Das wiederum wirft – wieder einmal – ein schlechtes Licht auf das Qualitätsmanagement bei Hersteller Boeing und dessen Zulieferer Spirit Aerosystems, der die Rümpfe der Boeing 737 baut. Nach den Abstürzen zweier 737 Max 8 in den Jahren 2018 und 2019 wegen einer fehlerhaften Software, aus denen ein fast zwei Jahre andauerndes Flugverbot aller 737 Max resultierte, hatte das Management des Airbus-Konkurrenten eigentlich gelobt, in Zukunft besser auf die Sicherheitskultur im Haus zu achten.
Immer wieder Zwischenfälle
Allerdings hatte die 737 Max auch danach immer wieder mit Qualitätsmängeln zu kämpfen. So setzte im April 2021 ein Problem mit der Elektrik mehr als 100 737 Max vorübergehend außer Gefecht. Zwei Jahre später, im April 2023, meldete Spirit Aerosystems einen Produktionsfehler, der die Verbindungspunkte zwischen Rumpf und Seitenleitwerk betraf. Im August 2023 entdeckte wiederum Boeing fehlerhafte Bohrungen an von Spirit gelieferten hinteren Druckschotts der 737 Max. Und erst Ende Dezember 2023 forderte Boeing seine Kunden zur Prüfung ihrer 737 Max auf – wegen lockerer Schrauben in der Rudersteuerung. Wie aber kann es sein, dass der einst weltgrößte Hersteller von Passagierflugzeugen seit Jahren mit Verarbeitungsfehlern an seinen Jets Schlagzeilen liefert? Die Gründe dafür sind wohl hausintern zu suchen, denn die Qualitätssicherung wird von Boeing nach wie vor selbst geregelt – und die Wurzeln liegen über 25 Jahre zurück. Nach der Fusion mit McDonnell Douglas 1997 übernahmen beim traditionell von Ingenieuren geleiteten Boeing-Konzern Stück für Stück fachfremde Manager aus der Wirtschaft das Ruder, denen niedrige Kosten am Herzen lagen.
Die FAA drohte Boeing nach dem Alaska-Airlines-Drama offen damit, dem Hersteller für diesen Zweck eine externe Fremdfirma aufs Auge zu drücken. Der Vorfall hätte nie passieren dürfen und dürfe sich nie wiederholen, unterstrich die Behörde. Zudem erklärte sie, künftig alle Max-Zwischenfälle zentral zu erfassen – und kündigte tiefgreifende Überprüfungen der Boeing-Lieferkette an. Der jüngste Vorfall zieht weitere Kreise. Die „Seattle Times“ zitierte einen anonymen Boeing-Insider, dem zufolge das von Spirit vormontierte Türpaneel im Boeing-Werk Renton aus- und dann fehlerhaft wieder eingebaut wurde. Einwandfrei nachprüfen lassen sich diese Hinweise vorerst nicht.
Info: Der Autor ist Redakteur der Zeitschrift „Flugrevue“, die bei der Stuttgarter Motorpresse erscheint: www.flugrevue.de