Praxen in Untermerzbach Zahnarzt und Hausarzt finden Nachfolger

Pia Bayer
Ab dem heutigen Tag sieht die Ärzteversorgung in Untermerzbach anders aus (von rechts): Dr. Martin Ziemer hat die Zahnarztpraxis von Dr. Martin Kotschenreuther zum 1. April übernommen, der allerdings auch weiterhin halbtags dort weitermachen wird. In die Allgemeinarztpraxis von Dr. Roland Gießel kommt mit Dr. Cristian Covaci ebenfalls ein zweiter Arzt hinzu. Für die nächsten 15 Monate wollen die beiden Hausärzte gemeinsam Dienst tun, dann übernimmt Dr. Covaci alleine. Foto: Pia Bayer

In Untermerzbach gibt es positive Nachrichten: Bei beiden Arztpraxen in der kleinen Gemeinde geht es weiter.

 
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„Ich saß bei meinem Friseur“, erzählt Dr. Roland Gießel schmunzelnd, wie es dazu gekommen ist, dass er für seine Hausarztpraxis auf dem Land einen Nachfolger gefunden hat. Weiter sagt er: „Dr. Covaci ist schon etwas vom Himmel gefallen. Er ist auf mich zugekommen.“ Denn während die Schere klappert, bejaht der Friseur die Frage, ob er nicht einen Arzt kenne, der vielleicht Interesse an der Praxis in Untermerzbach habe. Roland Gießel bittet daraufhin, seine Mobilnummer weiterzugeben. Ein Jahr später erhält er eine SMS. Die beiden Ärzte treffen sich, tauschen sich aus und entwickeln gemeinsam ein Modell für die Zukunft.

In der Zahnarztpraxis Dr. Kotschenreuther an der Untermerzbacher Schulstraße derweil hat sich zu diesem Zeitpunkt bereits ein Nachfolger für die Praxis gefunden, auch wenn es den beiden Dentalmedizinern noch nicht klar ist. Durch eine „Zufallsbewerbung“, wie Martin Ziemer es nennt, arbeiten Dr. Martin Kotschenreuther und Dr. Martin Ziemer seit 2018 bereits gemeinsam, bevor der Ausfall von zwei Vollzeitkräften unter den Zahnmedizinischen Fachangestellten innerhalb von nur zwei Tagen den weiteren Betrieb der Zahnarztpraxis ab April 2022 mit zwei Ärzten in Vollzeit unmöglich macht. Martin Kotschenreuther arbeitet von da an deshalb wieder alleine, empfindet es aber als „schon belastend“ und entschließt sich in der Folge, in Zukunft kürzer treten zu wollen. Dr. Ziemer unterdessen würde die Praxis gerne übernehmen.

Am Ende steht damit für beide Arztpraxen in Untermerzbach das gleiche Ergebnis: Sie haben eine Zukunft und werden von jungen Medizinern weitergeführt werden. In der Übergangsphase sind zudem jeweils gleich zwei Mediziner vor Ort.

Für die Allgemeinarztpraxis Dr. Roland Gießel bedeutet das, dass Cristian Covaci ab dem heutigen Montag als angestellter Arzt ins bestehende Praxisteam mit einsteigt und Roland Gießel Stunden reduziert. Nach 15 Monaten gemeinsamer Zeit ist dann die vollständige Übergabe an den 47-jährigen Covaci geplant.

Ohne das anfängliche Jobsharing wäre die gleichzeitige Arbeit in Untermerzbach zu Einarbeitungszwecken und anschließende Übergabe der Praxis von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) nicht erlaubt worden, erklären Roland Gießel und Cristian Covaci. Der nördliche Landkreis Haßberge gilt laut der aktuellen Statistik der KVB vom Januar 2023 mit einem Versorgungsgrad von 108, 76 Prozent bei den Hausärzten als überversorgt. Klar ist aber auch, dass zehn der 21 Hausärzte, die für den Bereich Ebern von Untermerzbach bis Aidhausen erfasst sind, über 60 Jahre alt sind. Das Durchschnittsalter der Hausärzte in der Region liegt demnach bei 57,5 Jahren.

Umso glücklicher sind die beiden Allgemeinmediziner, dass die Erlaubnis zum gemeinsamen Praxisbetrieb letztlich so doch erteilt worden ist. „Das ist dann eine Perspektive für die nächsten zehn bis 15 Jahre“, freut sich Roland Gießel, dass er einen Nachfolger gefunden hat – zumal einen, der von der Chirurgie über die Innere Medizin bis hin zur Kardiologie in etlichen Bereichen bestens ausgebildet und in der Region verankert ist sowie vielen Patienten durch seine vorherige Tätigkeit im Haus Ebern der Hassberg-Kliniken schon bekannt sein dürfte. Erst die Turbulenzen rund um die Hassberg-Kliniken im Jahr 2019 hatten den gebürtigen Rumänen überhaupt dazu bewegt, sich in Richtung Allgemeinmedizin fortzubilden.

Während die Anzahl der Arztpraxen und -sitze bei den Allgemeinmedizinern durch die KVB klar geregelt ist, können sich Zahnärzte laut Martin Kotschenreuther niederlassen, wo sie wollen. „Die Zahnarztversorgung ist schon noch gut“, meint er, weiß aber, dass auch immer mehr Zahnarztkollegen keine Nachfolger mehr für ihre Praxen finden. Als Beispiele führt er Mediziner in Zapfendorf, Schney, Haßfurt und Coburg an. „Insofern bin ich froh, dass ich einen Nachfolger gefunden habe“, sagt entsprechend auch er mit Blick auf Martin Ziemer.

Der 57-jährige Kotschenreuther hat seine Praxis zum 1. April nun bereits vollständig übergeben und wird nur noch an drei Tagen pro Woche vormittags praktizieren. Martin Ziemer dagegen ist nun Vollzeit vor Ort sein und freut sich über die Selbstständigkeit.

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