Nordhalben Neues Wohnzimmer für Lurch und Kröte

Norbert Neugebauer
Biodiversitätsleiter Michael Büttner (rechts) gibt die Anweisungen an die ausführende Baufirma für den Aushub des zweiten Himmelsteichs im „Schallersgrund“. Foto: /Norbert Neugebauer

Die Himmelsteiche in der Gemeinde Nordhalben sind fast fertig. Sie sollen Amphibien natürlichenLebensraum ermöglichen. Doch ganz allein schafft es die Natur dann doch nicht.

 
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Nordhalben - Auch wenn der nasskalte Frühling wenig motivierend für ehrenamtliche Arbeiten im Außenbereich war: Mit den vom bayerischen Naturschutzfonds geförderten Biodiversitätsprojekten in Nordhalben geht es zügig dem Finale entgegen. Leiter Michael Büttner kann auf das erste Halbjahr 2021 zufrieden zurückblicken.

Zwei „Himmelsteiche“ sind wohl die markantesten Vorhaben, die sich im Lauf der Zeit zu dauerhaften Biotopen für vor allem amphibisches Leben entwickeln sollen. Sie werden allein durch Quell- oder Grundwasser oder Niederschläge gespeist, mit entsprechend schwankendem Wasserstand bis hin zu völliger Austrocknung.

Bei den Vorarbeiten waren auch die Frankenwald-Naturpark-Ranger mit tätig, die Ausschachtungen wurden durch eine ortsansässige Baufirma vorgenommen. Die temporären Gewässer dienten bereits als Laichgründe für Kröten und Lurche in den letzten Wochen. Doch dass diese Maßnahme nach den bereits verbauten oder verplanten Eigenmitteln für Nordhalben heuer noch verwirklicht werden konnte, ist nur einer solidarischen Geste der Biodiversitäts-Partnerstadt Rottenburg an der Laaber zu verdanken. Diese hatte Projektgelder übrig und leitete sie an die Frankenwaldkollegen weiter.

Mit dem Müllbeutel losziehen

Doch Michael Büttner und seine Helfer waren auch in anderen Bereichen tätig, wie er in einem Gespräch erläuterte. Eine dauerhafte Beschäftigung ist das „Wiesenbrüter-Projekt“, mit der die ehemals offenen Flurflächen wieder von wildem Baum- und Buschbewuchs befreit werden. Dadurch und mit einer extensiven Bewirtschaftung wird geschützten Arten der heimischen Flora und Fauna ihr Lebensraum wieder zugänglich. Darüber aufzuklären, dass diese mitunter falsch verstandenen „Entbuschungsaktionen“ dem eigentlichen Naturschutz dienen, darin sieht Büttner eine seiner weiteren Aufgaben. Und auch, die Flur von Müll rücksichtsloser Mitmenschen zu befreien. Die bisher von ihm initiierten Gemeinschaftsaktionen „Saubere Landschaft“ konnten nun schon zum zweiten Mal aus Corona-Gründen nicht stattfinden. Daher appelliert er an die bisherigen Mitstreiter und alle umweltbewussten Mitbürger, auch heuer wieder eigeninitiativ und einzeln mit den Müllbeuteln loszuziehen.

In Kooperation mit dem Bayerischen Staatsforstbetrieb Nordhalben, bei dem Büttner beruflich tätig ist und dem gemeindlichen Bauhof wurden die kleinen Grünflächen zwischen den Parkplätzen in der Ortsmitte wieder bepflanzt. Anstelle der eingegangenen Rotdornbäume sollen nun Els- und Vogelbeere das Areal aufwerten, womit dann auch die Finanzierung aus dem Topf „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ fast wortwörtlich umgesetzt wird.

Schwerpunkt im März war eine arbeitsaufwendige Pflegemaßnahme eines ehemaligen Gartengrundstücks unterhalb der Schule, das verwildert war. Hier wurden Zaunreste und Müll entfernt, biologisch wertvolle Pflanzen freigelegt und naturfremde herausgenommen. Das angesammelte Buschwerk dient als Brut- und Rückzugsmöglichkeit für Kleintiere.

Naturnah und ansehnlich

Insgesamt wurde das Areal im Gemeindeeigentum am „Frankenwaldsteigla Kirchgänger“ wieder in einen naturnahen und ansehnlichen Zustand versetzt. Auch im Garten der „Alten Schule“ in Heinersberg war ein Trupp Freiwilliger tätig und pflanzte Obstbäume, Kräuter und Beerensträucher für eine spätere Nutzung durch die Bevölkerung.

Zehn Gemeinden in Bayern sind seit zwei Jahren mit ortsspezifischen Biodiversitätsstrategien im Verbund unter anderem mit Naturschutzverbänden im „Marktplatz der biologischen Vielfalt – Bayerische Kommunen setzen auf Biodiversität“ tätig. Nordhalben ist der einzige Vertreter aus Oberfranken. Welcher Stellenwert der landesweiten Aktion zugemessen wird, zeigt, dass sie 2020 als UN-Dekade-Projekt ausgezeichnet wurde. Damit wurden Initiativen, „die in herausragender Weise zum Schutz der Lebensraum-und Artenvielfalt beitragen, gewürdigt und so in ihrer Vorbildwirkung gestärkt“. Die ausgerufene „Dekade“ zur biologischen Vielfalt umfasste die Jahre 2011 bis 2020.

Das bayerische Biodiversitätsprojekt ist bis Ende 2021 anberaumt. Michael Büttner und seine haupt- und ehrenamtlichen Helfer haben noch einiges vor, um ihre dreijährige Arbeit erfolgreich abzuschließen.

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