Olympia-Kommentar Keiner schützt Walijewa wirklich

Alisa Schrauth

Nach der Starterlaubnis für die unter Manipulationsverdacht stehende Eiskunstläuferin Kamila Walijewa bei den Olympischen Winterspielen in Peking meint Alisa Schrauth aus unserer Sportredaktion: Die Fürsorge-Pflicht für die 15-Jährige wurde verletzt.

 
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Das russische Wunderkind Kamila Walijewa darf weiter um Gold springen – jedoch unter Vorbehalt. Foto: dpa/Bernat Armangue

Was geht in Kamila Walijewa gerade vor? Das Mädchen durchlebt ziemlich sicher die schwersten Stunden in ihrem jungen Leben. Erst gefeiert, dann geächtet. In dem Sport, den sie liebt, für den sie sich seit Jahren drillt oder drillen lässt, ist sie vom Eiskunststernchen zur international diskutierten Doping-Sportlerin geworden. Laut internationalem Sportgericht Court of Arbitration for Sport (Cas) ist sie seit Montag eine „protected person“ – zu jung, um vorverurteilt zu werden. Ja, sie ist vermutlich das Opfer von Kinderdoping und muss beschützt werden.

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Zu jung, um mit den medialen und politischen Konsequenzen leben zu müssen, ist sie aber anscheinend nicht. Eine sehr fragwürdige Entscheidung. Wo bleibt denn die Fürsorge-Pflicht für eine junge Athletin?

Aber augenscheinlich geht es gar nicht darum, also nicht um Walijewas persönliche Befindlichkeiten. Es geht um Olympia. Es geht um Verbandsstreitigkeiten. Es geht ums Geld. Und vor allem geht es um Gestalter, Machtmänner, teils namenlose Strippenzieher im Hintergrund, die sich vor den beschriebenen Konsequenzen selbst fürchten.

Das Signal, das von der Causa Walijewa ausgeht, ist schon jetzt verheerend. Mit dem Mädchen kann man nur Mitleid haben. Ihr Name und ihr Gesicht werden für immer in Verbindung mit dem Doping-Skandal stehen. Und kurzfristig wird es für sie ein Spießrutenlauf am Dienstag: Dann startet sie trotz Doping im Einzelkampf der Frauen. Alle Augen auf das zierliche Mädchen, deren Körper schon sehr viel aushalten muss. Aber vor allen Dingen muss ihre Seele viel aushalten. Und auch wenn sie dem Druck standhält – Siegen wird sie auf keinen Fall. Kommt sie unter die ersten Drei, wird es keine Siegerehrung geben. Womit auch ihre Konkurrentinnen bestraft würden. Auch darüber wird sie sich Gedanken machen. Warum startet sie dann? Warum greifen die Verantwortlichen der Minderjährigen nicht ein? Kann sie bitte jemand einfach nach Hause holen?