Der „Paladin“ hat rund 300.000 Euro gekostet. An Bord sind drei Computerarbeitsplätze.
Das digitale Herz des mobilen IT-Labor schlägt im Heck: Die Server und Arbeitsspeicher sind in einer weltweit bislang einzigartigen Luftfederung aufgehängt, sodass die Cybercops an Bord auch während der Fahrt arbeiten können. Dazu kommt ein Energie- und Klimakonzept, das sicherstellt, dass der „Paladin“ innerhalb kurzer Zeit einsatzbereit ist und bei Bedarf mehrere Tage unterwegs sein kann.
Die Spezialisten an Bord können mit dem mobilen Labor vor Ort und wesentlich schneller arbeiten als bisher. Bisher rückten die Cybercops mit Laptops aus, endliche Akkuladungen beschränkten die Einsätze. Mit dem rollenden Supercomputer an Bord des Paladin können im Extremfall die Dateien eines ganzen Unternehmens gespiegelt werden, beispielsweise im Fall eines kriminellen Angriffs mit Schadsoftware.
Aber auch an klassischen Tatorten wird der Paladin eingesetzt werden. KCC-Chef Schröder erinnert an den rechtsextremen Terroranschlag am Olympia-Einkaufszentrum in München im Jahr 2016. Damals filmten viele Augenzeugen mit ihren Smartphones an den Tatorten. Die Münchner Cybercrime Spezialisten rückten aus, um die Beweise der Zeugen zu sichern. Sie suchten sich eine Filiale eines Schnellrestaurants als Behelfsbüro aus, steckten ihre Laptops an und begannen Handys auszulesen – und plötzlich machten die Laptops schlapp. Des Rätsels Lösung: Die Steckdosen in dem Schnellrestaurant waren lediglich Dekoration.
Ein Terroranschlag wäre aber der Extremfall. Dem steht der kleinste denkbare Fall gegenüber: Computerbetrug beim Privatgeschäft im Internet, ein Delikt, das üblicherweise bei den Polizeiinspektionen bearbeitet wird. Auch hier sei es für einen Ermittler sehr hilfreich, schnell ein Handy ausgelesen zu bekommen und mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen vertieftere Fragen stellen zu können.
Wie wichtig die digitale Spurensicherung ist, zeigt sich seit längerem bei den Strafgerichten: Neben den klassischen Spurenakten, in denen die Beweisfotos vom Tatort nach wie vor mit dem Uraltbegriff „Lichtbildtafel“ bezeichnet werden, gibt es mittlerweile Chatprotokolle als Anlagen zu den Ermittlungsakten.