NP-Leser helfen Rettung für den Zirkus

Norbert Klüglein
Die Futterkammer für Kamelbullen Iwan und seine Freunde ist wieder gefüllt. Darüber freuen sich auch Robin und Georg Frank vom Zirkus Henry- Foto: Norbert Klüglein

Anfang des Jahres geht dem Zirkus Henry, der vor einem Jahr in Dörfles-Esbach gestrandet ist, das Geld aus. Leserinnen und Leser der Neuen Presse helfen. So kann die Futterkammer wieder gefüllt werden. Die Familie Frank will sich mit Gratisvorstellungen bei ihren Gönnern bedanken.

 
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Dörfles-Esbach - „Danke, danke – ich kann nur immer wieder danke sagen.“ Robin Frank blickt zu Boden. Ein wenig schüchtern vielleicht? Ganz sicher gerührt und überwältigt von der Hilfsbereitschaft, die ihm, seiner Familie und seinen Tieren zuteil geworden ist. Robin Frank ist der Juniorchef des Zirkus Henry.

Vor fast einem Jahr strandete das Unternehmen in Dörfles-Esbach. Erst Corona-Lockdown. Dann Reise- und Auftrittsverbot. Dann wieder Corona-Lockdown. Der Zirkus Henry sitzt seit März 2020 fest. Um die Jahreswende wird es hart für die Artisten, Clowns und Dompteure. Weil sie nicht auftreten dürfen und von Hartz IV-Leistungen leben müssen, haben sie kaum noch Geld, um Futter für ihre Tiere kaufen zu können. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, beschreibt Senior-Chef Georg Frank Anfang Januar die Situation in einem Gespräch mit der Neuen Presse. Am 14. Januar erscheint der Artikel. Heute, eine gute Woche später, können Vater und Sohn wieder lachen: „Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist überwältigend. Endlich haben wir wieder festen Boden unter den Füßen.“

Dutzenden von Neue Presse-Leserinnen und -Lesern ist das Schicksal der Zirkusfamilie nicht egal. Sie rufen bei den Franks an, bieten ihre Hilfe an oder organisieren Futter für die 40 Kamele, Pferde, Ponys, Ziegen und Alpakas, die in einer leer stehenden Fabrikhalle in Dörfles-Esbach untergekommen sind. „Einige haben uns auch Umschläge mit einer Spende darin vorbeigebracht“, erzählt Robin Frank, der immer noch ganz gerührt ist. Besonders dankbar ist die Familie Michael Stoschek, dem Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung der Brose Fahrzeugteile SE & Co. KG. Er begleite den Zirkus Henry schon eine ganze Zeit lang wohlwollend. Zu ihren Gönnern zählen die Franks aber auch die Rödentaler Anlagenverwalter und Immobilienentwickler Horst Weingarth.

Im Eingangsbereich der alten Fabrikhalle, in deren Schatten die 17-köpfige Zirkusfamilie ihre Wohnwagen abgestellt hat, stapeln sich wieder Heuballen und Säcke mit Kraftfutter für die Wiederkäuer. „Unter den Spendern waren auch viele Landwirte, die uns mit Heu und Stroh ausgeholfen haben“, erzählt Seniorchef Georg Frank. Einer habe sogar zwei große Pressballen abgeladen. „Die hatte er übrig, weil er seinen Tierbestand reduziert hat“, erzählt der Patron. Georg und Robin Frank schätzen, dass die Futtermittel etwa vier bis sechs Wochen lang reichen werden. „Dann ist schon fast März, da juckt es einen wieder in den Fingern und man möchte Pläne für eine neue Saison schmieden“, sagt Robin Frank. So dankbar die Zirkusleute auch dafür sind, dass sie wohlwollend in der Gemeinde aufgenommen wurden („Bürgermeister Udo Döhler und sein Stellvertreter Stephan Valtin schauen immer mal nach dem Rechten.“). Die Franks wollen endlich wieder reisen.

Pläne hat der Juniorchef schon in der Schublade liegen: „In Kronach hatten wir schon im vergangenen Jahr angefragt“, erzählt er. Aber auch Lichtenfels und das unterfränkische Haßfurt wären nach Meinung der Zirkusfamilie lohnende Ziele. „10 000 bis 20 000 Einwohner sollte eine Stadt schon haben, damit genügend Zuschauer für ein drei- bis viertägiges Gastspiel zusammen kommen“, rechnet Robin Frank vor. Bevor die Truppe aber ihr Material wieder auf die Wagen laden kann, muss sich erst einmal die Corona-Situation verbessern.

500 Zuschauer haben üblicherweise unter dem Zeltdach des Zirkus Henry Platz. „Wenn man aber mit großen Mindestabständen operieren muss, dann sind es vielleicht noch 100 oder gar nur 80 Plätze, die wir verkaufen können“, weiß Robin Frank. Dann rentiere es sich kaum, eine Vorstellung zu geben.

Andererseits sei da natürlich auch die Vorfreude darauf, wieder das zeigen zu können, wofür Vater und Sohn, Enkel und Urenkel hart trainieren. „Bevor wir weiterreisen, wollen wir uns bei unseren Unterstützern aus dem Coburger Land bedanken“, kündigt Georg Frank an. Zwei Gratisvorstellungen soll es geben, zu denen die Zirkusleute alle einladen, die ihnen geholfen haben. Wann das sein wird? „Einen Termin können wir erst nennen, wenn die Coronalage sich verbessert“, meint der Seniorchef. Aber mit dem Training könnten sie ja schon mal beginnen. Sobald das Wetter besser wird, finde es wieder unter freiem Himmel statt.

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