Open Air Eyrichshof Fulminanter Auftakt mit BAP

Wolfgang Niedecken in Spiellaune und Besucher, die es nicht auf ihren Sitzen hält: BAP eröffnen nach Corona-Zwangspause den diesjährigen Konzertreigen auf Schloss Eyrichshof.

 
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Und irgendwann spielen sie ihn dann wirklich. Den Klassiker, der so gut passt: Verdamp lang her, singt Wolfgang Niedecken, und aus vollem Halse stimmen ihm die Menschen im Publikum zu – endlich, nach zwei musiklosen Jahren, feiern sie im Schlosshof zu Eyrichshof wieder das Leben, die Stimmung und natürlich verdamp gute Musik.

Es war ein Auftakt nach Maß, für den die Veranstalter kaum eine bessere Wahl hätten treffen können als Wolfgang Niedeckens BAP. Gut gelaunt und pünktlich erklimmen die Musiker bereits um 19 Uhr die Bühne – der Veranstaltungsbeginn war extra so zeitig gewählt, weil die Kölner Jungs schon dafür bekannt sind, gut und auch noch gerne volle drei Stunden durchzuspielen. Von Takt eins an geht es in die Vollen, kölsch, kultig und kaum zu bremsen. Das gilt auch für die Zuhörer: Zu zwei Dritteln ist der Schlosshof an diesem Abend nur bestuhlt, doch selbst diese Stuhlreihen hätte es am Ende nicht gebraucht. Spätestens bei „Wahnsinn“ gehen nicht nur die Hände, sondern auch die Hintern hoch.

Viele Klassiker sind dabei an diesem Abend, ein paar Stücke freilich auch vom neuen Album „Alles fließt“ – jenau jesaat: Op Odyssee – „und ein paar Stücke, mit denen keiner mehr so richtig gerechnet hat“, wie Wolfgang Niedecken gleich zu Beginn sein Eberner Publikum vorwarnt. Rechnen muss man beim kölschen Urgestein, das mit der Tour gleichzeitig seinen 70. Geburtstag im vergangenen Jahr abfeiert, auch immer mit kritischen Tönen. Das ist die „Ruhe vorm Sturm“, besonders mit „Kristallnach“, aber auch ohne musikalische Untermalung spricht Wolfgang Niedecken Klartext zur politischen Weltlage. Dafür lieben sie ihn, auch hier in Eyrichshof.

Sechs Jahre ist es her, dass BAP hier schon einmal die Massen begeisterten, „zwei Jahre haben sie uns geklaut, also ist es vier Jahre her“, wie Niedecken beschließt. Vor allgemeingültigen drei Jahren wiederum rissen die Musiker bei den Liedern von Banz die Fans von den Sitzen, 9000 an der Zahl. Deshalb zeigte sich Veranstalter Wolfgang Heyder auch etwas enttäuscht über nur rund 1100 verkaufte Karten in Eyrichshof. Ob alle ihren Eintritt wahrgenommen haben, steht obendrein auf einem anderen Blatt: Wegen Corona verschobene Veranstaltungen müssen vom Ticketkäufer nicht wahrgenommen werden, sondern können in bares Geld zurückgetauscht werden. Auch deshalb lässt sich für die Branche aktuell schwer kalkulieren.

In Eyrichshof ist man währenddessen erst einmal rundum erleichtert, dass die Lebensfreude zurück ist. Da ist es auch egal, dass sich die kölschen Textzeilen nicht jedem gleich vollends erschließen. Kein Problem damit hat Birgitt Ullrich: Die gebürtige Kölnerin ist eigens aus dem Rheinland angereist – um zum allerersten Mal BAP live zu erleben. „Zuhause hat es bisher nie geklappt“, lacht sie. Ihr Mann Waldemar stammt aus Ebern und lebt selbst seit 43 Jahren in Köln. Sprachlich eine nicht gerade leichte Aufgabe, doch nach einem „Hardcore-Kurs“ im Trude-Herr-Theater ist auch er leidlich fit im Kölschen. Und Musik ist sowieso eine Sprache, die jeder versteht.

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