Plötzlich positiv Coburgerin nahe am Verzweifeln

Der Schock: Völlig unerwartet zeigt der Schnelltest ein positives Ergebnis. Foto: picture alliance/dpaSymbolbild: picture alliance/dpa/Danny Gohlke

Wer Corona hat, muss in Isolation. Wer nicht, bisweilen auch – nämlich dann, wenn der Test ein falsches Ergebnis anzeigt. Was das für Betroffene bedeutet, zeigt der Fall einer 38-Jährigen.

 
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Im Urlaub, an einem schönen Sommermorgen im Bayerischen Wald, klingelt das Mobiltelefon einer Coburgerin. Ihr Vater meldet sich. Er ist zu Hause gestürzt, braucht Hilfe, muss ins Krankenhaus. Die junge Frau, die einzige erreichbare Angehörige, kümmert sich um die Organisation des Krankentransports und erfährt kurz darauf die Diagnose: Oberschenkelhalsbruch. Der Aufenthalt des Vaters im Klinikum wird also länger dauern. Die Coburgerin bricht ihren Urlaub ab.

Schon im Feriendomizil war sie äußerst vorsichtig, um sich nicht mit Corona anzustecken – und erst recht davor. Sie arbeitet alleine im Homeoffice, meidet im Alltag so weit es nur irgend geht Kontakte. Jetzt ist sie noch aufmerksamer, wenn sie draußen unterwegs ist. Denn ihren Vater darf sie im Krankenhaus nur besuchen, wenn sie das Virus nicht in sich trägt. Den Nachweis muss sie jedes Mal mit einem Corona-Antigentest erbringen, den eine autorisierte Stelle bestätigt hat. In Coburg bieten beispielsweise Apotheken diesen Service an.

Kein Problem, denkt sich die junge Frau, schließlich ist sie symptomfrei und sehr vorsichtig im Umgang mit anderen Menschen. Dennoch soll an einem Tag der Schnelltest positiv sein. Die Coburgerin kann das nicht glauben und fährt zu einer weiteren Teststelle. Ergebnis: negativ. Um sicherzugehen, macht sie zu Hause weitere vier Selbsttests verschiedener Hersteller. Auch hier bleibt jedes Mal der zweite rote Strich am Testkästchen aus. Also zurück zur Stelle, bei der der erste Test angeschlagen hat. Ergebnis: negativ. Der Frau fällt ein Stein vom Herzen. Zu früh, wie sich kurz darauf zeigt. Denn die Teststelle hat zwischenzeitlich das erste – positive – Corona-Ergebnis, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist, an das Gesundheitsamt in Coburg übermittelt. Am nächsten Tag kommt der Standard-Anruf in solchen Fällen: Sie habe sich für fünf Tage in Isolation zu begeben.

Aber sie ist doch negativ getestet, bestätigt von der Teststelle. Das teilt sie sofort dem Gesundheitsamt mit, um ihren Vater im Krankenhaus möglichst rasch besuchen zu können. Der Aufhebungsbescheid lässt aber noch auf sich warten. Die Frau muss sich erst per PCR-Verfahren freitesten, dann auf der Webseite des Gesundheitsamts zunächst als positiv melden, damit das weitere Prozedere – die Rücknahme der Isolationspflicht – in Gang gesetzt werden kann. Gefragt wird nach Symptomen – keine –, und nach der Zahl der Impfungen – drei, mit den Impfstoffen von Biontech und Moderna.

Derweil wartet der Vater im Klinikum dringend auf Sachen. Zwei Tage muss er ohne seine Tochter auskommen. Keine lange Zeit, aber trotzdem nervenaufreibend für beide. Immerhin: Der Mitarbeiter, der die Coburgerin als vermeintlich positiv getestet hat, meldet sich nach zwei Tagen und entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten.

Hans-Joachim Schreeck, Pressesprecher des Bayerischen Apothekerverbands in Coburg, betont, es sei sehr selten, dass ein Antigen-Corona-Test ein falsches Ergebnis liefere, wenn er fachmännisch abgenommen werde. „Der Nasentest funktioniert gut, die Zuverlässigkeit liegt bei 90 Prozent plus“, so Schreeck.

Die Zahl falscher Tests, die Corinna Rösler, Pressesprecherin des Landratsamts Coburg, nennt, liegt etwas höher. Bei der Auswertung der Daten habe sich herauskristallisiert, dass im Durchschnitt bei etwa 15 Prozent der gemeldeten positiven Antigen-Schnelltests das Ergebnis im anschließenden, wesentlich genaueren PCR-Test negativ war. „Im Juli hatten wir 532 positive Antigen-Corona-Tests. 70 davon stellten sich dann mit PCR-Test als negativ heraus“, berichtet Rösler.

Allerdings ist die Zahl mit Vorsicht zu genießen. Nicht jeder, der Erkältungssymptome hat und keinen Nachweis benötigt, virenfrei zu sein – beispielsweise für einen Besuch im Krankenhaus oder Seniorenheim –, lässt sich gleich auf Corona testen. Kommt ein paar Tage später dann aus welchen Gründen auch immer doch die Entscheidung, zur Teststelle zu gehen, kann die Infektion schon wieder am Abklingen sein. Der Antigentest schlägt dann möglicherweise noch an, was dem Gesundheitsamt gemeldet wird. Bis der folgende PCR-Test abgenommen ist, vergeht Zeit, in der Corona wieder aus dem Körper verschwunden sein kann. In der Statistik taucht dann ein positiver Antigentest auf, der sich beim darauffolgenden PCR-Test nicht bestätigt.

Dass eigenes Verhalten, beispielsweise vorheriges Essen oder Trinken, einen über die Nase abgenommenen Corona-Antigentest ins Positive schieben könnte, obwohl man tatsächlich virenfrei ist, hält Apotheker Schreeck für äußerst unwahrscheinlich. Lediglich beim „Lollitest“, der bei Kindern angewandt wird, sollte man darauf achten, dass die Kleinen vorher nichts gegessen oder getrunken oder die Zähne geputzt haben.

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