Pharmazeuten-Protest Apotheker demonstrieren gegen Lauterbach-Pläne

Manchen Kunden in Thüringen dürften eingeschränkte Öffnungszeiten einiger Apotheken aufgefallen sein: Statt ins Geschäft gingen etliche Pharmazeuten am Mittwoch auf die Straße.

 
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Erfurt (dpa/th) - Thüringer Pharmazeuten ärgern sich über die Reformpläne für Apotheken der Bundesregierung. "Wir brauchen eine Reform, die auf die Kompetenz der Apothekerinnen und Apotheker als Heilberuf am Patienten setzt und nicht auf digital ferngesteuerte Arzneimittelausgabestellen", kritisierte der Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbands, Stefan Fink. Er äußerte sich vor Protestkundgebungen von Apotheken in Erfurt und Dresden. Die Apotheken bräuchten wirtschaftliche Planungssicherheit, so Fink weiter.

Reform-Modell: Apotheken ohne dauerhaft anwesende Apotheker

Ein besonderer Dorn in den Augen der Apotheker ist ein zentraler Punkt in den Reformplänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): So sollen Apothekenfilialen auch dann öffnen dürfen, wenn ein Apotheker nur in einer anderen Filiale für eine Beratung per Telefon oder Video zur Verfügung steht. Erfahrene pharmazeutisch-technische Assistenten könnten dann aus Sicht von Lauterbach die Versorgung vor Ort übernehmen. 

Lauterbach hofft, so dem Apothekensterben in ländlichen Regionen zu begegnen. Bisher ist die Anwesenheit eines Apothekers vor nötig, um eine Apotheke öffnen zu dürfen. Die Pharmazeuten sehen mit Lauterbachs Idee das System der inhabergeführten Apotheken, Arbeitsplätze und die Medikamenten-Versorgung der Bevölkerung bedroht.

Immer weniger Apotheken 

Die Zahl der Apotheken geht laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) seit längerem zurück. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gab es deutschlandweit noch 17.288 und damit 283 weniger als zum Jahreswechsel. Zu den Gründen zählen auch Fachkräftemangel und Abwanderungsbewegungen aus ländlichen Regionen. Zudem würden Apothekenneugründungen wirtschaftlich uninteressanter, kritisiert etwa der Deutsche Apothekerverband. Das Apothekerhonorar müsse angepasst werden.

Lage in Thüringen

Auch in Thüringen sinkt die Zahl der Apotheken seit Jahren, Ende 2023 gab es ABDA zufolge hier noch rund 500. Daraus ergaben sich rechnerisch 23 Apotheken je 100.000 Einwohner. Damit hat Thüringen aber eine vergleichsweise hohe Apothekendichte. 

Bundesweit lag der Wert bei 21, nur in Sachsen-Anhalt und dem Saarland war er mit 26 Apotheken je 100.000 Einwohner höher. Die rot-rot-grüne Landesregierung bezuschusst die Niederlassung von Apothekern in ländlichen Regionen mit bis zu 40.000 Euro.

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