Gedreht wurde im April dieses Jahres unter anderem bei Lichterfeld. Kulisse bot die riesige Abraumförderbrücke F60 am Bergheider See, die heute Industriedenkmal ist - auch bekannt als „liegender Eiffelturm der Lausitz“. André Kaczmarczyk hatte bei den Dreharbeiten mit seiner Höhenangst zu kämpfen, wie er der Deutschen Presse-Agentur erzählt. „Das war gar nicht meins.“ Regisseur Stephan Rick und Kameramann Felix Cramer fangen die verwundete Landschaft überzeugend ein.
Die neue „Polizeiruf“-Folge aus dem Brandenburgischen ist durchaus ein Krimi im klassischen Sinne. Es gibt ein Opfer, zwei ermittelnde Kommissare auf Motivsuche und am Schluss einen gelösten Fall. Viel deutlicher als in anderen Episoden sind aber die Charaktere der Ermittler gezeichnet, was dem Film sehr gut tut. Ideen dazu kamen von den beiden Hauptprotagonisten. „Wir haben etliche Momente und Dialoge am Set geschaffen, die noch viel mehr etwas über Vincent und Adam erzählen. Die Vorlage hatte das in dieser Ausdifferenzierung so nicht hergegeben“, macht Schauspieler Kaczmarczyk deutlich.
Seine Figur Vincent ist frei von einem klassischen Rollenverständnis und Berührungsängsten. Frau, Mann, divers, egal - das ist für seine Kollegen gewöhnungsbedürftig. Auch Adam hält Vincent auf Abstand.
Für Ross und Raczek gehen mit dieser Episode die gemeinsamen Ermittlungen zu Ende, noch bevor sie richtig begonnen haben. Lucas Gregorowicz verlässt nach zwölf Jahren den „Polizeiruf 110“. „So einen Partner zu finden, ist selten. Das letzte Mal hatte ich das Glück mit Moritz Bleibtreu vor 20 Jahren“, schwärmt er. Er gehe, weil die Kluft zu groß geworden sei zwischen dem gefühlten Potenzial und dem, was in Krimistrukturen möglich ist. Gregorowicz sieht eine Parallele zur Figur Adam und dessen Abgang. „Tristesse und Aussichtslosigkeit der Settings und der Stoffe wollte ich nicht mehr.“
Kaczmarczyk stimmt in die Kritik mit ein und plädiert dafür, sich auch mal wegzubewegen von der traditionellen Erzählweise. „Warum muss der Krimi immer mit einer Leiche beginnen? Warum bleibt ein Kriminalfall nicht auch mal ungelöst? „Wenn man diese Traditionen nicht sprengt, brauchen wir uns nicht wundern, dass diese Formate einer gewissen Gleichförmigkeit unterliegen.“