Die Vorsitzende des australischen Psychologenverbandes, Carly Dober, kritisierte das geplante Verbot, weil es ihrer Ansicht nach nicht die grundlegende Problematik beseitige. "Es ist eine Notlösung für ein sehr kompliziertes und tief verwurzeltes Problem", sagte sie der Nachrichtenagentur AAP. "Es gibt weiterhin Hassreden und zutiefst frauenfeindliche, rassistische und sexistische Inhalte im Internet." Und Kinder würden weiter mit sehr ausgeklügelter Werbung angesprochen, die nur darauf abziele, sie zum Konsum verschiedener Produkte und Dienstleistungen zu bewegen.
Außerdem werde außer Acht gelassen, dass Online-Netzwerke jungen Menschen durchaus auch Vorteile bieten könnten, etwa wenn diese aus marginalisierten Kreisen stammten. "LGBTQI, junge Flüchtlinge, behinderte Jugendliche - sie finden dort ein Gefühl der Gemeinschaft, wenn ihre Erfahrungen in der Schule oder in ihrer Umgebung nicht so einladend sind." LGBTQI steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Menschen, queere sowie intergeschlechtliche Menschen.
Vorstoß wirft Fragen zum Datenschutz auf
Schon bei den ersten Forderungen nach einem Mindestalter für den Zugang zu Online-Netzen machten Fachleute seinerzeit auf eine andere Hürde aufmerksam. So bestehe ein ernstes Problem mit dem Datenschutz, wenn Eltern nun von den Plattformen aufgefordert werden müssten, mit ihrer Erlaubnis auch das Alter ihrer Kinder offenzulegen, warnte Daniel Angus, Professor für digitale Kommunikation an der Technischen Universität Queensland, im Sender ABC. Außerdem könnten die Plattformen Wege finden, ein Verbot zu umgehen.
Ähnlich äußerte sich Belinda Barnett, Dozentin an der Swinburne Universität: "Als Elternteil und als Forscherin auf dem Gebiet sozialer Medien finde ich die Idee einer Altersbeschränkung für Kinder gut", sagte sie. "Aber es ist eigentlich unmöglich, dies umzusetzen, ohne Informationen über australische Bürger zu sammeln, die wir den Social-Media-Plattformen vielleicht lieber nicht geben sollten."
Premier Albanese hingegen betont, die Sicherheit und die geistige und körperliche Gesundheit der jungen Menschen müssten oberste Priorität haben. "Genug ist genug", sagte er. Soziale Medien und digitale Plattformen müssten ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden.
Als Beispiel für den landesweiten Vorstoß gilt den Berichten nach eine ähnliche Initiative des Bundesstaates South Australia, wo der Zugang zu sozialen Netzwerken erst ab 14 Jahren gestattet werden soll. Für 14- und 15-Jährige soll zudem eine Erlaubnis der Eltern erforderlich sein.
Vergleich mit Zigaretten und Alkohol
Netzwerke wie Facebook, Instagram und Tiktok müssten somit Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass Kinder darauf Zugriff haben, sagte South Australias Regierungschef Peter Malinauskas Medienberichten zufolge. Wie bei Zigaretten und Alkohol müsse die Regierung einschreiten, wenn ein Produkt Kindern schaden könne.