Poetry Slam Wortakrobaten toben sich aus

Christian Licha

Eine Wundertüte der Kreativität öffnete sich am Freitag in Haßfurt: Auf der Bühne standen Poeten, Lyriker und Meister der deutschen Sprache.

 
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Bereits zum 16. Mal trafen sich am Freitagabend Wortakrobaten, Lyriker und Poeten aus ganz Deutschland in der Ganztagesstätte „Silberfisch“ am Haßfurter Schulzentrum. Das Bibliotheks- und Informationszentrum Haßfurt (BIZ) hatte zum traditionellen Poetry Slam eingeladen, der zwei Mal jährlich, im Frühjahr und im Herbst, stattfindet. „Gemeinsam stehen heute 1000 gewonnene Poetry Slams auf der Bühne“, sagte Moderator Christian Ritter, der wieder Top-Slamer verpflichtet hatte. Eine wahre Wundertüte der Kreativität boten Lisa Maria Olszakiewicz aus Berlin, Philipp Herold aus Heidelberg, Khaaro aus Hamburg und Noah Klaus aus Berlin, die allesamt schon sehr oft auf dem Siegertreppchen ganz oben standen. Mit David Weber aus Berlin hatte Christian Ritter auch einen Feature-Artist im Gepäck. Außer Konkurrenz schnappte er sich spontan den Flügel, der in dem Veranstaltungsraum steht und setzte seinen Textbeitrag musikalisch um.

„Es war einmal ein Lachs, dem schickte man ein Fax. Er hat es nie bekommen, die Schrift war ganz verschwommen“: Unter anderem mit diesem und anderen Vierzeilern seines „imaginären Sohnes“ zauberte Philipp Herold den Zuschauern fröhliche Tränen in die Augen. Nicht weniger begeisterte Lacher erntete Noah Klaus, der als Deutschlehrer für Erwachsene eine humorvolle Warnung vor dem Deutsch lernen aussprach und der Meinung war: „Ein doppelter Plural hält besser“. Mit modernen Redewendungen wie „Hey Bro“ oder ähnlichem erzählte Khaaro ihre eigene Version über Freunde, Mut und Liebe des Schiller-Klassikers „Die Bürgschaft“, die ihr viel Beifall einbrachte. Von einer hemmungslosen Partynacht im Berliner Techno-Club „Berghain“ handelte hingegen der Text von Lisa Maria Olszakiewicz, die nach einer Gabe von einer „Kräuterhexe“ unliebsame Erfahrungen in schaurigen Kreuzberger Nächten machte.

Natürlich war auch wieder das Publikum eingebunden, als es galt, zwei Salmer für das Finale zu küren. Zufällig ausgewählte Zuschauer hielten Tafeln in die Höhe, so wie die Jurymitglieder zum Beispiel im Tanzsport. Mit Punkten von 1 bis 10 wurde so jeder einzelne Auftritt bewertet. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich dabei Noah Klaus und Lisa Maria Olszakiewicz. Schließlich waren bei der Endausscheidung wieder die Zuhörer gefragt, die mit der Stärke ihres Applauses, den Gewinner des Abends bestimmten. Der „Schwänzeltanz der Bienen“, den Lisa Maria Olszakiewicz mangels Partner als Sommergedicht vortrug wurde zwar sehr gut bewertet, jedoch reichte es nicht ganz für den ersten Platz. Auf diesem thronte dann Noah Klaus, der mit viel Schabernack ein Revival langer Buchtitel forderte. Der Berliner durfte, wie immer in Haßfurt, einen sehr originellen Preis entgegennehmen. Das BIZ-Team mit ihrer Leiterin Sylvia Büttner hatte dafür quasi einen „Zaubertrank“ ausgewählt, auf dessen Flaschenetikett „Hanf-Met naturtrüb“ prangte.

Neben vielen Stammgästen waren auch wieder einige Neulinge unter den Zuschauern beim Poeten-Wettstreit in der Kreisstadt dabei. Einer von ihnen war zum Beispiel Marco Depner. Der Knetzgauer hatte sich schon sehr lange vorgenommen, dieses Event einmal zu besuchen. Jetzt endlich konnte er seinen Wunsch in die Tat umsetzen und zeigte sich nach der Veranstaltung restlos begeistert. „Ich bereue fast, dass ich die letzten 15 Ausgaben des Haßfurter Poetry Slams verpasst habe“, sagte Marco Depner und ergänzte: „Alle Redner waren sehr talentiert und haben mich mit ihren Texten richtig berührt.“ Von jetzt an werde er regelmäßig die Wortakrobaten mit seinem Besuch unterstützen und er hoffe, dass es ihm viele Leute nachmachen, denn der Applaus sei schließlich das „Brot der Künstler“, so Depner.

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