München - Ein früherer V-Mann des brandenburgischen Verfassungsschutzes hat am Mittwoch im NSU-Prozess über die mutmaßliche Unterstützerszene des «Nationalsozialistischen Untergrunds» berichtet. An allgemeine Gepflogenheiten und Ansichten der Chemnitzer Gruppe, die das NSU-Trio versteckt und unterstützt haben soll, erinnerte sich der Zeuge mit dem Tarnnamen «Piatto» gut. Sie habe sich zur Organisation «Blood & Honour» gezählt, die «ganz weit rechts» gestanden habe und besonders radikal gewesen sei. Über Waffen sei ständig geredet worden. Die Szene sei überzeugt gewesen, dass der heutige Staat untergehen werde.

Zur Frage, wie die untergetauchten Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos konkret unterstützt wurden, lieferte der Zeuge aber kaum Antworten. Mehrfach hielt ihm der Vorsitzende Richter Details aus Geheimdienstunterlagen vor, in denen Berichte «Piattos» wiedergegeben sind. Demnach habe die Chemnitzer Gruppe für das untergetauchte Trio Geld gesammelt, Waffen beschaffen und eine Flucht nach Südafrika organisieren wollen. Der Zeuge erinnerte sich aber nur noch, dass Eintrittsgelder aus Konzerten mit Neonazi-Bands gespendet werden sollten.

Die Bundesanwaltschaft wirft dem NSU zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge aus überwiegend rassistischen Motiven vor. «Piatto», der bis zu seiner Enttarnung vor 14 Jahren bürgerlich Carsten Szczepanski hieß, erschien mit einer auffälligen dunkelhaarigen Perücke als Tarnung im Gerichtssaal.

Beim Betreten des Saales verhüllte er sein Kopf mit der Kapuze seiner Jacke und mit einem Tuch, das er erst vom Gesicht wegzog, als er den Zuschauerplätzen den Rücken zuwandte. Vermutlich war aus Tarnungsgründen auch seine Kleidung ausgestopft, so dass er fülliger erschien, als er möglicherweise ist.

Unklar blieb, woher der V-Mann seine Informationen schöpfte. Auf Nachfragen vor allem der Verteidiger sagte er, das meiste habe er von vier Führungsmitgliedern der Chemnitzer «Blood & Honour»-Gruppe gehört. Er selber habe an den Treffen der Gruppe nicht teilgenommen, er habe zur Szene im brandenburgischen Königs Wusterhausen gehört. dpa