Wenn die RSF die Kontrolle über El Fasher erhalte, dann sei ein weiteres Massaker programmiert, warnt Hala al-Karib von der Fraueninitiative am Horn von Afrika, einer zivilgesellschaftlichen Organisation. "Wir sind zutiefst besorgt um die Frauen unseres Netzwerks vor Ort", sagt sie. Bedroht sieht sie auch die Menschen im Flüchtlingslager Zamzam, dem zweitgrößten Darfurs. Es liegt etwa zwölf Kilometer von El Fasher entfernt.
Wiederholt sich die Geschichte des Völkermords?
Das Darfur Netzwerk für Menschenrechte, eine weitere zivilgesellschaftliche Organisation in Darfur, spricht von einem Klima der Angst und Verunsicherung. In Darfur sind die Erinnerungen an schlimmste Gräueltaten vor 20 Jahren sehr lebendig. Viele fürchten, die Geschichte könnte sich wiederholen. Damals nahm der Internationale Strafgerichtshof (ICC) ein Verfahren wegen mutmaßlichen Völkermords auf.
Auch der damalige Konflikt hatte eine ethnische Komponente: Arabische Milizen, die später in der RSF aufgingen, töteten Menschen der Volksgruppen der Massalit, Zaghawa und Fur.
ICC-Chefankläger Karim Khan sagte dem UN-Sicherheitsrat Ende Januar, sein Büro sehe Hinweise auf Kriegsverbrechen bei beiden Konfliktparteien. Khan beklagte das Klima der Straflosigkeit im Sudan: "Ohne Gerechtigkeit für die vergangenen Gräueltaten verurteilen wir die heutige Generation - und wenn wir jetzt nichts tun, verdammen wir künftige Generationen, das gleiche Schicksal zu erleiden."
Drohender Hunger
Vor allem das Leben vieler kleiner Kinder ist bereits in Gefahr. Lebensmittel werden knapp oder sind angesichts hoher Preise unerschwinglich. Kämpfe in El Fasher könnten eine humanitäre Katastrophe auslösen, fürchtet Shewit Woldemichael vom Thinktank International Crisis Group.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kam nach einer Untersuchung im Flüchtlingslager Zamzam in Nord-Darfur Anfang des Jahres zu dem Ergebnis: 30 Prozent der untersuchten Kinder litten unter akuter Mangelernährung, acht Prozent galten als schwer unterernährt. Vor einer drohenden Hungerkatastrophe im gesamten Sudan warnen Experten der Vereinten Nationen und des Frühwarnsystems für Hunger (FEWS) seit Monaten. Transport- und Warenwege seien unterbrochen und die Konfliktparteien verhinderten Hilfstransporte.