Plan von Bürgermeister Gemeinde will Ökostrom selbst verkaufen: Preis soll sinken

Peter Engelbrecht
Bürgermeister Christian Porsch vor dem neuen Bürgersolarpark. Foto: Peter Engelbrecht

Neue Wege bei der Energieversorgung will der Speichersdorfer Bürgermeister Christian Porsch gehen: Der Strom, der künftig im neuen Bürgersolarpark erzeugt wird, soll direkt in der Gemeinde verkauft werden.

 
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Bürgermeister Christian Porsch (UBV) kennt die Sorgen der Menschen angesichts stark steigender Energiepreise nur zu gut. Fast täglich wird er darauf angesprochen. Nun will der 39-Jährige gegensteuern: Er plant mittelfristig einen eigenen Speichersdorfer Stromtarif, der unter den marktüblichen Preisen liegen soll.

„Als Gemeinde setzen wir alles daran, im Energiebereich unabhängiger von fossilen Energieträgern zu werden“, erläutert Porsch seine Pläne. Die Nahwärmeversorgung auf Hackschnitzelbasis für die Schule, die Sportarena und das Rathaus, die Umstellung der Kläranlage auf Faulung zur Stromgewinnung sowie die Errichtung eines Bürgersolarparks seien bereits erste wichtige Schritte gewesen. In Abstimmung mit dem Gemeinderat sollen weitere Nahwärmelösungen im Zentrum von Speichersdorf sowie mittelfristig ein eigener örtlicher Stromtarif folgen.

Der neue zweigeteilte Bürgersolarpark nahe Wirbenz unter den Windrädern sowie an der Bahnlinie umfasst eine Gesamtgröße von 16 Hektar. Mit 51 Prozent ist die Gemeinde daran beteiligt. Das restliche Kapital sollen Bürger aufbringen. Der Solarpark ist fertig, nur die Trafos fehlen noch. Spätestens im Frühjahr soll er in Betrieb gehen, erläutert Porsch. Diese Freiflächenanlage liefert laut den Prognosen rund 20 Millionen Kilowattstunden Ökostrom im Jahr. Das ist in etwa die Strommenge, die in der Gemeinde jährlich verbraucht wird: Von der Kommune, der Wirtschaft, den sozialen Einrichtungen und den Bürgern. „Da liegt es doch nahe, den in der Photovoltaikanlage erzeugten Strom auch direkt in der Gemeinde zu vermarkten“, sagt der Bürgermeister. Der Gemeinderat, dem er seine Idee auf einem Seminar erläutert hat, unterstütze die Pläne.

Spätestens 2026, wenn der Konzessionsvertrag mit dem Netzbetreiber Bayernwerk endet, soll das „Speichersdorfer Modell“ laufen. Porsch hat bereits erste Vorgespräche mit der Rechtsaufsicht, also dem Landratsamt, über dieses Pilotprojekt geführt. Und er will mit den Stadtwerken in Bayreuth und dem Bayernwerk verhandeln, ob sie möglicherweise die für den Stromverkauf notwendigen Dienstleistungen übernehmen würden. Auch das Know-how und die Wartungsarbeiten könnte vergeben werden. Vorstellbar wäre aber auch, dass diese Dienstleistungen die 100-prozentige Tochtergesellschaft der Gemeinde, die Bioenergie Speichersdorf, übernimmt. Fakt ist: Die Gemeinde müsste das Stromnetz kaufen, wie es die Stadt Kulmbach 2016 bereits getan hat.

Den Stromverkauf der Kommune vergleicht Porsch mit dem Wasser und dem Abwasser. Letztere Bereiche müssen kostendeckend arbeiten, sie dürfen aber auch keine Gewinne abwerfen. Beim Energieverkauf könne die Kommune deshalb einen günstigen Preis anbieten. Das wäre ein Standortvorteil für die Wirtschaft und die Bürger in Speichersdorf.

Würde die Gemeinde einen eigenen Stromtarif anbieten, wäre sie unabhängig von den Preisschwankungen auf den Märkten. Für Porsch ist das ein Anreiz, dieses Konzept möglichst schnell umzusetzen. Und wie sieht es rechtlich aus? Alle Tätigkeiten, mit denen die Gemeinde oder ihre Unternehmen am Wirtschaftsleben teilnehmen, um Gewinn zu erzielen, entsprächen keinem öffentlichen Zweck, besagt die Bayerische Gemeindeordnung. Aber: Zu den Aufgaben der Gemeinden gehört laut der Bayerischen Verfassung die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung mit Licht, Gas und elektrischer Kraft. Der Plan könnte also aufgehen.

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