Info: Pest – Geißel der Menschheit
Inbegriff von Infektionskrankheit
Die Pest ist Inbegriff ansteckender, todbringender Krankheiten. Durch das Bakterium Yersenia pestis ausgelöste Pandemien rafften Millionen Menschen dahin. Daneben gab es in der Spätantike, im Mittelalter und in der Neuzeit immer wieder regionale Pest-Epidemien – auch in Süddeutschland. Historiker unterscheiden drei große weltweite Pest-Pandemien:
- Justinianische Pest mit der ersten Welle in den Jahren 541 bis 544, auf die bis Mitte des 8. Jahrhunderts mehr als ein Dutzend weitere Wellen in Europa und im Mittelmeerraum folgten.
- Schwarzer Tod, der Europa, Vorderasien und Nordafrika im 14. Jahrhundert heimsuchte.
- Dritte Pandemie, die ab Ende des 19. Jahrhunderts in Süd- und Ostasien wütete und sich auch nach Madagaskar und Lateinamerika ausbreitete.
Pestausbruch in Ellwangen
Als Arbeiter im Jahr 2013 begannen, den Marktplatz von Ellwangen umzubauen, stießen sie auf etliche Skelette. Mitten in der Stadt im Osten Baden-Württembergs tauchte ein Massengrab auf, in dem um die Mitte des 16. Jahrhunderts mehr als hundert Menschen bestattet worden waren.
Massiver Bevölkerungsschwund
Auch in den Jahrhunderten danach flackerten immer wieder Pestepidemien auf, die allerdings deutlich glimpflicher verliefen, weil die Menschen sich an den Erreger gewöhnt hatten und lernten, die Gefahr zu meistern. Besonders betroffen aber waren fast immer Hafenstädte und Ballungsgebiete. Die extreme Sterblichkeitsrate durch die großen Pestepidemien im 14. und 15. Jahrhundert führte auch in Süddeutschland zu verheerenden Bevölkerungsverlusten. So wurde die Bevölkerung in Württemberg und der Pfalz bis zu 50 Prozent dezimiert. In Bayern, Schwaben und Franken starben zwischen 30 und 50 Prozent der Bewohner.
Eine Epidemie folgt der nächsten
Doch war es wirklich immer die durch das Bakterium Yersinia pestis ausgelöste Infektionskrankheit? Im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit grassierte mehr als eine Seuche. Ruhr, Infektionen der Atmungsorgane, Tuberkulose, Typhus, Grippe, Masern, Pocken, Cholera, Lepra: Eine Epidemie folgte über Jahrhunderte in Europa der nächsten. Um welchen Erreger es sich konkret handelte, lässt sich heute – auch aufgrund der oft mageren Quellenlage – kaum noch rekonstruieren. Vor allem in Kriegszeiten wie während des Dreißigjährigen Krieges 1618 bis 1648 wüteten Pest und Fleckfieber – auch Kriegspest genannt. Erreger der durch Läuse und Flöhe übertragenen Infektion sind Bakterien der Gattung Ricketttsien. 1633 bis 1635 gehören zu den schlimmsten Pestjahren in der deutschen Geschichte. So starben nach der Schlacht von Nördlingen im August 1643 Tausende an der Pest.