Osterbotschaft und „Urbi et Orbi“ Papst Franziskus ruft zu Frieden auf

red/

Bei sonnigem Wetter feierten 100 000 Gläubige auf dem Petersplatz mit dem Papst Ostern. Mit Blick auf Krieg und Leid forderte Franziskus energisch Frieden. Vor einer Woche sorgten vielen Katholiken sich noch, ob der Papst überhaupt an den Feiern teilnehmen kann.

 
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Franziskus erinnerte an das Leid in kriegs- und krisengeplagten Regionen. Foto: dpa/Alessandra Tarantino

Auch in diesem Jahr haben die Kriege und das Leid in der Welt das Osterfest im Vatikan geprägt. Papst Franziskus nutzte die Feierlichkeiten und seine traditionelle Osterbotschaft für einen eindringlichen Friedensappell. „Beeilen wir uns, Wege des Friedens und der Geschwisterlichkeit zu beschreiten“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag vor rund 100 000 Gläubigen bei strahlendem Sonnenschein auf dem Vorplatz des Petersdoms. Wie bereits in der Osternacht am Karsamstag rief der Pontifex dazu auf „Konflikte und Spaltungen zu überwinden und unsere Herzen für diejenigen zu öffnen, die am meisten in Not sind.“

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Unter dem Eindruck von mehr als 13 Monaten Krieg Russlands gegen die Ukraine erinnerte der 86-Jährige sichtlich bewegt an das Leid vor Ort und betete für Frieden: „Hilf dem geliebten ukrainischen Volk auf dem Weg zum Frieden, und ergieße dein österliches Licht über das russische Volk. Tröste die Verwundeten und diejenigen, die durch den Krieg geliebte Angehörige verloren haben, und lass die Gefangenen sicher zu ihren Familien zurückkehren.“ Die internationale Gemeinschaft stehe in der Pflicht, sich für die Beendigung dieses Krieges und aller Konflikte einzusetzen, die „die Welt mit Blut beflecken“.

Gesundheitliche Sorgen um den Pontifex

Franziskus erinnerte zudem an das Leid in anderen kriegs- und krisengeplagten Regionen wie etwa im Libanon, Haiti sowie im Südsudan. Angesichts der Spannungen im Nahen Osten, rief er Israelis und Palästinenser zum Dialog auf. Die Menschen müssten Vertrauen schaffen - dann sei Frieden möglich.

Das diesjährige Osterfest wurde begleitet von großen gesundheitlichen Sorgen um den Pontifex. Vor rund einer Woche wurde der 86-jährige Argentinier wegen einer Bronchitis in einem Krankenhaus behandelt. Nach knapp drei Tagen des Bangens konnte er jedoch das Krankenhaus verlassen. Bereits einen Tag später stand er der traditionellen Palmsonntagsmesse vor. Die Sorgen vieler Katholiken, Franziskus könne nicht an den Osterfeierlichkeiten teilnehmen, waren groß. Die Feiern rund um Ostern sind die wichtigsten im gesamten Kirchenjahr.

Der Pontifex schien nach seinem Krankenhausaufenthalt noch angeschlagen zu sein. Bei den Feierlichkeiten sah man ihn noch gelegentlich husten, und seine Stimme klang zuweilen müde. Und auch sein Knieleiden, das ihn seit Längerem plagt, machte ihm zu schaffen. Den großen Messen der Feiertage stand Franziskus zwar offiziell vor, zelebriert wurden sie allerdings von anderen Kirchenmännern. Diese verfolgte er großteils auf einem Sessel sitzend.

Geste sorgt für Kontroversen

Als der Papst am Sonntag im offenen Papamobil erschien, jubelten die Gläubigen ihm lauthals zu. Einige riefen ihm „Viva il Papa!“ (Es lebe der Papst) zu.

Franziskus schonte sich in der Karwoche nicht. Am Gründonnerstag stand er etwa der Abendmahlmesse vor und begab sich daraufhin in ein Jugendgefängnis in Rom, um zwölf Inhaftierten symbolisch als Zeichen der Demut die Füße zu waschen und zu küssen. Am Freitag stand er der Karfreitagsliturgie „Leiden und Sterben des Herrn“ vor. Auf die Teilnahme an der traditionellen Kreuzwegandacht vor der eindrucksvollen Kulisse des Kolosseums verzichtete er allerdings kurzfristig - wegen der für römische Verhältnisse ungewöhnlichen Kälte verfolgte er die Andacht von seinem Wohnsitz im Vatikan aus.

Bei jener Prozession an dem antiken Amphitheater standen Geflüchtete, Opfer von Gewalt jeder Art und Menschen im Krieg im Zentrum. Sie kamen mit Botschaften des Friedens und der Versöhnung zu Wort. So wurden etwa die Friedensbotschaften von zwei jungen Menschen aus der Ukraine und aus Russland verlesen. Im vergangenen Jahr sorgte eine ähnliche Geste für Kontroversen. Auch in diesem Jahr ließ Kritik nicht lange auf sich warten: Der ukrainische Botschafter am Heiligen Stuhl kritisierte den Text des russischen Jugendlichen scharf.

Die beiden berichteten von ihren Erfahrungen mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. Der ukrainische Jugendliche erzählte, wie er vor dem Krieg nach Italien floh. Der Russe rief in seiner Botschaft zum Gebet auf: „Jesus, bitte, mach, dass auf der ganzen Welt Frieden ist und dass wir alle Geschwister sein können.“