Im Februar desselben Jahres startete die Band mit „In Utero“ ihre bis April geplante Europa-Etappe ihrer Tour. Doch bereits am 1. März gab sie im Münchener Terminal 1 ihr letztes Konzert. Cobain nahm am 6. März in Rom eine Überdosis und stimmte einer Rehabilitation zu. Das Album trug zunächst den Arbeitstitel „I Hate Myself And I Want To Die“ („Ich hasse mich und will sterben“).
Mit „In Utero“ wollte Nirvana zu ihrer ursprünglichen Intensität
Die Songs der Konzert-Mitschnitte wurden von dem Musiker und Produzenten Jack Endino aus den damals entstandenen Stereo-Tapes mitgeschnitten, zu denen auch sechs Live-Bonustracks gehören, die in New York City, Rom und Springfield aufgenommen wurden. Endino stand bereits bei Nirvanas Debütalbum „Bleach“ hinter dem Mischpult.
Mit „In Utero“ wollte die Gruppe nicht mehr länger auf ihren zwei Jahre zuvor veröffentlichten Megaerfolg von „Nevermind“ reduziert werden. Sie empfanden das Album, das sich rund 30 Millionen Mal verkaufte, als zu sanft. Die Band wollte zur ursprünglichen Intensität ihres Debütwerks „Bleach“ zurückkehren - stark verzerrte Gitarrenklänge, schroffe Schlagzeugtöne und der eruptive Gesang von Cobain über Angst, Orientierungslosigkeit und Träume.
An der Entstehung des Albums wirkte auch der Musiker Bob Weston mit, der nun 30 Jahre später die 12 Originaltracks von „In Utero“ neu gemastert hat, darunter „Scentless Apprentice“, eine entwaffnende Kakophonie: herzzerreißende Gitarre, schreiender Gesang, erschöpftes Schlagzeug.
„In Utero“ kam nicht an den kommerziellen Erfolg von „Nevermind“ heran
Der Song ist inspiriert von dem Roman „Das Parfum“ von Patrick Süskind, in dem der Held ohne Körpergeruch geboren wird. Dazwischen tauchen „Dumb“ und „All Apologies“ auf, die mit einer leichteren Gitarre und melodischeren Bass- und Gitarrenriffs wie warme Strömungen im kalten Wasser wirken.
Die rauen und ungefilterten Klänge von „In Utero“ haben beim Erscheinen viele schockiert. Doch für Cobain hat die Gruppe dadurch ihren wahren Platz wiedergefunden. Er sei überzeugt, dass sich die Platte weniger verkaufen werde als „Nevermind“, sagte er in einem Interview. Manche würden das vielleicht für einen Misserfolg halten, für sie sei es jedoch ein Erfolg. Tatsächlich kam die Platte nicht an den kommerziellen Erfolg von „Nevermind“ heran. Bis heute hat sich das Album 15 Millionen Mal verkauft.
Die Band hat eine der kürzesten, aber auch erfolgreichsten Karrieren der Musikgeschichte hingelegt. Sie hat gerade mal drei Studioalben veröffentlicht („Bleach“, „Nevermind“, „In Utero“), davon aber bis heute mehr als 75 Millionen Tonträger verkauft. Ein Geniestreich - mit traurigem Ausgang.