Ludwigsburger Impfarzt erklärt Braucht man die Corona-Warn-App noch?

Lenya Trautmann
Mit der Corona-Warn-App konnte, anhand Kontaktverfolgung, das Infektionsrisiko eingeschätzt werden Foto: imago images/Friedrich Stark/Friedrich Stark via www.imago-images.de

Über 46 Millionen mal wurde die Corona-Warn-App in Deutschland heruntergeladen. Mit dem Fallen der Test- und Isolationspflicht wird die App immer unwichtiger. Ist die Anwendung noch sinnvoll?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Bitter nötig, ist laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach eine Gesamtstrategie für die Digitalisierung des Gesundheitswesens, wie der SPD-Politiker am Kongress zur Digitalen Gesundheit am Mittwoch betonte. Die Pandemie habe durch Apps wie CovPass und die Corona-Warn-App (CWA) einen Digitalisierungsschub vorangetrieben, der jetzt stillstehe. Die Warn-App sollte die digitale Ergänzung zum Abstand halten und Maske tragen sein. Impfzertifikate und Testnachweise konnten in die App hochgeladen werden und dienten zum digitalen Ausweisen des 3-G-Status. Heute ist ein Nachweis höchstens noch beim Krankenhausbesuch oder einem Überseeflug nötig. Wie sinnvoll ist die Corona-Warn-App also noch?

„Im Moment ist die App nutzlos“, findet ein Impfarzt aus dem Kreis Ludwigsburg. Da er noch aktiv arbeitet, möchte er lieber anonym bleiben. „Am Anfang der Pandemie war das wichtig, aber selbst da hatten zu wenige die App installiert“, erinnert sich der Experte. Auch jetzt, wo weder Test- noch Isolationspflicht besteht, seien die Aussagen der App nicht aussagekräftig. „Weil sich niemand mehr testen muss, könnte ich im Bus mit fünf Infizierten fahren und trotzdem keine Warnung der App bekommen“, schildert er.

„Bei uns läuft es gerade wie in Schweden“

Hinzukomme der hohe Personalaufwand, der für eine Nachverfolgung nötig sei, und aktuell von den Gesundheitsämtern nicht bewältigt werden könne. „Im Krankenhaus ist es dasselbe, würde die Isolationspflicht noch bestehen, müssten die Kliniken wegen Personalmangels wieder schließen. Deshalb gibt’s keine Tests mehr, sondern Masken“, kritisiert der Mediziner. Zum Glück laufe eine Erkrankung mit dem Coronavirus mittlerweile überwiegend harmlos ab, daher sei eine akribische Nachverfolgung auch nicht die Priorität. „Wir machen ja keine Null-Covid Strategie wie in China, bei uns läuft es gerade eher wie in Schweden“, vergleicht er.

Gesundheitsministerium befürwortet App

Auf Anfrage antwortet das Gesundheitsministerium schriftlich und spricht von einer dynamischen Pandemielage: „Die App leistet einen Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und zur Unterbrechung von Infektionsketten. Vor dem Hintergrund des möglichen Anstiegs der Fallzahlen in den Wintermonaten wurde die weitere Bereitstellung der CWA entschieden.“ Die Frage, wie sinnvoll die CWA noch ist, wurde vom Ministerium nicht beantwortet.

Bilder