Nordhalben Digitale Helferlein erhöhen Lebensqualität

Susanne Deuerling
Karl Roth. Foto: sd

Dorfgemeinschaften, wo sich einer um den anderen kümmert, werden selten. Moderne Technik soll einen Ausgleich bieten. In Nordhalben startet dazu ein Testprojekt.

 
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Nordhalben - Andreas Hamper vom Fraunhofer Institut ILS Nürnberg informierte im Nordhalbener Gemeinderat über das Projekt "DigiOrt". Der Caritas-Verband und das Fraunhofer Institut haben im Oberen Rodachtal das "Digitale Gesundheitsdorf Oberes Rodachtal" 2019 ins Leben gerufen und vorgestellt. Seit August 2020 wurde nun in sieben Haushalten die Gerätetestphase gestartet. Sie läuft bis Mai 2021 und erprobt, welche Geräte und Einsatzszenarien sinnvoll sind und welche nicht. Aktiv mitentwickeln und gestalten, so lautet die Devise für die Haushalte. Martina Simon, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fraunhofer ILS, und Janet Januszewski vom Caritasverband Kronach stehen während des Geräteeinsatzes für Fragen telefonisch zur Verfügung.

Aus dem Gemeinderat

Nachdem Michael Büttner aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als Marktgemeinderat in der Sitzung vom 1. September 2020 zur Verfügung gestellt hatte, wurde nun Karl Roth als sein Nachrücker von Bürgermeister Michael Pöhnlein vereidigt.

Für die Sanierung des Katholischen Kindergartens St. Bartholomäus muss für den Antrag für das Förderprogramm des Freistaates Bayern ein Bedarfsanerkennungsbescheid der Gemeinde vorliegen. Der Markt Nordhalben erkennt deshalb den Bedarf an 30 Regel- und 20 Krippenplätzen einstimmig an.

Tobias Semmler vom Ingenieurbüro IVS aus Kronach informierte über die geplante Photovoltaikanlage zwischen der Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Oelsnitz-Rodachtal und der Rodach. Hierfür müssen der Bebauungs- und der Flächennutzungsplan geändert werden. Das Konzept wurde in Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde erarbeitet. Die Anlage steht auf Pfählen, die in den Boden gerammt werden. Die Ausgleichsflächen befinden sich auf dem Gebiet des Abwasserzweckverbandes südlich der Anlage. Der Beschluss, den Bereich als Sondergebiet zur Nutzung erneuerbarer Energien auszuweisen, wurde einstimmig gefasst. sd


Der Gerätetest bezieht sich auf digitale Armbanduhren zur Messung der Schrittzahl, digitale Blutmessgeräte, digitale Waagen, Fitnessshirts mit Sensoren, Schlafmatten oder auch Fiebermessgeräte. Viele davon sind besonders jetzt, in der Corona-Pandemie, sinnvoll einsetzbar. Diese Technologie bzw. die Assistenz- und Monitoring-Geräte werden als handlicher Server im Frühjahr 2021 in jedem Testhaushalt installiert. Der Computer speichert alle Daten sicher und datenschutzkonform. Jede Testperson kann selbst entscheiden, Daten beispielsweise an den Hausarzt, den Pflegedienst oder Angehörige weiterzugeben. Damit werden der Informationsaustausch und die Abstimmungsprozesse erheblich vereinfacht und beschleunigt.

Mit diesem gesamten Projekt steht die Digitalisierung im ländlichen Raum im Fokus. Die digitale Nachbarschaftshilfe ist hier ein bedeutender Baustein. Dadurch soll auch ein hohes Maß an Lebensqualität gewährleistet werden, wenn nicht mehr so viel Infrastruktur vorhanden ist bzw. die starken Dorfgemeinschaften immer weiter wegfallen. Es sollen Standortnachteile ausgeglichen und Gemeinschaft wieder hergestellt werden. In der Praxis sieht es so aus, dass man solange wie möglich im eigenen Zuhause bleiben kann und durch eine sichere Kommunikations- und Vernetzungsplattform mit Angehörigen, dem Pflegedienst, dem Hausarzt oder auch ehrenamtlichen Helfern vernetzt ist. Man kann dadurch den Alltag selbst "in die Hand nehmen".

Hans Blinzler (CSU) fragte nach, ob es auch einen lokalen Ansprechpartner geben werde. Janet Januszewski sagte zu, dass nach Fertigstellung des Gerberhauses in Steinwiesen ein Platz zum Anschauen der Geräte und für die Beratung geschaffen wird. Auf die Frage von Bürgermeister Michael Pöhnlein (FW) nach der Datensicherheit antwortete Andreas Hamper, dass Gesundheitsfragen der Patienten nicht allgemein auf der Plattform behandelt werden. Die Daten werden nur von den Leuten eingesehen, die sie einsehen sollen.

Im Zuge von DIGI-ORT startet die Erprobung der digitalen Nachbarschaftsplattform im Oberen Rodachtal mit der App "BayernFunk". Sie wurde als Teil des Projektes "Digitale Dörfer" entwickelt und in Zusammenarbeit mit der Versicherungskammer Bayern und dem Fraunhofer IESE Kaiserslautern realisiert. Janet Januszewski vom Caritasverband Kronach stellte diese digitale Nachbarschaftsplattform vor. Sie soll eine soziale Vernetzung und Hilfestellung innerhalb der Kommune ermöglichen. Die kostenlose App für mobile Endgeräte ist für Nordhalben, Steinwiesen und Wallenfels verfügbar. Sie bietet Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zur sozialen Vernetzung, Information und Nachbarschaftshilfe, und zwar lokal innerhalb der individuellen Voreinstellung der Reichweite auf der geografischen Karte. Das heißt, nicht die ganze Welt bekommt die Daten zu Gesicht, wie beispielsweise bei Facebook oder Twitter, sondern nur das Gebiet, das man selbst bestimmt hat. Informationen der Gemeinde, amtliche Meldungen, Sondermülltermine und geänderte Fahrpläne sind nur einige Beispiele für Informationen, die man abrufen kann. Egal ob jemand Umleitungen mitteilt, Kursangebote und Stellenangebote postet, Seniorentermine und Events für Junge anbietet, die Plattform bietet unzählige Möglichkeiten. In den Funktionen "Suche" und "Biete" kann man kostenlose Unterstützung beim Einkaufen oder im Haushalt, für Nachhilfe oder Fahrdienst zum Arzt anbieten bzw. suchen. "Geratscht" werden darf natürlich auch, öffentlich oder privat. Für die Freizeit ist die App ebenfalls ideal, man findet eine Übersicht über alle Veranstaltungen. Auch für den Tourismus im Oberen Rodachtal ist dieses Medium sicher interessant, die Aktivitäten der Gemeinden werden dadurch vernetzt und transparent. Vereine und der Handel sowie die Gastronomie können die Plattform ebenfalls nutzen. Hier muss die Freischaltung bei der Gemeinde beantragt werden. Privatpersonen können sich die App im Store des Handys herunterladen.

Die App BayernFunk wird vom Fraunhofer Institut weiterentwickelt. Ansprechpartnerin für den BayernFunk im DIGI-ORT Oberen Rodachtal ist Janet Januszewski von der Caritas. Januszewski betonte, dass man deshalb testet, weil man überzeugt sei, dass das Model funktioniert und man die Hoheit über den Datenschutz habe. Die App sei kostenlos.

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