Zum Leuchtturm-Projekt soll aber die Neugestaltung des fast zwei Kilometer langen Boulevards werden, der sich schnurgerade vom Place de la Concorde bis zum Arc de Triomphe zieht. Für 225 Millionen Euro wird in den kommenden Jahren ein grünes Band entstehen. Im Schatten von Bäumen sollen die Menschen zwischen Gärten und Spielplätzen in Bistros und Restaurants das Leben genießen. Weichen müssen die Autos, geplant ist, die Fahrbahn von aktuell acht auf zwei Spuren zu verengen, was mehr Raum für Spaziergänger und Radfahrer bringt. „Der Ehrgeiz besteht darin, die Champs-Élysées wieder zu einem Spazierweg und einem echten kulturellen Ziel zu machen“, unterstreicht Architekt Chiambaretta.
Das Ziel: Autos aussperren und Bäume pflanzen
Begonnen werden soll das Projekt mit der Umgestaltung des Place de la Concorde, der sich bis zu den Olympischen Spielen 2024 in einem völlig neuen Licht präsentieren soll. Der Plan Chiambarettas ist es, die Autos auszusperren, viele Hundert Bäume zu pflanzen und auf dem Gelände einen verkehrsberuhigten, zentralen Park zu gestalten, der sich an den Louvre und die Tuileriengärten anschließt. Bis zum Jahr 2030 soll dann der Rest der Champs-Élysées bis hinauf zum Arc de Triomphe folgen.
Die Bürgermeisterin Anne Hidalgo unterstreicht immer wieder, dass sie mit ihren Plänen im Geiste der großen Stadtplaner handle. Mitte des 17. Jahrhunderts erstreckten sich hinter dem Louvre noch ausgedehnte Wälder. Im Jahr 1674 konzipierte der königliche Architekt André Le Nôtre jene berühmte Achse von den Tuilerien in Richtung Westen zum Arc de Triomphe. Damals lustwandelten die Bürger allerdings noch durch kaum gebändigte Natur. Erst im 19. Jahrhundert bauten reiche Pariser Bürger ihre beeindruckenden Wohnhäuser entlang den Champs-Élysées.
Eine großflächige Begrünung soll die sommerliche Hitze dämpfen
Die geplante Neugestaltung wird nicht nur das Stadtbild von Paris grundlegend verändern. Ein wesentliches Ziel ist es, die dicht besiedelte Millionenmetropole und deren Bewohner vor den Folgen des Klimawandels zu schützen. Am Place de la Concorde werden inzwischen jeden Sommer Rekordtemperaturen von weit über 40 Grad Celsius gemessen. Eine großflächige Begrünung könnte wesentlich Abhilfe schaffen.
Reichlich Kopfzerbrechen bereiten den Verantwortlichen allerdings zwei wichtige Termine im Jahr: die Ankunft der Tour de France und die Militärparade am Nationalfeiertag am 14. Juli. So ist der 70 Meter breite, schnurgerade Boulevard wie gemacht für das Defilee der Panzer und den Massensprint der legendären Frankreich-Rundfahrt der Radprofis. Wie genau diese Veranstaltungen in die schöne, grüne Zukunft eingepasst werden sollen, wagt im Moment niemand zu sagen. In den schicken Werbefilmen für das Projekt sind zwar viele lachende und spielende Kinder zu sehen – aber kein schweres Kriegsgerät.