die Projekt Bauart aus Forchheim im Jahr 2015 das Gelände des ehemaligen Diakonisch Sozialen Zentrums (DSZ) am Hofgarten kaufte und ihre Pläne für Wohnen im Grünen vorstellte, liefen vor allem die Anwohner Sturm. Die Abschnitte 1 und 2 erschienen den Kritikern viel zu groß. Während diese Baukörper an der Ecke Probstgrund/Leopoldstraße allerdings längst fertiggestellt und auch bezogen worden sind, kam es 2018 bei den Abschnitten 3 bis 5 zum Stopp der Maßnahme, der bis heute anhält. Hauptgebäude, das Internat des früheren DSZ und eine Tiefgarage sind seitdem zur Bauruine geworden. Ein Zustand, der bei Politik, Verwaltung und Bevölkerung gleichermaßen für riesigen Unmut sorgt.

Dementsprechend groß sind nun die Erwartungen, was die Zukunft des Areals angeht. Am Mittwochmorgen stellte Marcus Thiele, Geschäftsführer der Projekt Bauart Invest, dem Senat für Stadt- und Verkehrsplanung sowie Bauwesen die neuen Pläne vor. Diese firmieren nun unter dem Namen „Leopold“ und wurden von einem komplett neuen Team erarbeitet, wie Thiele betonte. Auch für die Finanzierung wurde ein neuer Investor gefunden. Bei der Unternehmensgruppe Haus und Capital Coburg handelt es sich um Anton Grasserbauer und Rainer Dippold, die Projekt Bauart „bestens bekannt“ sind, wie Marcus Thiele betonte. In den letzten Jahren hätte man bereits ähnliche Projekte erfolgreich gemeinsam abgewickelt. Bei der aktuellen Investitionssumme rede man von „deutlich mehr als 20 Millionen Euro“, wie es von Projekt Bauart heißt.

Und was kommt nun am DSZ, das die Macher nicht mehr DSZ, sondern nun lieber Leopold genannt haben wollen? In Zusammenarbeit mit hks Architekten aus Erfurt ist die Planung aus dem Jahr 2017 vollständig überarbeitet worden. Auch, weil statische Mängel am Baubestand eine Umsetzung der Ideen völlig unmöglich gemacht hätten. „Außerdem war das kein optimaler planerischer Ansatz für diesen Standort“, so Ulf Hestermann, geschäftsführender Gesellschafter des Architekten-Büros.

Das neue Konzept sieht jetzt sechs Baukörper vor, die über einen Innenraum mit Laubengängen erschlossen werden. „Separat dazu steht das ehemalige Internat als Solitär“, so Ulf Hestermann. Insgesamt sollen auf dem Areal 88 Wohneinheiten entstehen, die ausschließlich vermietet werden. Diese setzen sich zusammen aus 1,5- bis 4-Zimmer-Wohnungen. Sechs Zwei-Zimmer- und sechs Drei-Zimmer-Wohnungen sollen geförderter Wohnraum werden. „Vier Maisonettewohnungen mit je vier Zimmern werden außerdem über zehn Jahre hinweg zu vergünstigten Bedingungen angeboten“, verspricht Marcus Thiele. Das heißt, 15 Prozent unter dem in Coburg durchschnittlichen Mietpreis für vergleichbare Objekte. Für die Bewohner sind 96 Stellplätze vorgesehen, unter anderem in zwei Tiefgaragen.

Bei den Freianlagen soll Grün dominieren. „Wir wollen den Hofgarten in die Zwischenräume einsickern lassen“, versprach Hestermann. Dazu solle es private und halböffentliche Gärten in der Anlage geben. „Jedes Dach, das wir neu herrichten lassen, wird außerdem begrünt“, so der Architekt. „Und alle Flachdächer erhalten Fotovoltaik. Mit dem vor Ort erzeugten Strom werden Wärmepumpen betrieben“, ergänzte Hagen Höllering von hks Architekten, der die Projektleitung übernommen hat.

Überhaupt spielt die Nachhaltigkeit eine große Rolle. So kommt für das Mauerwerk CO2-neutraler Sandstein der Firma Raab aus Ebensfeld zum Einsatz. Diese wird auch maßgeblich an der Umsetzung des Baus beteiligt sein. Vier große Radabstellräume sowie Lademöglichkeiten für Räder und Autos sind außerdem vorgesehen. „Das Regenwasser wird gesammelt und für die Grünflächen genutzt“, führte Hagen Höllering weiter aus. Derzeit werde sogar geprüft, ob es rechtlich möglich ist, dieses Wasser auch für den Betrieb der WCs zu nutzen.

„Im Erdgeschoss des ehemaligen Internats entsteht eine Gemeinschaftswohnung, die von allen Mietern genutzt werden kann“, erläuterte der Architekt. Stundenweise stünde dort außerdem ein Concierge als Ansprechpartner für die Bewohner der Anlage zur Verfügung. Die Barrierefreiheit sei im gesamten Komplex gewährleistet. Alles „nachhaltig gedacht und durchgeplant“, versicherte Höllering.

Der Zeitplan ist dabei eng gesteckt. Planung, Bürgerbeteiligung und letztendlich Bauantrag sollen bis Jahresende erfolgen. Baubeginn ist für Februar/März 2023 vorgesehen. „Und wir rechnen mit einer Bauzeit von 32 bis 36 Monaten“, so Marcus Thiele. Dabei sei ein großes Anliegen, die Bevölkerung mitzunehmen. „Es wird daher am kommenden Mittwoch, 20. Juli, ab 18.30 Uhr einen gemeinsamen Termin von Stadt und Projekt Bauart am Gebäude geben“, informierte Thiele. Einladungen seien bereits in 200 Briefkästen in der direkten Nachbarschaft verteilt worden.

„Das DSZ hat in den letzten Jahren ausschließlich negative Nachrichten produziert“, bekannte der Geschäftsführer. „Eigene Fehler, aber auch schwere Marktbedingungen“ hätten dazu geführt, dass die eigentlichen Planungen nicht weiter verfolgt werden konnten. „Aber es ist uns ein ehrliches Anliegen, unsere Zusagen aus dem Jahr 2016 einzuhalten.“

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