Sie wollen nun auch anderen Menschen helfen, denen so etwas widerfahren ist. Was hat sie dazu motiviert?
Elfriede Nußbaum: Wir möchten Betroffenen das Gefühl geben, dass sie mit ihrer Trauer nicht allein sind und dass Trauer gelebt werden darf und muss, um wieder ins Lot zu kommen. Tatsächlich ist das Thema „Sternenkinder“ immer noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft, auch wenn sich viel schon geändert hat. Wir wollen offen sein für die Betroffenen und wollen auch aus unseren Erlebnissen und Erfahrungen heraus zukünftige Angebote ausrichten und da schweben uns solche Jahreszeiten-Wanderungen vor.
Klaus Nußbaum: Entstanden ist die Idee schon 2019 mit der Gedenkandacht für Sternenkinder in Limbach, aber dann waren aufgrund von Corona keine weiteren Veranstaltungen möglich. Die geplante Trauerwanderung soll der Auftakt zu einer Gruppengründung von Sternenkinder-Eltern sein, aber die jährliche Gedenkandacht wird weitergeführt und ist schon für den 12. Dezember („Worldwide Candle Lighting“) geplant.
Es gibt ja viele Angebote für den Halt in schweren Stunden, um dem Leben und dem Verlust einen neuen Mut zu geben. Was finden sie an dem Trauerwandern so positiv?
Klaus Nußbaum: Die Abgeschiedenheit, die Ruhe und einfach mal in Gedanken versunken sein und zu sich zu finden; sich einfach mal eine Auszeit gönnen. Man kann Wege gehen, wo man fast alleine unterwegs ist und die Ruhe genießen, aber auch den Weg der Trauer gemeinsam gehen. Niemand muss auch etwas sagen! Wichtig ist, einfach nur zuhören oder einfach nur da sein und wissen, da ist jemand, der mich stützt. Keine Ratschläge geben! Es muss so oder so getrauert werden. Jeder Mensch ist anders und trauert anders. Auf diese Feinheiten muss man eingehen.
Der Weg ist das Ziel ist ein bekannter Ausspruch. Soll diese Trauerwanderung auch zu dem Ziel führen, dass das Leben weitergeht, wenn auch in einer anderen Weise?
Elfriede Nußbaum: Es geht natürlich auch um das Annehmen von Leid in seiner Lebensgeschichte, den Blick nach vorne zu richten und nicht unterzugehen. Aber im Rückblick auch Dankbarkeit zeigen, auch wenn das in der aktuellen Phase der Trauer nicht möglich ist. Wir wollen helfen, mit dieser Situation umzugehen und sie auch anzunehmen.
Das Gespräch führte Günther Geiling
Das Trauerwandern
Die Trauer gleicht oft einer Wanderung mit allen Höhen und Tiefen. Beim Wandern kommt auch nicht nur der Körper in Bewegung, sondern der Geist. Die Natur kann dabei eine heilsame Begleiterin sein, denn gerade hier erfährt man die Verbundenheit mit dem Werden und Vergehen und erkennt die Parallelität zu Leben und Tod.
Elfriede und Klaus Nußbaum sehen diese Trauerwanderung als ein niederschwelliges Angebot, um betroffenen Eltern die Möglichkeit des Austausches zu geben oder nur zu wandern und zu hören. Dabei ist es ihnen wichtig, als Paar aufzutreten, „da wir beide Partner, die Eltern, ansprechen und für beide da sein wollen. Das Thema betrifft ja beide Elternteile.“
Treffpunkt ist am Samstag, 4. September, um 14 Uhr am Parkplatz der Wallfahrtskirche Maria Limbach. Die Dauer der Wanderung ist mit ca. 1,5 Stunden geplant. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Festes Schuhwerk wäre erwünscht und die Wanderung findet bei jedem Wetter statt.