Vor diesem Hintergrund ist es zum jetzigen Stand nicht denkbar, dass die neue grönländische Regierung dem Trump-Wunsch in irgendeiner Weise Folge leistet. Bereits Egede hatte immer wieder deutlich gemacht, dass Grönland nicht zum Verkauf stehe, aber durchaus Interesse an einer stärkeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den USA etwa beim Rohstoffabbau habe.
Auch Experte Gad schätzt nach dem Wahlausgang ein: "Trumps Umarmung ist zurückgewiesen worden." Nun gehe es darum, sein Interesse hin zu wirtschaftlicher Zusammenarbeit zu lenken. Dabei könne auch der EU eine wichtige Rolle zukommen. Ähnlich sieht es sein Kollege Nielsen: "Hätte Trump diese Bemerkungen im Laufe der Zeit nicht immer wieder gemacht, hätte der Fokus viel mehr auf der Zusammenarbeit mit den USA gelegen", sagt er. "Vielleicht war das etwas zu viel Interesse der Trump-Regierung."
Die große Unabhängigkeitsfrage
Bei der Regierungsbildung wird nun vor allem interessant zu beobachten sein, wie sich die beteiligten Parteien in der Unabhängigkeitsfrage und zur Zukunft des angespannten Verhältnisses zu Dänemark verhalten. Der Großteil der Parteien ist sich einig, dass Grönland eines Tages von seiner einstigen Kolonialmacht Dänemark unabhängig werden sollte.
Uneins sind sie sich aber über den richtigen Zeitpunkt dafür: Während Naleraq für eine schnelle Abspaltung einsteht, möchten Demokraatit und andere deutlich langsamer vorgehen. In ihrem Wahlprogramm machen die Demokraten klar, dass die politische Unabhängigkeit "das letztliche Ziel" sei - aber auch, dass dafür zunächst die richtigen Bedingungen geschaffen werden müssten.
Hauptknackpunkt ist dabei Grönlands nach wie vor starke finanzielle Abhängigkeit von Kopenhagen. "Sie brauchen Kooperationspartner", betont Forscher Nielsen. Demokraatit geht darauf auch in seinem Wahlprogramm ein, in dem die Partei unter anderem auf die Möglichkeiten von freien Assoziierungsabkommen mit den USA und Dänemark hinweist. Mit Blick auf Trump heißt es in dem Programm aber auch: "Lasst uns das ganz klar sagen: Grönland steht nicht zum Verkauf. Nicht heute. Nicht morgen. Niemals."