In Belarus (Weißrussland) hat die weithin als gefälscht geltende Präsidentenwahl am 9. August 2020 landesweite Proteste ausgelöst, die oft brutal niedergeschlagen wurden. Der langjährige Machthaber Lukaschenko hatte sich mit 80,1 Prozent zum Sieger erklären lassen. Die Demokratiebewegung des Landes sieht hingegen Tichanowskaja als Gewinnerin. Sie war anstelle ihres inhaftierten Mannes angetreten.
Sie überlege jeden Tag, ob sie nach Belarus zurückkehren solle, sagte Tichanowskaja. Manchmal sei sie der Verzweiflung nahe. "Aber man wird sich dann schnell klar, das kann man nicht machen, wenn man ein Symbol ist, eine nationale Anführerin, dann kann man nicht einfach aufgeben", sagte sie. Sie freue sich über neue Oppositionsinitiativen.
Zugleich warnte sie vor einer Aufspaltung. "Das würde die Opposition zerstören", so Tichanowskaja. "Ich bin ein bisschen wie die Glucke, die die Küken zusammentrommelt, damit wir alle in dieselbe Richtung schauen."
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