Polizei Haßfurt Corona mischt auch bei Straftaten mit

Martin Schweiger
Von 58 Fällen im Jahr 2016 auf 197 Fälle im Jahr 2020 Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Jens Büttner

Die Polizeiinspektion Haßfurt meldet in ihrem Sicherheitsbericht für das Jahr 2020 eine historisch hohe Aufklärungsquote. Internetkriminalität und Betrugsdelikte nehmen zu.

 
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Haßfurt - Wer zu den knapp 65 000 Menschen gehört, die im Bereich der Polizeidienststelle Haßfurt wohnen, lebt statistisch gesehen sicherer als der Durchschnitt der bayerischen Bevölkerung. Denn zum dritten Mal in Folge liegt die Häufigkeit der bekannt gewordenen Straftaten pro 100 000 Einwohner unter der 3000er Marke, nämlich bei 2894 im Jahr 2020. Für ganz Bayern lag dieser Wert im vergangenen Jahr bei 4500. Dies sagte Polizeichef Daniel Seeburg bei der Vorstellung des Sicherheitsberichts 2020 am Freitag.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr im Bereich der PI Haßfurt 1874 Straftaten erfasst – zehn Fälle mehr als im Jahr 2019. Der Spitzenwert der letzten fünf Jahre lag im Jahr 2017 mit 2042 erfassten Straftaten. 78 Prozent, nämlich 1460 der 1874 Straftaten im letzten Jahr konnten aufgeklärt werden – so viele wie nie zuvor. Damit liegt die PI Haßfurt vor Unterfranken (72 Prozent) und Bayern (69 Prozent). Im Jahr 2019 lag die Aufklärungsquote bei 74 Prozent, im Jahr 2017 bei nur 67 Prozent. Hohe Aufklärungsquoten von mehr als 97 Prozent konnten bei Körperverletzungen, Warenbetrug, Nötigung und Rauschgiftdelikten erzielt werden. Bei Fahrraddiebstählen war die Quote mit 21 Prozent und bei Sachbeschädigung mit 26 Prozent niedrig. Seeburg empfahl daher, Fahrräder, vor allem teure E-Bikes gut zu sichern sowie die Rahmennummer zu notieren und das Rad zu kennzeichnen.

Im Zusammenhang mit den 1460 Straftaten wurden 967 Tatverdächtige ermittelt. Davon waren 76,8 Prozent männlichen und 23,2 Prozent weiblichen Geschlechts. 81 Prozent der Tatverdächtigen waren Erwachsene über 21 Jahren. 149 Tatverdächtige waren Nichtdeutsche. Dies ist ein Rückgang von 11,8 Prozent zum Vorjahr.

Von den insgesamt 1874 Straftaten waren 65 Fälle von Gewaltkriminalität, 323 Diebstahlsdelikte, 332 Vermögens- und Fälschungsdelikte, 265 Sachbeschädigungen und 197 Rauschgiftdelikte. Es habe weniger Gewaltfälle gegeben, weil es im Corona-Jahr 2020 auch weniger Feste gab, sagte Seeburg. Dagegen bleiben Drogendelikte auf hohem Niveau, wenngleich sie im vergangenen Jahr leicht zurückgingen. Knapp 65 Prozent werden dabei von Erwachsenen begangen, immerhin rund 35 Prozent von Jugendlichen und Heranwachsenden. Der Trend geht hin zu härteren Drogen, wie Heroin, Kokain, Amphetamin oder Methamphetamin. Um 19 Prozent zugenommen haben die Drogenfahrten, bei denen die Fahrer Rauschgift im Blut hatten.

Mit gezielter Aufklärung an Schulen, wie dem „Flashback“-Konzept, oder dem Programm „FreD“ (Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten) will die Polizei gegensteuern. Ein Problem sei auch das fehlende Unrechtsbewusstsein bei jungen Leuten. „Es ist eben nicht normal, mit zehn Gramm Marihuana in der Tasche spazieren zu gehen“, unterstreicht der Polizeichef. Sein Stellvertreter Kurt Etzel ergänzt, dass die hohe Fallzahl bei Drogendelikten auch darauf zurückzuführen ist, dass viel kontrolliert wird.

Eine Zunahme von Fällen gab es im Bereich der Vermögensdelikte. Hier ist ein Anstieg um 114 Prozent von 2016 bis 2020 zu verzeichnen. Am deutlichsten fällt der Anstieg im Bereich Cybercrime auf – von 58 Fällen im Jahr 2016 auf 197 Fälle im Jahr 2020. Darunter fallen beispielsweise Computersabotage, das Ausspähen von Daten, Fishing-Mails bis hin zum Hacken von Firmen, wobei hohe Schadenssummen im Spiel sind. Auch Callcenter-Betrügereien sind mit 90 Fällen auf Höchst-Niveau. 2016 waren es gerade einmal zwei Fälle. Im Jahr 2020 kam es in Unterfranken durchschnittlich an jedem dritten Tag zu einem vollendeten Callcenterbetrug und zu sieben versuchten Taten pro Tag. Die Polizei startete deshalb im Dezember 2020 die Kampagne „Leg auf“, um vor allem Senioren über Phänomene wie Enkeltrickbetrug und „falsche“ Polizeibeamte zu informieren.

Trotz Corona und weniger Festen nahm die Gewalt gegen Polizeibeamte zu. Im Jahr 2020 waren es 21 Fälle – vier mehr als im Vorjahr. Sechs Beamte wurden im Einsatz verletzt. „Jeder Fall von Gewalt gegen Polizeibeamte ist einer zu viel“, sagte Seeburg. Wegen Corona-Verstößen gab es im vergangenen Jahr 515 Vorgänge. Hieraus resultierten 390 Anzeigen. Fälle von häuslicher Gewalt nahmen hingegen – trotz coronabedingtem Aufeinandersitzen im Haushalt – ab, nämlich von 136 Fällen im Jahr 2019 auf 97 Fälle im Jahr 2020.

Für die Zukunft sieht Seeburg die PI Haßfurt gut gerüstet. Der Altersdurchschnitt der Beamten werde jünger. Wie viele Beamte in der PI Haßfurt tätig sind, wollte er nicht verraten. „Die 100er-Marke haben wir noch nicht gekratzt“, meinte er und fügte hinzu: „Es sind freilich zu wenige.“ Eine verständliche Aussage aus dem Mund eines Polizeichefs.

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